Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 118
habe ich mir ein wenig Hoffnung gemacht, denn Sie haben ja mit konkreten Fällen argumentiert und gesagt: Es geht nicht an, dass Menschen mit solchen Argumenten delogiert oder auch nur schlechter behandelt werden.
Der Rest Ihrer Rede war leider wieder in dem Ton, den
wir von den Freiheitlichen gewohnt sind, als Sie etwa gesagt haben: „Ich habe
nicht geglaubt, dass das keiner von uns ist!“ – Ich nehme an, da haben Sie
einen Migranten oder eine Migrantin gemeint! (Zwischenruf von GRin Henriette
Frank.) Sie haben gemeint, dass das keine freiheitliche Person war! Dann
habe ich es vielleicht falsch verstanden! Ich habe es leider so interpretiert
wie all das, was von der FPÖ üblicherweise leider kommt, nämlich eine
Einteilung der Wiener Bevölkerung in die Unsrigen und die so genannten nicht
Unsrigen, die „falschen“ Österreicher – wie ich eine bin –, die nicht
hier geboren und nicht hier aufgewachsen sind und nicht von so genannten
österreichischen Eltern abstammen. – Nun aber genug dazu.
Die Stadt Wien hat schon im Jahr 1992 den so
genannten Integrationsfonds geschaffen und war sehr stolz darauf, dass Wien in
Österreich die erste Stadt ist, die eine solche Einrichtung, die sich mit
Integrationspolitik beschäftigt, geschaffen hat. Die Kritik der GRÜNEN lautete
damals schon, dass das quasi eine ausgegliederte Stelle ist und dass das daher nicht
dem Mainstreaming entspricht. Wir meinen, Integrationspolitik ist eine
Querschnittsmaterie, die bekanntlich in alle Lebensbereiche hineinspielt, und
daher sollte sie sozusagen mitten im Magistrat betrieben werden und nicht in
einem ausgegliederten Fonds. Dieser Kritik hat die SPÖ letztlich nach vielen
Jahren im Jahr 2004 inhaltlich stattgegeben. Der Integrationsfonds wurde in
dieser Form aufgelöst und in eine eigene Magistratsabteilung verwandelt.
Warum erzähle ich diese Geschichte? – Ich
erzähle sie, um uns allen in Erinnerung zu rufen, dass die Stadt Wien schon
länger sagt, sie betreibe Integrationspolitik und nehme sie ernst. Tatsache ist
allerdings auch, dass die Stadt Wien bis heute keinen regelmäßigen
Integrationsbericht der zuständigen MA 17 oder der zuständigen Stadträtin
vorlegt, aus dem auch alle anderen, zum Beispiel die Oppositionsfraktionen,
erfahren können, welche Maßnahmen die Stadt Wien gesetzt hat, wo sie
erfolgreich war, was das Ganze gebracht hat und wo es Änderungsbedarf gibt.
Obwohl die Stadt Wien behauptet, seit 15 Jahren eine
offene Integrationspolitik zu betreiben, hat sie bis heute kein einziges Mal
die gesetzten Integrationsmaßnahmen evaluiert. Heuer haben wir zum ersten Mal
erlebt, dass eine solche Evaluation beschlossen wurde. Es soll jemand damit
beauftragt werden zu überprüfen, ob die Maßnahmen, die die Stadt Wien setzt,
überhaupt greifen. Einen Bericht dazu gibt es jedoch, wie gesagt, bis heute
nicht. – Wir sind der Meinung, dass ein solcher Integrationsbericht jährlich
dem Gemeinderat und dem Landtag vorgelegt werden sollte. Dieser Bericht sollte
logischerweise von mehreren Abteilungen ausgearbeitet werden, weil Integration
eine Materie ist, die mit Gesundheitspolitik, Wohnpolitik, politischer
Partizipation, Frauenpolitik, Bildungspolitik, Sozialpolitik,
Arbeitsmarktpolitik und so weiter zu tun hat.
Wir haben das mehrmals angeregt, und wir finden, es
ist gut, dass eine solche Evaluation gleichsam nach dem Motto „better late than never“ endlich vom
Integrationsausschuss beschlossen wurde. Dazu haben wir auch unsere Zustimmung
gegeben, wenn wir auch etwas Bedenken haben, denn es ist noch immer relativ
unklar, wie diese Evaluation vonstatten gehen soll. Zum Zeichen unseres guten
Willens und weil das schon mehr als notwendig und überfällig ist, haben wir im
Integrationsausschuss also zugestimmt und hoffen, dass diese Evaluation auch
ernst genommen und sozusagen Hand und Fuß haben wird!
Die Stadt Wien setzt nämlich auch mehrere
Integrationsmaßnahmen, die teilweise stark kritisiert werden. So harrt
beispielsweise der Erfolg der Deutschkurse, insbesondere der so genannten „Mama
lernt Deutsch“-Kurse, noch einer Evaluation. Für alle Kollegen und Kolleginnen,
die nicht Mitglieder des Integrationsausschusses sind, sage ich: Wir fragen
dort seit ungefähr vier Monaten immer wieder nach, wann man uns die Ergebnisse
einer Evaluierung der Deutschkurse vorlegen wird. Es wird uns dann stets
mitgeteilt, dass das sehr bald der Fall sein wird. Wir sind gespannt! Und wenn
dieser Bericht im Herbst noch immer nicht da ist, dann werden wir wiederum die
gleichen Anträge auf Vorlage einer Evaluation stellen müssen.
Im Sinne des vorher Gesagten, dass eine solche
Evaluation und der Integrationsbericht bis jetzt gefehlt haben und dass unserer
Meinung nach auch nicht wenige Maßnahmen, die im Bereich Integration gesetzt
werden, nicht wirklich aufeinander abgestimmt und akkordiert sind, beantragen
wir wieder einmal die Ausarbeitung und Umsetzung eines so genannten
Integrations-Masterplans für Wien. Wir sind uns dessen bewusst, dass es dabei
nicht darum geht, noch mehr Papier zu produzieren. Wir sagen auch nicht, dass
Wien im Bereich Integration überhaupt nichts tut, das möchte ich auch noch
einmal unterstreichen, aber eine bessere Abstimmung der gesetzten Maßnahmen
aufeinander ist notwendig.
Deshalb stelle ich den Antrag, dass die Stadt Wien
sich zur Notwendigkeit der Ausarbeitung und Umsetzung eines umfassenden und
ganzheitlichen Integrations-Masterplans zur besseren Abstimmung der
Integrationsmaßnahmen in unterschiedlichen Politikbereichen und zur besseren
Förderung der gesellschaftlichen Integration von EinwanderInnen bekennt. Dieser
Integrations-Masterplan soll in den nächsten Monaten abteilungsübergreifend
ausgearbeitet und bis Ende des Jahres 2008 dem Wiener Gemeinderat vorgelegt
werden.
Wir hoffen, dass die Mehrheitsfraktion SPÖ diesem
Antrag zustimmen wird und auch sie die Notwendigkeit einer akkordierten
Integrationspolitik sieht!
Zuletzt möchte ich den Kollegen
und Kolleginnen von der ÖVP noch etwas sagen: Wenn Sie Beratungsbedarf haben,
wenn Ihnen Ideen fehlen und Sie neue Ideen brauchen, dann können Sie uns gerne
anrufen oder
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