Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 118
schon, es wird immer argumentiert, es gibt keine
Nachfrage. Jede Umfrage und jede Studie sagt, wir wollen Eigentum haben. Warum
können es sich die Menschen nicht leisten? Weil die Eigentumsförderung
gegenüber der Mietförderung krass benachteiligt ist. Ich verlange hier ganz
deutlich eine Parallelität, eine echte Wahlfreiheit zwischen Miete und
Eigentum. Solange wir so mit den eigentumsliebhabenden Menschen umgehen, werden
wir diese sicher nicht zufriedenstellen können. Gerade im Hinblick auf die
soziale Verantwortung für die Zukunft und für das Älterwerden ist die
Eigentumsdimension nicht eine Vermögensdimension und somit auch keine
politische Auseinandersetzung, sondern sie ist eine Frage des Wollens, des
Bereitstellens und des Könnens. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich halte auch die momentane Kontingentierung für
einen ersten Ansatz, aber sie ist sicher nicht ausreichend. Unsere Bestrebungen
dahin gehend sind massiv in Richtung Eigentumsförderung und zwar zu leistbarem Eigentum
zu kommen. Wir wissen, dass gerade heute in der Preisentwicklung, ob das bei
den Grundstückspreisen - und jetzt mache ich hier einen kurzen Schwenk, auch
die Stadt Wien beteiligt sich ja an der Preisspirale nach oben. Die Stadt Wien
tritt als Grundstückskäufer auf und verteuert damit natürlich auch massiv die
Grundstückspreise. Das muss uns klar sein. Und das Argument, na ja die Stadt
Wien hat wohl das Recht, Grundstücksreserven anzukaufen, das finde ich auch.
Nur, wenn ich mir die Reserven anschaue, dann denke ich, wir haben im Moment so
viel an Grundstücksreserven, die nicht bebaut werden können und ich erinnere
nur an Aspern. Aspern entwickeln wir, jetzt weiß ich nicht, 20 Jahre.
Aspern wird bis heute nicht gebaut. Aspern ist mittlerweile so weit, dass man
dort nur wieder geförderten Wohnbau hinbringt. Die gemischte Nutzung und der
spannende neue Stadtteil, die Durchlässigkeit in die Randgebiete und, und, und
- ich habe das hier an dieser Stelle schon ein paar Mal gesagt -, ist bis heute
nicht gegeben. Ich halte das, ganz gelinde gesagt, für verantwortungslos für
die nächsten Generationen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ebenso wenn ich mir die Rücklagen und die
Grundstücksreserven im Wohnfonds anschaue. Ich denke, wir haben so viele
innerstädtische Reserveflächen, die zuerst bebaut gehören, die zuerst gemacht
gehören. Vor allem hier könnte die Stadt Wien über den Wohnfonds, und wir
wissen auch, dass der Wohnfonds nicht ganz schlecht dotiert ist auch in den
Vermögenswerten, da kann die Stadt Wien hergehen und die Gründe doch etwas
verbilligt zur Verfügung stellen. Es sind Baurechte, die zum einen Teil schon
passieren, die können durchaus noch wesentlich mehr sein. Aber ich finde, man
kann auch die Gründe günstiger verkaufen, weil das eine sozialpolitische Maßnahme
und Aufgabe wäre, um letztendlich den jungen Familien leistbaren Wohnraum zur
Verfügung zu stellen. (Beifall bei der ÖVP.)
Lassen Sie mich zur Leistbarkeit in Summe überhaupt
etwas sagen. Ich glaube, wir entwickeln uns in eine Richtung, die niemand haben
will. Sie als SPÖ haben die absolute Verantwortung dafür, dass die Gebühren in
dieser Stadt massiv nach oben geschraubt werden, wie andererseits das rapide
Geschichte machen müsste, dass man die Wohnbeihilfe jedes Jahr um enorme
Millionenbeträge ausdehnen muss. Ist das Sozialpolitik, meine Damen und Herren?
Ich halte das, gelinde gesagt, auch für verantwortungslos für die Menschen in
dieser Stadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie wissen noch eines: Die Wohnbaufördermittel, die
die Stadt Wien zur Verfügung stellt und es sind gar nicht wenige, die kommen
ausschließlich vom Bund. Die Stadt Wien selbst ist eines der wenigen, ich nenne
es jetzt Bundesländer, die keine Mittel zur Verfügung stellen. Das sind
ausschließlich Gelder des Bundes. Hier appelliere ich an Sie: Sie haben so
viele Mehreinnahmen aus Kanal, Müll, Wasser - warum geben Sie nicht zumindest
einen Teil den Menschen in dieser Form zurück? (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn ich das ökologische Thema noch kurz anreißen
darf, das ist ein zentrales Thema. Wenn ich an das westlichste Bundesland
erinnern darf, Vorarlberg hat sich vor zirka zwei Jahren zum Ziel gesetzt, es
darf nur mehr Passivhaus-Bauten in Vorarlberg geben. Ich weiß schon, auch ich
bin ein Skeptiker. Aber wieso setzt sich die Stadt Wien nicht das Ziel, à la
longue auch Passivhaus-Standard zu erreichen?
Dasselbe Thema haben wir bei Solarförderung. Wir
machen einzelne Projekte. Wir zeigen immer wieder ein bisserl was her, da ein
bisserl was, dort ein bisserl was, aber in Wahrheit nichts Durchgängiges,
nichts Flächendeckendes. Wo bleibt das 1 000-Dächer-Solarprogramm? Warum
verpflichten wir unsere Wohnbauträger nicht, zumindest auf die neu gebauten
Häuser einen Anteil an Solarenergie zu bringen? Warum tun wir das nicht? (Beifall
bei der ÖVP.)
Von der Ökologie ist es nicht weit zur Sanierung.
Sanierung bedeutet auch immer, leistbare Sanierung zu machen. Die Stadt Wien
geht hier einen sehr guten Weg. Was ich immer kritisiert habe, ist, dass wir
nur mehr viele Einzelsanierungen machen. Wenn man sich die Sanierungsstatistik
anschaut, dann ist sie nicht wirklich berauschend, denn sie geht einzig in
THEWOSAN wieder etwas nach oben. Allerdings, alle anderen sind sinkend. Wenn
ich mir das anschaue, die Sockelsanierung, THEWOSAN geht ganz leicht nach oben,
erreicht aber trotzdem nicht die Werte von 2.5, 2.6. Jetzt weiß ich schon, da
war ein Wahlkampf, da haben wir halt schnell ein bisserl erhöht und dann sind
wir wieder aufs Normalprogramm zurückgefahren. Warum leisten wir uns das nicht,
ganze Grätzel zu sanieren, mit allem Drum und Dran, eine anständige
Durchmischung zu machen, ob das Sozialeinrichtungen sind, ob das Schulen sind,
Kindergärten? Warum trauen wir uns das nicht? Es gibt genügend Beispiele in der
Stadt, die schon gelungen sind. Warum tun wir es nicht?
Was wir momentan bei der Sanierung
haben, sind hohe Standards, Qualität. Aber wohin wird die Leistbarkeit führen?
Wenn ich mir die Mietentwicklung, auch in der Sanierung, anschaue, dann haben
wir eine
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