Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 118
anmailen! Mir kommt manchmal vor, dass die Kollegen
und Kolleginnen von der ÖVP am Computer am besten die Tasten mit den Funktionen
„Copy“ und „Paste“ beherrschen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Antrag, der
wahrscheinlich jetzt gleich eingebracht werden wird, der mehr oder weniger eine
Kopie unseres heutigen Antrags ist. Das verstehen wir nicht als Zusammenarbeit,
sondern das nennt man Ideenklau beziehungsweise im akademischen Milieu
geistigen Diebstahl! Sie können gerne nachfragen, wenn Sie Nachhilfe brauchen!
Aber diese Art der so genannten Zusammenarbeit möchte ich dezidiert ablehnen! –
Danke vielmals. (Beifall bei den GRÜNEN. – Zwischenruf von GR Dr Fritz
Aichinger.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Frank. Die
Redezeit beträgt drei Minuten.
GRin Henriette Frank (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin!
Ich möchte für das Protokoll die Bedeutung des Wortes
„uns“, wie ich es nach der Interpretation der Frau GRin Korun gesagt haben
soll, nicht stehen lassen. – Es ging um das Mediationsverfahren und dass
der Mediator gesagt hat, dass es, wenn die Regeln nicht eingehalten werden,
Konsequenzen geben muss. Darauf habe ich gesagt, dass das ja keiner von
uns – in Klammer: von der FPÖ – war. Es war nämlich jemand von der
SPÖ, die auch die Macht hätte, das entsprechend zu ändern. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Jetzt
gelangt Frau GRin Mag Ekici zu Wort. – Bitte schön.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Selbstverständlich werde ich gleich am Anfang zur
Wortmeldung meiner Kollegin Alev Korun ein paar Sätze sagen. – Sie
interpretiert anscheinend nicht nur die Worte der Kollegin Frank, sondern auch
unsere Ausführungen etwas anders. Wir würden uns da mehr Objektivität statt
Subjektivität erwarten! Ich habe mir jetzt ganz schnell noch einen Artikel aus
der „Presse“ vom 20.6.2007, also von vor einem Jahr, herausgesucht. Damals habe
ich mich zu einem Antrag, wie wir ihn auch heute einbringen, betreffend bessere
Durchmischung von Menschen im Gemeindebauten zwecks Vermeidung von Konflikten
geäußert. (Zwischenruf von GR Dipl-Ing Martin Margulies.) Darüber
stand eine ganze Seite in der „Presse“. Ich kann Ihnen das gerne geben: Es ist
also nichts mit dem Ideenklau! Vielleicht war das umgekehrt! Deswegen haben wir
den Antrag auch heute eingebracht. (Rufe und Gegenrufe bei GRÜNEN und der
ÖVP.)
Es war mir ein Anliegen, das hier zu vermitteln.
Selbstverständlich sind wir bemüht, die Stimmung fraktionsübergreifend nicht
verkrampfen zu lassen. Aber so etwas müssen wir uns auch nicht gefallen lassen,
meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Etwas möchte ich noch sagen, bevor ich zu meinen eigentlichen
Ausführungen komme: Wir haben im Rahmen eines Antrages auch den Ausbau von
Mediation im Gemeindebau gefordert. Die aktuelle Situation mit dem
Mediatoren-Pool wurde heute von Kollegen Stürzenbecher schon kurz angesprochen.
Wir wissen, dass es in der Praxis zu wenig Mediatoren gibt. Die Stadträtin
redet von 100 Mediatoren und Mediatorinnen. Mir sind diese 100 Leute nicht
bekannt! Und mir berichten Menschen, die in Gemeindebauten leben, dass es mit
dem Mediatoren-Pool vorne und hinten nicht klappt.
Ein Beispiel: Nehmen wir an, es gibt einen Konflikt
zwischen alteingesessen und türkischsprachigen Gemeindebaumietern. Dann würden
wir natürlich zur Mediation jemanden aus diesem Sprachraum brauchen. Der- oder
diejenige steht dann aber unter Umständen gerade nicht zur Verfügung, weil er
oder sie gerade sozusagen im Dienst und nicht da ist. – Das muss noch
ausgebaut und effizient aufgearbeitet werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Jetzt zu meinen
eigentlichen Ausführungen: „Wien ist anders.“ „Wien ist besser.“ – Immer
wieder wird von der SPÖ-Stadtregierung auf unterschiedliche Weise via
großflächiger Werbung versucht, uns dies zu vermitteln. Für mich, aber auch für
viele andere Wienerinnen und Wiener stellt sich im Hinblick darauf die Frage,
ob diese Slogans angebracht und gerechtfertigt sind.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich meine: Das
ist sicherlich nicht der Fall, weder im Integrationsbereich noch in anderen
Bereichen in dieser Stadt! Für uns ersetzen Werbemaßnahmen keine Sprachkurse, keinen
die Integration fördernden Kindergartenbesuch, keine die Bildung fördernden
Maßnahmen, keine durchdachte Gemeindewohnungsvergabepolitik und schon gar nicht
ein Zusammenwachsen von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Wir fordern
daher die Stadt Wien auf, Integration nicht nur als Schlagwort oder
Werbeslogan, sondern endlich als dringend notwendiges Handlungsfeld zu sehen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie müssen
aufhören, Probleme, die bestehen, zu verleugnen und zu verdecken. Ich habe an
dieser Stelle schon x-mal bestehende Defizite genannt – manchmal in
ähnlicher Weise wie die GRÜNEN, denn wir haben mit ihnen zugegebener Maßen in
manchen Punkten auch sozusagen Schnittstellen –, tatsächlich sind aber die
Stadträtin beziehungsweise die Stadtregierung bis heute auf diese Punkte, die
wir und auch die Grünen
eingebracht haben, nicht eingegangen. Das wurde heute auch schon von meiner
Kollegin Korun länger ausgeführt.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Als StRin Frauenberger angelobt wurde, erhoffte ich mir gemeinsam mit
meiner Fraktion, dass endlich eine Kehrtwendung im Integrationsbereich
eintreten würde. Und ich gebe zu, dass diese Hoffnung heute noch besteht und
ich diese Hoffnung noch nicht aufgegeben habe, und ich möchte StRin
Frauenberger auch den Willen, etwas bewegen und generell etwas machen zu
wollen, nicht absprechen. Das ist nicht meine Intention! Und ich begrüße auch
diverse Initiativen der Stadträtin. Bei einigen sind wir ja bekanntlich auch
mitgegangen. Ich nenne an
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