Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 118
möglich ist, Verträge
abzuschließen. Wir haben dort schon Quadratmeterpreise zwischen 9 und
14 EUR. Das ist verglichen zu den Durchschnittsmieten von in etwa 4 EUR,
die wir im Gemeindebau oder im geförderten Wohnbau haben, natürlich um ein
Vielfaches mehr. Daher ist es notwendig, entsprechende Quantitäten anzubieten.
Das ist ein Grund, warum wir die Neubauleistung deutlich erhöht haben, von
ursprünglich 5 500 auf jetzt fast 7 000 Wohneinheiten pro Jahr. Das
ist uns auch im Jahr, wo wir den Rechnungsabschluss vorlegen können, gelungen.
Wir haben 2007 mit 6 800 geförderten Wohneinheiten unser Planziel
erreicht. Wir sehen das immer sehr deutlich auch im Wohnservice, wo wir sehr
genau beobachten, wie die Nachfrage am Markt ist, wie sich potenzielle
Mieterinnen und Mieter nach Wohnungen erkundigen, wie sich diese
Neubauoffensive auswirkt und die potenziellen Mieterinnen und Mieter unter
einem größeren Angebot auswählen können.
Es ist mir auch wichtig, dass wir keine Wohnungen von
der Stange anbieten, sondern dass wir ein sehr ausdifferenziertes Angebot an
Wohnungen erstellen, nämlich entsprechend den besonderen Bedürfnissen der
Mieterinnen und Mieter. Wir sehen auch, dass sich in der Gesellschaft in den
letzen Jahren vieles geändert hat. Es gibt mehr Scheidungen und mehr Trennungen
in Lebensgemeinschaften, dadurch verbunden einen höheren Bedarf an
Singlewohnungen, an schnellen Wohnungen, die man auf Grund einer Trennung
benötigt, auf kleinere Wohnungen und Wohneinheiten. Umgekehrt gibt es auch
Familien mit mehreren Kindern, die größeren Wohnraum suchen.
Der Bedarf an Wohnraum hat sich pro Kopf erhöht.
Vergleicht man das Wohnbedürfnis der Menschen in den 60er Jahren mit der
Gegenwart, sieht man, dass sich die Quadratmeter pro Kopf verdoppelt haben,
damit verbunden natürlich auch die Wohnkosten. Wenn die Wohnung doppelt so groß
ist, doppelt so viele Quadratmeter hat, dann hat man auch doppelt so viel
Miete, doppelt so viele Betriebskosten und auch sonstige Ausgaben zu tätigen.
Von daher stehe ich auch in einem ständigen Dialog mit Architektinnen und
Architekten, um darüber nachzudenken, wie sinnvoller, gut genutzter Wohnraum,
auch von den Quadratmetern her, die Möglichkeit bietet, leistbare Wohnungen zu
erstellen.
Ich denke, ein weiterer Themenschwerpunkt, den wir
uns gemeinsam ausgewählt haben, nämlich die Ökologisierung des Wohnbaus, ist in
diesem Rechnungsabschlussjahr sehr stark finanziell unterstützt worden. Ich möchte
nur in aller Kürze noch einmal darauf hinweisen, dass wir durch die
Neubauverordnung der Ökologisierung des Neubaus einen besonderen Schub gegeben
haben. Wir haben hier die Erhöhung der Darlehensförderung um bis zu
115 EUR vorgenommen. Das sind rund 20 Prozent mehr und das bedeutet
für die Wohnbauträger natürlich eine besondere Motivation, im Neubau
ökologische Einrichtungen umzusetzen.
Ich denke hier an Passivhaus-Technologie, die für
mich nicht das allein Seligmachende, aber trotzdem eine Möglichkeit ist,
versuchsweise projektorientiert vorzugehen. Wir haben jetzt zehn
Passivhaus-Anlagen in Wien errichtet und haben den Bauträgerwettbewerb für
Eurogate, also die größte Passivhaus-Siedlung in Europa, abgeschlossen. Das
wird, wie ich meine, auch einen besonderen Schub in dieser Technologie
bedeuten.
Wir haben, was vielleicht in der Öffentlichkeit noch
gar nicht so stark kommuniziert worden ist, mit der Techniknovelle festgelegt,
dass die ökologischen Standards, die wir im Wohnbau haben, auch für den Bürobau
Gültigkeit haben. Das ist etwas, was wir sehr intensiv diskutiert haben,
nämlich die Forderung, die sehr hohen Standards im Wohnbau - wir haben seit
zehn Jahren Niedrigenergiehausstandards - auch für den Bürobau festzulegen. Da
ist noch viel zu tun, weil wir wissen, dass die Bürobauten sehr starke
Energieschleudern sind. Aber ich glaube, dass hier durch die Techniknovelle ein
erster Schritt gesetzt ist, dass auch die Bauträger im Bereich der Bürogebäude
darüber verstärkt nachdenken und angehalten werden, durch gesetzliche
Rahmenbedingungen die Energieverschwendung bei diesen Bauten zu reduzieren und
die entsprechenden Maßnahmen anzunehmen.
Ich glaube, es war sehr wichtig, auch aus sozialen
Überlegungen, dass wir darüber nachgedacht haben, wie wir die Einkommensgrenzen
bei geförderten Miet- und Eigentumswohnungen so den Gegebenheiten anpassen
können, dass beispielsweise junge Ehepaare oder junge Partnerschaften, junge
Beziehungen, wo beide gut verdienen, die noch keine Kinder haben, die bei der
Berechnungsgrenze abgezogen werden, trotzdem eine geförderte Mietwohnung, eine
geförderte Eigentumswohnung bekommen können. Oft ist es gerade bei jungen
Akademikern so, dass beide relativ gut verdienen, aber noch nicht so gut, dass
sie sich eine freifinanzierte Eigentumswohnung leisten können. Hier haben wir
durch die Anhebung der Einkommensgrenzen dafür Sorge getragen, dass gerade auch
solche jungen Paare die Möglichkeit haben, geförderte Mietwohnungen oder
geförderte Eigentumswohnungen - ein besonderer Wunsch auch von StR Norbert
Walter - zu bekommen.
Ganz wichtig im Rahmen dieser Techniknovelle und auch
ein besonderer gemeinsamer Wunsch war die Überlegung, wie wir Freiräume
finanziell so absichern können, dass die Bauträger stärker Balkone, Terrassen, Loggien
einrichten, weil sie das erstmals in der Geschichte unserer Stadt gefördert
bekommen. Ich glaube, das ist eine sehr positive Entwicklung, dass Wohnungen
nicht quasi an der Hausmauer enden, sondern dass auch die Wohnbauträger diesen
individuell gehaltenen Freiraum stärker berücksichtigen und die Möglichkeit
bieten, attraktive Wohnungen in einer großen Millionenstadt vorzusehen.
Noch einmal zurückkommend zur
Frage des Eigentums, ein Thema, das StR Norbert Walter besonders eingefordert hat. Wir stehen hier in einem
ständigen Dialog, weil wir in besonderen Entwicklungsgebieten auch einen Anteil
an geförderten oder freifinanzierten Eigentumswohnungen erhalten wollen. Das
gilt auch für Aspern. Ich sehe in Aspern eine große Chance der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular