Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 118
wollen den Wienerinnen und Wienern nahebringen, dass sie unsere Märkte weiterhin beziehungsweise sogar noch mehr in Anspruch nehmen sollen. Dort wird nämlich das garantiert, was wir in der Ernährungstechnik und in der Ernährungslehre immer wieder einfordern, nämlich dass die Nahrungsmittel gesund und regionaler Herkunft sind, dass sie saisonal angeboten werden und auch leistbar sind. Fraglos ist auch der soziale Aspekt ganz wichtig.
Wichtig ist mir, in diesem Zusammenhang zu sagen,
dass der Markt nicht zuletzt auch ein wunderbarer Ort der Begegnung ist. Der Markt
ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie gut das Zusammenleben funktionieren
kann, und darauf sind wir sehr stolz.
Viele Standlerinnen und Standler haben
Migrationshintergrund, andere wiederum nicht, aber sie haben alle gemeinsam auf
den Märkten ein Ziel, nämlich dass der Markt gut geht, dass er beliebt ist und
dass die Wienerinnen und Wiener, egal, woher sie kommen und wie lange sie schon
da sind, auf den Märkten einkaufen und gut miteinander kommunizieren. Die
Märkte sind also ein Ort des Dialoges, und Dialog ist selbstverständlich ein
ganz wichtiger Teil unserer Integrationspolitik.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nun bin ich bei
einem wesentlichen Punkt: Es gibt ein Wiener Integrationskonzept. Dieses Wiener
Integrationskonzept beschreiben wir in Permanenz, und das Schöne an diesem
Konzept ist, dass es uns auch die Möglichkeit gibt, jedes Jahr eine
Schwerpunktsetzung vorzunehmen. So können wir immer wieder ein Rädchen in
Richtung unserer Integrationspolitik weiter drehen, und wir verstehen unter
Integration die Herstellung von Chancengleichheit. Mit Integration soll
erreicht werden, dass die Potenziale und Ressourcen bestmöglich wahrgenommen
werden und die Vielfalt als Chance begriffen wird.
Wie die Wiener GRin Yilmaz heute schon kurz beschrieben
hat, besteht das Wiener Integrationskonzept darin, dass wir die Zuwanderung
befürworten, dass diese aber klar und transparent zu regeln und unabdingbar an
Integrationsmaßnahmen zu koppeln ist. Die vier Säulen unserer
Integrationspolitik sind Sprache, Arbeitsmarkt, Zusammenleben – ich habe den Dialog am Beispiel der Märkte schon
beschrieben –und
Messbarkeit. Auf diesen Säulen ruht ein Dach, und ich meine, dafür muss es in
einer demokratischen Gesellschaft einen breiten Konsens geben, denn dieses Dach
ist das gemeinsame Auftreten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und die
Arbeit für Integration. – Diese Merkmale zeichnen die Wiener
Integrationspolitik aus. (Beifall bei der SPÖ.)
2007 haben wir daher im Rahmen dieses
Integrationskonzeptes insbesondere an der Säule des Arbeitsmarktes massiv
gearbeitet. Worum ist es mir dabei gegangen? – Mir ist es darum gegangen, soziale Mobilität über die
Sprache hinaus zu definieren. Sprache ist fraglos ein Schlüssel zur
Integration. Unter der Herstellung von sozialer Mobilität verstehe ich aber,
dass ermöglicht wird, dass Qualifikationen und interkulturelle Kompetenzen
insofern verwertbar sind, als Menschen hier erwerbstätig sein können und über
die Erwerbstätigkeit eigenständig existenzgesichert sind. Deswegen haben wir im
Jahr 2007 ein Acht-Punkte-Programm im Hinblick auf den Arbeitsmarkt
verabschiedet. Und weil sich der Rechnungsabschluss hervorragend für Bilanzen
eignet, möchte ich an dieser Stelle sagen: Wir haben alle acht Punkte
umgesetzt, und zwar erfolgreich umgesetzt: Es gibt eine
Nostrifikationsbegleitung, es gibt Orientierungsgespräche, es gibt zusätzliche
Lehrstellen in den ethnischen Ökonomien. Und wir haben es auch geschafft, uns
mit unseren Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen auch an die Migrantinnen und Migranten
zu wenden. Mittlerweile haben 20 Prozent der AbsolventInnen von
WAFF-Maßnahmen Migrationshintergrund.
An diesen Maßnahmen müssen wir permanent
weiterarbeiten. Ziel dieses Acht-Punkte-Programmes ist es, wie gesagt, zusammen
mit der Sprachkompetenz die soziale Mobilität herzustellen, womit eine
eigenständige Existenzsicherung ermöglicht ist. Diese ist nämlich in
Wirklichkeit der Schlüssel zur echten Integration. Daher ist es Hintergrund der
gesamten Integrationsarbeit, dass wir mit dem sozialen Mobilitätsprogramm
weiter zum sozialen Frieden in unserer Gesellschaft beitragen. Darüber besteht
hier wohl Konsens.
Betonen möchte ich, dass Integrationsarbeit natürlich
ein ständiger Prozess ist, bei dem es permanent darum geht, neue Projekte zu
erfinden, innovativ zu sein und gemeinsam zu arbeiten. In diesem Zusammenhang sind wir, wie ich meine, außerhalb der politischen
Auseinandersetzung sehr oft einig. Das sieht man auch an der Beschlussfassung
im Gemeinderatsausschuss, wenn es darum geht, gemeinsame Projekte zu machen.
Ich suche diesbezüglich wirklich den Konsens, weil ich glaube, dass wir gerade
die Herausforderung Integration letztlich nur gemeinsam bewältigen können. Und
insofern ist für mich sozusagen der rote Faden immer, dass wir gemeinsam gegen die
Fremdenfeindlichkeit auftreten und dafür sorgen, dass Menschen eigenständig und
existenzgesichert sind. Und dafür schaffen wir entsprechende Programme und
Konzepte.
Im Zusammenhang mit dem Zusammenleben wurden auch die
MediatorInnen angesprochen, wobei kritisiert wurde, dass man sich in diesem
Bereich schwer nicht auskennt. – Tatsache ist: Es gibt verschiedene
Mediationsprogramme in einem Pool, und wir bieten diese über die MA 17 an.
Zusätzlich habe ich mit Herrn StR Ludwig 100 MediatorInnen präsentiert, die
dann zum Einsatz kommen, wenn es darum geht, Konflikte beim Zusammenwohnen zu
lösen. Darüber gibt es auch eine schöne Darstellung. Wenn es diesbezüglich
Fragen gibt, kann man sich entweder an die MA 17 oder direkt an mich
wenden, wir werden die Probleme sicherlich lösen können. Wir haben in die
Mediation sehr viel investiert, da ja die dritte Säule im Integrationsprojekt
das Zusammenleben und die gute Nachbarschaft beinhaltet.
Wir wissen, dass viele Konflikte,
die es gibt, gar keine kulturellen Konflikte oder Integrationskonflikte sind,
sondern sehr oft soziale Konflikte. Wenn die so genannten
Modernisierungsverlierer den Zugewanderten gegenüber stehen, dann kann es
Konflikte geben, und daher ist es
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