Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 118
unheimlich große Sanierungsoffensive und damit meine
ich nicht nur die Ausdehnung der Sanierung, damit meine ich auch die Ausdehnung
der Förderung, dann wird es uns nicht gelingen. Wir schließen im Moment
zahlreiche private Bauträger von den Sanierungen aus, weil es entweder viel zu
lange dauert, bis die behördlichen Verfahren abgewickelt werden. Wir schließen
sie deshalb aus, weil sie zum Teil mit den Flächenwidmungsplänen nicht
übereinstimmen. Wir schließen sie deshalb aus, weil wir ganz einfach kein
wirkliches Interesse haben. Ich appelliere dringend an Sie: Gehen Sie offensiv
auf die Bauträger, auf die Hausbesitzer zu! Machen Sie diese Stadt wieder
lebenswerter! (Beifall bei der ÖVP.)
Zu guter Letzt noch ein Thema, das mir auch sehr am
Herzen liegt, das Thema Sicherheit im Wohnbau. Die Stadt Wien gibt zirka
800 EUR für Sicherheitstüren, wenn sie älter als 25 Jahre in einem Wohnbau
sind. Ich frage ich Sie: Was hat die Sicherheit mit dem Alter des Wohnbaus zu
tun? Gar nichts! Es ist nämlich völlig egal, wie alt der Bau ist. Wenn die
Sicherheitstüre nicht da ist, dann ist sie nicht da. Ich appelliere an Sie,
nehmen Sie sich ein Beispiel an den Niederösterreichern, die fördern die
Sicherheitstüren mit bis zu 2 000 EUR, egal wie alt der Bau ist und nicht
mit einem Almosen von 800 EUR! (Beifall bei der ÖVP.)
Ein bisserl erinnert mich das dann schon, wenn ich
mir das Ganze so anschaue und das beim Thema Sicherheit auch - und jetzt mache
ich noch einen letzten Schwenk zu Wiener Wohnen, wo es massivste Beschwerden
gibt, massivste Beschwerden über das Service der HausbetreuungsGmbH, weil dort
offensichtlich niemand in der Lage ist, ein Stück Rasen oder ein Stück Wiese
abzumähen, wo die Halbmeter hohe, ich sage jetzt einmal Gstätten vor den
Haustüren haben müssen und dass sich dort die Menschen aufregen, das kann ich
nachvollziehen.
Warum sind Sie nicht in der Lage, das Service
auszubauen? Wenn Sie nicht in der Lage sind, dann appelliere ich dringend an
Sie: Machen Sie noch mehr Privatisierung von Wiener Wohnen! Geben Sie den
Menschen die Chance, sich private Hausverwaltungen zu suchen, damit sie besser,
qualitätsvoller und schneller serviciert werden! (Beifall bei der ÖVP.)
Und ich meine das ernst. Wenn das Flaggschiff des
sozialen Wohnbaus zum unüberschaubaren Monster wird, dann bin ich auch dafür,
dass die Stadt Wien und Sie wissen es selbst, die gemeindeeigenen Reihenhäuser
sind sowieso am Markt nicht zu bekommen - warum verkaufen Sie sie nicht an die
Bewohnerinnen und Bewohner? Geben Sie den Mieterinnen und Mietern eine Chance,
sich diese anzukaufen. Sie werden besser drauf schauen als heute die Verwaltung
von Wiener Wohnen. Geben Sie den Menschen die Chance, diese Reihenhäuser zu
kaufen! Geben Sie Ihnen die Chance, sich selber damit zu befreien, wenn Sie
schon nicht in der Lage sind, sie anständig zu verwalten. Ich erinnere nur an
eine Siedlung im 13. Bezirk, die mein Kollege Bernhard Dworak dann sicher
noch ansprechen wird.
In diesem Sinne können wir dem heutigen
Rechnungsabschluss nicht zustimmen. Wir können ihm aus den genannten kritischen
Punkten nicht zustimmen. Aber ich kann Ihnen auch versichern, Herr Stadtrat,
wenn es im nächsten Budgetvoranschlag eine deutliche Gleichstellung der
Eigentumsförderung, eine deutliche Ausweitung der Sanierung, eine deutliche
Offensive in diesem Bereich geben wird, dann kann sich auch die ÖVP-Wien eine
Zustimmung wieder vorstellen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr
Stürzenbecher. Ich erteile es ihm.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und
Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Da wir den Rechnungsabschluss als Tagesordnungspunkt
haben, werde ich zum Rechnungsabschluss 2007 zumindest auch einige Zahlen erwähnen
und direkt zum Thema auch sprechen. Da können wir feststellen, dass im Jahr
2007 die Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung Ausgaben in der
Höhe von 761 Millionen EUR hatte. Dabei ist es so, dass der Löwenanteil
naturgemäß auf die MA 50 - Wohnbauförderung und Schlichtungsstelle für
wohnrechtliche Angelegenheiten entfällt.
Bei der MA 25 - Stadterneuerung, Prüfstelle für
Wohnhäuser ist die finanzielle Aufstockung der Wiener Gebietsbetreuung und die
Schaffung eines speziellen, interkulturellen MediatorInnen-Pools im Rahmen der
Gebietsbetreuung zu erwähnen. Auf das werde ich dann noch später eingehen.
Bei der MA 34 - Bau- und Gebäudemanagement ist
insbesondere die Fertigstellung der Sanierung der Hundsturmkappelle in
Wien-Margareten und die Generalsanierung des Objektes Rathausstraße 14-16 sowie
die Inbetriebnahme des Museums auf Abruf erwähnenswert.
Bei der MA 39 - Versuch- und Forschungsanstalt
ist dieses Reformprojekt sehr interessant, wobei hier das ursprünglich der
MA 15 zugerechnete Labor nun im MA 39-Bereich ist und eine Prüf-,
Überwachungs- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien eingegliedert wurde.
Dabei handelt es sich um das Institut für Umwelt, Medizin und
physikalisch-technische Prüfanstalt für Strahlenschutz. Also auch die
MA 39 hat hier wichtige Neuerungen.
Auf die MA 50 werden, glaube ich, Nachredner von
mir noch genauer eingehen. Aber das ist der Löwenanteil wegen der
Wohnbauförderung. Beim Liegenschaftsmanagement ist festzustellen, dass die
Einnahmen 2007 47,6 Millionen EUR und die Ausgaben
22,3 Millionen EUR betrugen. Das sind jetzt einmal einige Zahlen.
Bei Wiener Wohnen sind die
Ausgaben im Baubereich 540 Millionen EUR, davon entfielen rund
147 Millionen EUR auf die Gebäudeerhaltung. Das heißt, die Zahlen
sprechen schon einmal für sich, wie viel hier für die Bewohner dieser Stadt
geleistet wird. Aber wir versuchen natürlich immer, Gutes noch besser zu machen
und
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