Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 126
Wiener Arbeitsmarkt schon sehr einrucksvoll dargestellt und auch richtiggestellt, dass die Arbeitslosenquote auf 7,2 Prozent gesunken ist. Wir haben mit dem WAFF, mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, ein einzigartiges Instrument, um gezielte Maßnahmen zu setzen und Weiterbildung anzubieten. Es werden 56 Millionen EUR zur Verfügung gestellt.
Besonders wichtig ist mir dabei der
Frauenschwerpunkt. Rund 60 Prozent der TeilnehmerInnen an den
Maßnahmenprogrammen sind Frauen. Unser Ziel ist, dass Frauen in dieser Stadt
selbstbestimmt, sicher und unabhängig leben können, und genau dem wird mit
diesen Programmen des WAFF Rechnung getragen. – Ich danke für Ihre
Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Nachgemeldet hat sich noch
Herr GR Mag Jung. – Bitte schön.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Ich möchte noch kurz auf meine Vorredner und
Vorrednerinnen eingehen.
Kollegin Puller scheint eine sehr volkstümliche
Ausdrucksweise zu lieben. Frau Kollegin! Ich empfehle Ihnen, den Artikel von
Herrn Chorherr zu lesen, aber nicht vom Ihrem Chorherr, sondern von Chorherr
senior, der am vergangenen Samstag sehr interessant in diesem Zusammenhang in
der „Presse“ schreibt. Überhaupt ist die Samstags-„Presse“ eine sehr
interessante Zeitung, aber besonders empfehle ich jetzt allen Seite 1 und 2 der
„Presse“ von vergangenem Samstag zur Lektüre!
Kollege Ekkamp hat mich jetzt wirklich dazu angeregt,
mich zu melden. Ich habe nämlich wirklich selten in meinem Leben eine derartige
Lobhudelei gehört, wie Sie sie vorhin da heruntergebetet haben! (GR Franz Ekkamp: Das sind Fakten!) Ich
werde auf Ihre Punkte eingehen, Herr Kollege, ich sage das nicht nur so
leichthin. (Zwischenruf von GR Dipl-Ing Martin Margulies.) Das
wäre wirklich zu viel! Das tu ich nicht einmal Ihnen an, Herr Kollege!
Es gilt ja wirklich das Wort: „Mit Zahlen lässt
sich’s trefflich lügen!“ Gäbe es eine Weltmeisterschaft im Verleugnen der
Realität, Herr Kollege, dann hätten Sie diese geboten!
Ich lese Ihnen von 34 Punkten bloß die ersten 5 oder
6 vor; ich könnte Ihnen natürlich auch alle auflisten: Erhöhung der
Kostenbeiträge der Patienten in den Spitälern ab 1. Jänner 2006, der
Pflegegebühren ab 1. Jänner 2006 und der Ambulatoriumsbeiträge ab 1. Jänner
2006. Erhöhung der Strompreise ab 1. März um 5 Prozent, der Gaspreise
ab 1. März um 17 Prozent, der Müllgebühren ab 1. März um
20 Prozent, der Kanalgebühren um 28 Prozent und so weiter. Ich könnte
Ihnen all das bis zu Punkt 34, Pflegegebühren in den öffentlichen
Krankenanstalten, vorlesen. – All das ist unter Ihrer Herrschaft teurer
geworden!
Bleiben wir bei den Zahlen, die Sie uns vorgelesen
haben. Kollegin Krotsch hat gerade festgestellt, dass Kollege Ekkamp die
Arbeitslosenrate so trefflich dargestellt hat. – Wo liegt denn die
Arbeitslosenrate in Wien mit Stand Mai 2008? Sie liegt bei 7,2 Prozent!
Wissen Sie, dass der Durchschnitt der Bundesländer 4,5 Prozent beträgt?!
Sie haben vorher Niederösterreich als Beispiel unter
dem Motto herangezogen: Die sind ja viel schlechter als wir! Das kann ja nicht
der Maßstab sein! – Das haben Sie nicht dazu gesagt, aber das haben Sie
gemeint! Niederösterreich hat im Vergleich dazu eine Arbeitslosenrate von
4,8 Prozent, Wien hat, wie gesagt, 7,2 Prozent. Und Wien hat unter dem
glorreichen Bgm Häupl seit 1994 3 319 Arbeitsplätze verloren, im
Gegensatz dazu hat Oberösterreich 92 000 – in Worten:
zweiundneunzigtausend – Arbeitsplätze gewonnen. So schaut eine
erfolgreiche Politik im Gegensatz zu der aus, die Sie uns verkaufen wollen!
Herr Kollege! Das ist wirklich unglaublich! Solche Zahlenspielereien wie Ihre
hat man manchmal beim Zentralkomitee irgendeines osteuropäischen Staates
gehört, wo der Parteiführung gehuldigt wurde. Das ist wirklich ganz und gar
weltfremd und realitätsfern, das kann einem wirklich zu viel werden!
Jetzt zu Kollegen Margulies, der vorher unseren
EU-Antrag angesprochen hat. Der Herr Kollege ist mir ein bisschen vorgekommen
wie die Kobra eines indischen Schlangenbeschwörers, die sich in alle Richtungen
windet, um es zu schaffen, irgendwie noch eine Begründung zu bringen. –
Der Eiertanz war nicht sehr glaubhaft, das muss ich schon sagen! Sie haben
gesagt, dass Sie dagegen sind, weil nur eine Abstimmung für Österreich
gefordert wurde. Das ist gar nicht der Fall! Wir hier fordern eine Abstimmung
für Österreich, aber wir haben gar nichts dagegen, wenn in allen EU-Staaten
derartige Abstimmungen stattfinden. Denn schließlich sollte ... (Zwischenruf
von StRin Dr Monika Vana.) Frau Kollegin! Man kann wirklich nicht alles
in den Antrag schreiben! Als Wiener Landtag sind wir für den österreichischen
Bereich zuständig. Sonst würde sich der Nationalrat zu Recht aufregen, dass man
ihm in seine Kompetenzen hinein pfuscht, und das wollen wir ja wirklich nicht
tun. Wir haben aber gar nichts gegen eine EU-weite Abstimmung. Jeder der
Mitgliedsstaaten hat seine eigene Verfassung und soll das Recht haben, darüber
zu entscheiden. Wir wollen allerdings nicht, dass man die Verfassung
beschneidet, und das wollen Sie ja angeblich auch nicht! Oder?
Dass wir keine Erweiterung wollten, stimmt auch
nicht! Das ist nicht richtig! Wenn Sie die Zeitungen der letzten Tage
verfolgen, dann sehen Sie, dass zum Beispiel das Problem Kroatien dezidiert
angesprochen wurde. Wir wollen nur nicht, dass falsche Erwartungen gehegt
werden. Wir stellen daher die allgemeine Forderung, dass man in der EU endlich
einmal bereit ist zu sagen, wo die Grenzen dieser Erweiterung sind, um nicht
bei irgendwelchen Staaten falsche Erwartungen zu wecken und dann zu versuchen,
mit diesen Staaten auf andere Art und Weise zu kooperieren.
Zum Dritten: Sie haben gesagt,
dass die EU sozialer werden soll, und Sie haben die Arbeitszeitrichtlinie
angesprochen: Dazu, dass diesbezüglich große Probleme bestehen, haben Sie meine
volle Zustimmung! Dazu
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