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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 102 von 118

 

einen Ordnungsruf einbringen würde, so empört mich das. Das ist eine Chuzpe und kein Rechnungsabschluss. (Beifall bei den GRÜNEN.) Der FSW bekommt über 800 Millionen von der Stadt Wien, und was bekommt der Gemeinderat vom Herrn Hacker? Eine Schnäuztüchl-Bilanz!

 

Wenn alle Informationen so sind, Frau Stadträtin, dann wissen Sie wahrscheinlich vieles nicht. Was ist versprochen worden bei der Ausgliederung? Versprochen wurde, es wird eine flachere Hierarchie geben, und es wird ein schnelleres Arbeiten geben. Genau das Gegenteil ist im Moment der Fall. Vielleicht meint man mit der flachen Hierarchie allerdings, dass in allen neuen GmbHs, die im FSW gegründet worden sind, der Herr Hacker auch wieder der Geschäftsführer ist. Vielleicht ist das damit gemeint. Warum das so sein muss, ist eigentlich nicht einsichtig. Er ist ja als Eigentümervertreter ohnehin in den GmbHs vertreten. Warum muss er auch noch Geschäftsführer sein? Geht es ihm da um die Kontrolle? Das ist jedenfalls der Eindruck, den die MitarbeiterInnen im FSW haben.

 

Was das schnellere Arbeiten betrifft: Im FSW gibt es mehr Bürokratie denn je. Immer mehr Statistiken sind auszufüllen, und das Personal wird durch diese Statistiken auch immer mehr verunsichert. Wozu dienen diese Statistiken? Warum müssen MitarbeiterInnen ausfüllen, wie viele Minuten sie für welche Arbeit verwenden? Das macht ihnen natürlich Angst, und viele haben auch Bedenken, dass dann herauskommt: Diese Kollegin braucht für die Beratung der KundInnen nur zwei Minuten, wieso brauchst du drei Minuten? Warum muss das so sein, warum muss das gerade in einem Fonds Soziales Wien so sein?

 

Frau Stadträtin, haben Sie schon gehört von der 360-Grad-Beurteilung im FSW? Wissen Sie, was das ist? Die 360-Grad-Beurteilung ist eigentlich ein Feedback-Instrument, das bedeutet, dass Vorgesetzte Untergebene beurteilen, dass Untergebene Vorgesetzte beurteilen und dass MitarbeiterInnen MitarbeiterInnen beurteilen. So weit, so gut. Die Frage ist: Wie wird dieses Instrument angewandt? Falls Sie es nicht wissen, kann ich es Ihnen verraten. Das wird nämlich dafür eingesetzt, um einen Teil der Prämien zu bekommen, die es im FSW gibt. Wenn Sie nicht mindestens von zwei KollegInnen beurteilt werden, dann entfallen 10 Prozent der Prämie. Möchten Sie hier im Gemeinderat haben, dass ein Teil Ihres Gehaltes davon abhängt, ob Sie von MitarbeiterInnen beurteilt werden? Ich möchte das nicht haben, und ich frage mich, warum das im FSW so sein muss.

 

Wie schaut eigentlich diese Beurteilung aus? Die MitarbeiterInnen müssen sich dazu zum Computer setzen. Da gibt es ein völlig neues Computersystem, für das die KollegInnen im FSW erst eingeschult werden müssen. Auch dafür geht wieder Zeit drauf. Und dann sitzt man vor dem Kastel, hat einen Raster vor sich und muss Beurteilungen über die KollegInnen abgeben. Das ist ein superfeines Bild. Wir sind aber im Bereich Soziales, wenn ich Sie daran erinnern darf.

 

Es hat bezüglich der Ausgliederung des FSW einmal einen Antrag der GRe Frauenberger, Schuster, Scheed und Hundstorfer gegeben, und da hat es auch geheißen, es muss sichergestellt sein, das die zukünftigen MitarbeiterInnen nach einer einheitlichen Betriebsvereinbarung entlohnt werden, und so weiter und so fort. Was ist passiert? Faktum ist, im FSW gibt es zwei unterschiedliche Klassen von Personal. Es gibt noch immer die Privatangestellten und die Gemeindebediensteten und beide haben unterschiedliche Voraussetzungen. Wenn es für die Privatangestellten die Prämien schon gegeben hat, haben sie die Gemeindebediensteten noch nicht bekommen. Man sagt ihnen, das sei aus irgendwelchen verrechnungstechnischen Gründen. Wenn die einen die Inflationsabgeltung schon bekommen haben, haben sie die anderen noch nicht bekommen. Wo ist da die Gleichbehandlung?

 

Die allgemeine Stimmung beim Personal im FSW kann ich Ihnen auch schildern. Wenn man mit den Menschen redet, die im FSW arbeiten, dann sagen sie: Es ist so, als sollten wir ganz bewusst auseinanderdividiert werden, als sollten Bindungen zerstört werden und als sollten wir alle in einen Raster gepresst werden. Können sie sich vorstellen, was das für eine Stimmung hervorruft?

 

Die Menschen, die im FSW arbeiten, erfahren keine Wertschätzung durch die Geschäftsführung. Sie sind überbelastet, sie fühlen sich gemobbt, und sie haben Angst vor Meinungsäußerung. Viele wollen versetzt werden. Das ist das Bild im Fonds Soziales Wien, das ist das Bild im Sozialbereich. Das ist der Bereich, für den die Stadt Wien 835 Millionen EUR hergibt und für den sie eine Schnäuztüchl-Bilanz zurückbekommt.

 

Diese Arbeitsbedingungen treffen Menschen, die mit Menschen arbeiten, wofür sie eigentlich ihre gesamte Kraft und Energie brauchen würden. Sie können es nicht brauchen, dass sie mit internen Statistiken und mit internen Managementmethoden ihre Zeit verschwenden müssen. Im Gegensatz zu dem, was versprochen wurde, dass es schnellere Arbeitsabläufe geben wird, wird immer mehr Zeit für interne Abläufe verwendet, und es gibt immer weniger Zeit für die KundInnen. Es ist nur dem Einsatz der Menschen im FSW zu verdanken, das die KundInnen noch immer nicht ganz auf der Strecke bleiben.

 

Wir haben Sie gewarnt vor den Folgen der Ausgliederungen, und ich meine, am Beispiel des FSW wird uns deutlich vor Augen geführt, was passieren kann. Nicht nur das Personal ist in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft geteilt, auch wird das Ganze immer mehr der Kontrolle entzogen. Wenn Sie sagen, dass diese Bilanz oder dieser Rechnungsabschluss oder dieses FSW-Ist 2007 ausreichend ist für die Kontrolle durch den Gemeinderat, dann weiß ich auch nicht, in welcher Welt Sie leben. Ich finde das nur empörend.

 

Frau Stadträtin! Wenn Sie sich wirklich bei den Menschen im FSW bedanken wollen und dies nicht nur durch schöne Worte, sondern wenn Sie ihnen den Rücken stärken wollen, dann setzen durch, dass sie wieder genügend Supervision bekommen. So, wie es jetzt läuft, ist

 

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