Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 118
dieser Stelle die „Städtekoalition gegen Rassismus“, die wir unterstützt haben, ebenso die Aktion „Mehr Migranten und Migrantinnen bei der Polizei!“
Wir sind also ein fairer Kooperationspartner, und wir
wünschen uns, dass endlich auch die Stadt ihre Fairness wahrnimmt und unsere
Anliegen und Forderungen im Integrationsbereich – und das sind nicht nur
unsere Forderungen, sondern auch die Forderungen vieler Wiener und Wienerinnen
und auch der Grünen –
endlich umsetzt!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist
bedauerlich, dass die Stadt Wien – wie von der Kollegin auch schon
angeführt – es nicht schafft, ein umfassendes Integrationskonzept zu
erstellen! Es ist mir irgendwie schleierhaft, warum sich diese Stadt mit Händen
und Füßen dagegen wehrt! Schauen Sie sich in den großen Städten in Deutschland
oder auch in Tirol und in Vorarlberg um! All diese Länder oder Städte haben ein
Integrationskonzept beziehungsweise Integrationsleitbild erstellt. Warum
schaffen wir es in der Stadt Wien nicht, ein solches Migrationskonzept zu
erstellen?
Bundesminister Platter wurde angegriffen, dass er
einen solchen Bericht macht. Ich meine, es ist ein Meilenstein in der
österreichischen Geschichte, dass ein ÖVP-Minister ein Integrationsbericht
erstellen lässt! Da hieß es: Wie kann er es wagen, so etwas zu machen?! Dieser
Bericht wurde von vielen Experten und Expertinnen erarbeitet, und alle Parteien
waren eingeladen – ich für die ÖVP, Frau Kollegin Korun für die Grünen und Herr Kollege Al-Rawi für die
SPÖ –, sich einzubringen. Es haben sich aber auch viele andere Menschen
daran beteiligt. Dieser Integrationsbericht wurde jetzt präsentiert und dient
als Grundlage, und ich würde mir so etwas auch auf Wiener Ebene endlich
wünschen. Statt dessen spricht sich die zuständige Stadträtin gegen 600 Stunden
Deutschkurse aus! (Beifall bei der ÖVP.)
Das kann es ja nicht sein! Ich kann mich genau
erinnern: Als die Integrationsvereinbarung im Jahre 2002 ins Leben gerufen
wurde, ist die SPÖ aufgesprungen und hat versucht, diese Maßnahme, die ein
Meilenstein ist, zu torpedieren. Die Kritik ist dann verstummt, weil man
eingesehen hat, dass das etwas bringt. Und die Stadt Wien ist ja auch
Nutznießerin dieser Integrationsvereinbarung, meine sehr geehrten Damen und
Herren! Denn wenn sich die Stadt Wien heute rühmt, dass ihre Deutschkurse so
gut besucht werden, dann möchte ich betonen, dass es auch der
Integrationsvereinbarung der Bundesregierung zu verdanken ist, dass die
Menschen, die die Integration sozusagen fühlen möchten, auch die Deutschkurse
der Stadt Wien besuchen. (Beifall bei der ÖVP.)
Mein Rückschluss lautet: Wenn die Zahl dieser
Integrationsvereinbarungs-Kursstunden nun von 300 auf 600 Stunden erhöht werden
soll – und in vielen anderen Länder wie Holland und Deutschland ist das
bereits gang und gäbe –, dann wird die Stadt Wien wieder Nutznießerin
dieser Regelung werden, denn dann werden wieder mehr Migranten Deutschkurse in
dieser Stadt besuchen! Und dann kann sich die Stadt Wien wieder mehr damit
rühmen, dass ihre Kurse einen guten Zulauf haben!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte an
dieser Stelle auch noch ein paar andere Punkte nennen, und zwar vor allem auch
die Subventionsvergaben dieser Stadt. Ich habe das schon einige Male an dieser
Stelle erwähnt. – Wir sehen, dass es Vereine gibt, deren Integrationszweck
nicht oder nur schwer nachvollziehbar ist. Diese werden jährlich
subventioniert, und zwar ohne Evaluierung, das haben wir auch schon
festgestellt. Heute wurde von meinen Kollegen angesprochen, dass da endlich
eine Evaluierung stattfinden soll, was wir sehr begrüßen. Mich wundert und
befremdet es aber, wenn vor einem Jahr im Ausschuss mehrere Vereine von uns
kritisieren wurden und es heute heißt, dass das jetzt Hand und Fuß hat, und
Subventionsanträge für diese Vereine heuer wieder auf unseren Tischen landen.
Wenn man sich das nämlich genau durchliest, dann weißt man, dass unsere Kritik
berechtigt war, dass die Vereine oft selbst zugeben, dass sie Defizite im Laufe
eines Projekte hatten und es Lücken gegeben hat. Umso verwunderlicher ist es,
dass sie trotzdem weiterhin subventioniert werden!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe hier
an dieser Stelle auch den Verein Piramidops einmal angesprochen, der
Märchenabende, Yoga, Qi Gong und so weiter angeboten hat. Es war sehr amüsant,
den Subventionsakt durchzulesen!
Ich
komme jetzt auch noch zu einem anderen Verein, nämlich dem Verein
Interface. – Wir erinnern uns alle: 2002 wurde der Wiener
Integrationsfonds fast über Nacht aufgelöst und in eine Magistratsabteilung,
nämlich in die MA 17, integriert, und gleichzeitig wurde der Verein
Interface gegründet. Wir haben immer wieder kritisiert, dass dieser Verein eine
viel zu hohe Subvention bekommt. Er bekommt ein Drittel des Subventionsbudgets,
das für Integration insgesamt zusteht. Das muss man sich einmal auf der Zunge
zergehen lassen und vergegenwärtigen: Dieser Verein bekommt rund
2 Millionen EUR!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! In diesem
Zusammenhang halte ich es auch für erwähnenswert, dass der Stadt Wien die
Neugestaltung des Praters rund 16,5 Millionen EUR wert ist. Die
Relationen sprechen für sich: 16,5 Millionen EUR für den
Wurstelprater, aber nur knapp 8 Millionen EUR für Integration!
Meine Damen und Herren! Ich frage: Lässt sich die SPÖ
von ihrem Weg abbringen? – Nein! Das ist nicht der Fall. Sie macht weiter
wie bisher! Nach der Zustimmung der WienerInnen wird nicht gefragt, diese wird
vorausgesetzt, etwas anderes wäre schlicht undenkbar.
Das Ergebnis der Umwandlung dieses Vereines ist, dass
damit der Opposition die Kontrolle entzogen wird. Aber was soll’s! Wer wird
denn gleich Schlechtes dabei denken? – Die Generalversammlung dieser GmbH
soll dabei aus einer Person bestehen, die vom Bürgermeister persönlich bestimmt
wird. Wer, wenn nicht er, wäre dafür geeigneter?!
Zum Gesamtbild passt auch, dass
dieser Verein zuletzt auch von Seiten des Kontrollamtes kritisiert wurde.
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