Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 118
unser Auftrag, diese Konflikte gemeinsam zu lösen,
und zwar über den Dialog und nicht durch Aufhussen. Letzteres gefährdet nämlich
den sozialen Frieden, und diesen wollen wir uns in dieser Stadt nicht gefährden
lassen. Daher setzen wir sehr viele Maßnahmen im Integrationsbereich. (Beifall
bei der SPÖ.)
Nun noch zu der Kritik, dass
es keine Evaluierungen und Berichte gibt. – Ich bin wirklich darauf
bedacht, den Ausschuss immer mit den neuesten Publikationen zu versorgen. Sie
alle wurden über die Daten und Fakten 2007 im Bereich der Integration
informiert. Es gibt einen eigenen Integrations- und Diversitätsbericht, den Sie
bekommen haben. Wir haben eine „Mama lernt Deutsch“-Evaluierung vorgenommen.
Ich habe versprochen, dass es einen Zwischenbericht zur Sprache geben wird.
Diesen werden wir, wenn das Heften bis morgen funktioniert, morgen, also noch
vor dem Sommer, austeilen können. Wir haben unser Konzept auch im Integrations-
und Diversitätsbericht ganz genau beschrieben.
Im Zusammenhang mit der
Integrationsarbeit wurden auch die 600 Stunden Deutschunterricht angesprochen. Das
hat Nurten Yilmaz schon klargestellt, ich möchte es an dieser Stelle aber noch
einmal tun: Ich hatte mit Innenminister Platter zwei Gespräche zu seinem
Integrationsbericht. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass Wien den Weg der
Niedrigschwelligkeit geht und dass es uns sehr wichtig ist, dass
Sprachmaßnahmen leistbar sind. Wir sind nicht gegen ein Mehr an
Sprachmaßnahmen, damit die Deutschkenntnisse verbessert werden, denn gute
Deutschkenntnisse sind, wie gesagt, der Schlüssel zur Integration. Wir sind aber
dafür, dass die Maßnahmen leistbar sind, und das zeichnet unsere Deutschkurse
in dieser Stadt aus. Diese freiwilligen Kurse werden durchaus gut besucht, und
eine Schlüsselfunktion dabei haben Niedrigschwelligkeit und Leistbarkeit. So
kostet etwa bei „Mama lernt Deutsch“ eine Stunde 1 EUR, und bei der
Evaluierung wurde dieser Maßnahme ein ausgezeichnetes Zeugnis ausgestellt.
Weiters wurde die Arbeitsmarktsituation der Frauen
angesprochen. Eine wichtige Forderung dabei ist ein eigener Aufenthaltstitel für
Frauen, denn nur so kann es für Frauen eine eigenständige Existenzsicherung
geben, egal, woher sie kommen. Der Slogan in der Wiener Frauenpolitik heißt:
„Frauen sollen sicherer und selbstbestimmt in dieser Stadt leben können“. Dabei
verstehen wir „sicher“ im Sinne von sozialer Sicherheit, aber „sicher“ auch im
Sinne von Sicherheit vor Gewalt.
Der
Schwerpunkt der Frauenpolitik lag im Jahr 2007 im Bereich Gewaltschutz und im
Bereich Bildung. Bei Bildung ging es natürlich auch um proaktive
Arbeitsmarktpolitik und um Arbeitslosigkeitsprävention. Ich teile die
Auffassung, die Monika Vana angesprochen hat, dass für den Feminismus autonome
Frauenräume vonnöten sind. Ich denke, das ist der Schlüssel für feministische,
innovative Frauenpolitik. Ich bin eine Verfechterin dieser Auffassung und wenn
es von eurer Seite Kritik gibt, dass es in einem Verein ein Problem mit der
Förderung gegeben hat, dann bitte ich um genaue Information mit Namen und
Adresse, denn dann kann ich mich auch entsprechend dafür einsetzen. Es zeichnet
nämlich die Förderpolitik der MA 57 aus, dass sie ganz klare Kriterien beschreibt und dass wir mit
unseren Ein- und Dreijahresverträgen den Frauenvereinen die entsprechende
Sicherheit geben, tatsächlich an der Herstellung von Selbstbestimmtheit und
Sicherheit für Frauen arbeiten zu können.
Mit 7,8 Millionen EUR ausschließlich fürs
Frauenressort haben wir sehr gute Arbeit geleistet. Aber natürlich ist
Frauenpolitik eine Querschnittspolitik, und sie wird auch in allen anderen
Ressorts ernst genommen. Wir haben da tolle Kooperationen mit den verschiedenen
anderen Bereichen.
Uns geht es darum, am
Empowerment zu arbeiten, Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
zu setzen. Damit gehen wir in der Gleichstellungspolitik tatsächlich aktiv einen
Schritt weiter. Wir haben ein Konzept zum Papa-Monat, und ich werde Heidrun
Silhavy treffen und daran weiter arbeiten. Wir haben bereits ein Konzept fast
fertig ausgearbeitet, wie es denn möglich wäre, die Frauenförderung an die
öffentliche Auftragsvergabe zu koppeln. Das ist nämlich sicherlich ein Schritt,
dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Wir haben in der Stadt selbst
eine Quotenregelung, und für eine solche setze ich mich auch in der
Privatwirtschaft ein.
Ich meine, neben diesen
klassischen frauenpolitischen Forderungen geht es auch darum, immer wieder ganz
konkrete Schwerpunkte zu setzen. Wir haben im Bildungsbereich mit dem
Bildungskompass, mit der Forderung, dass Bildung kein Luxus sein darf, und mit
den neuen Konzepten auch im Bereich der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen des
WAFF bereits wesentliche Schritte gesetzt. Wir haben einen eigenen
Frauen-Power-Tag veranstaltet, an dem wir unsere Bildungsprogramme und unsere
politischen Forderungen dazu präsentiert haben. Dieser wurde von den
Wienerinnen phänomenal gut angenommen, und wir konnten bei dieser Gelegenheit
sehr vielen Frauen direkt vor Ort und niedrigschwellig, wie es unsere Methode
ist, helfen und Unterstützung anbieten.
Zum Sicherheitsbereich: Das Jahr 2007 stand unter dem
Motto „Zehn Jahre Gewaltschutzgesetz“. – Wir haben das auch in diesem Raum
bereits hinlänglich diskutiert. Wichtig ist mir, dass wir uns auch im Bereich
Gewaltschutz immer wieder bewusst machen, dass Partizipation und eigenständige
Existenzsicherung wesentliche Präventionsmittel gegen Gewalt sind. Es geht uns
aber auch darum zu erreichen, dass in diesem Zusammenhang spezifische Rechte
wie eine schonendere Einvernahme sowie psychosoziale und juristische
Prozessbegleitung verankert werden. Diese Forderung gilt es jetzt permanent zu
wiederholen. Auch 2008 können wir bei den „16 Tagen gegen Gewalt“ diese
Forderung aufstellen.
Es ist Tatsache – und darauf
können wir stolz sein –, dass wir in Wien das dichteste Gewaltschutznetz
haben, das super funktioniert. Und wir sind zum Beispiel auch jetzt während der
Europameisterschaft mit unseren
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