Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 126
getan! Richten Sie die Stadtwache endlich ein, dann
ist auch von Ihnen ein Beitrag für die Sicherheit erkennbar! So schmücken Sie
sich auch hier mit fremden Federn! Da hilft kein Kopfschütteln. Da hilft es
nicht, wenn Sie sagen, Sie haben hier internationale Studien. Die
internationalen Studien bestätigen Bundesminister Platter, Vizekanzler Molterer
und das Team rund um die ÖVP-Regierungsmannschaft! (Beifall bei der ÖVP. - GR Christian Oxonitsch: Das ist unglaublich!)
Wenn Sie sagen, Wien bekommt
vom Bund nicht genug, dann frage ich mich, warum es erst einer Aufforderung von
Bundesminister Hahn bedarf, die Kompetenzzentren entsprechend zu fördern. Wäre
hier nicht unser Bundesminister gewesen, wäre Ihnen gar nicht aufgefallen, dass
Sie in diesem Bereich hinten sind, nicht zukunftsorientiert investieren. Dass
Sie heute umdenken, Frau Vizebürgermeisterin, sehe ich löblich. Dass Sie den
Beisatz machen, Bundesminister Hahn möge das auch finanzieren, da kann ich nur
lachen. Weil er ist an Sie herangetreten und hat Sie erst darauf
aufmerksam gemacht und wachgerüttelt, dass Sie hier Entwicklungen verschlafen
haben, so wie Sie es in tertiären Bereichen verschlafen, so wie Sie es in der
Spitzenforschung generell verschlafen! (Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt aber einen Budgetposten, bei dem Sie nicht
schlafen, sondern kaum dass es eine Möglichkeit gibt, ihn sofort erhöhen. Das
ist Marketing, ist Propagandamaschinerie. Das ist jener Budgetposten, den Sie
in den letzten fünf Jahren verdoppelt haben, zusätzlich aber noch in jedem
Ausschuss weiter erhöhen, indem zu dem aufgestockten Budget des PID noch
weitere Öffentlichkeitskampagnen kommen. Da sind Sie sich nicht zu schlecht,
auch noch Kürzungen in der Bildung, in der Forschung, in der Kultur
durchzuführen, um die Propagandamaschinerie wenigstens anzukurbeln und
verkaufen uns das dann als Budgeterhöhung. (GR
Franz Ekkamp: Unglaublich!) Propagandamaschinerie ist keine Budgeterhöhung,
wo die Wissenschafterinnen und Wissenschafter etwas merken. Das merken nur Sie,
wenn Sie aus den Hochglanzbroschüren herauslachen! Aber davon wird keine
Forschung finanziert! (Beifall bei der ÖVP. - GR Franz Ekkamp: Sie reden von
falschen Zahlen!)
Von all dem lesen und hören wir dann, dass der
Bürgermeister es als „blödeln" bezeichnet. Auch das zeigt uns einmal mehr,
wie Sie mit Demokratie umgehen! Sie müssen nur aufpassen, dass der Überbringer
der Botschaft am Ende am Wahltag nicht selbst als Blödel dasteht! (Beifall
bei der ÖVP. - GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Lesen Sie das Protokoll dann nach,
damit Sie nicht vergessen, was Sie gesagt haben!)
Der Überbringer solcher Botschaften muss aufpassen,
dass er am Ende nicht selbst als Blödel dasteht. Denn eines sage ich Ihnen,
Demokratie als „blödeln" zu bezeichnen und dem gleichzusetzen, heißt, sich
selbst über die Demokratie zu stellen. Das ist ein trauriges Zeichen, ein
trauriges Zustandsbild jener Partei, die das noch dazu in ihrem Namen trägt!
Bei der Wiener Sozialdemokratie ist von der Demokratie nicht viel
übriggeblieben, von sozial auch nicht. Von daher werden Sie, auch dokumentiert
in diesem Rechnungsabschluss 2007, die Demokratie nicht ernst nehmen,
indem Sie unsere Argumente anhören und vielleicht selbst Ihre Politik kritisch
hinterfragen lernen. (Beifall bei der ÖVP. - GR Christian Oxonitsch: Sie
sollten Ihre eigene Politik kritisch hinterfragen!)
Dieser Rechnungsabschluss zeigt noch keinen
Kurswechsel. Die nächste Möglichkeit, die Sie haben, ist beim Budget 2009.
Sie haben jetzt also ein paar Monate Zeit, um das, was Sie loben, wofür Sie
gerne stehen würden, auch tatsächlich umzusetzen. Ich komme gerne auf die
Punkte, die Sie genannt haben, die Ihnen besonders wichtig sind: die
Wirtschaftsförderung, die Forschung, die Bildung, die Kultur. All das sind
Bereiche, wo Sie gesagt haben, sie liegen Ihnen persönlich besonders am Herzen.
Das hätten wir auch gerne, eine Wirtschaftsförderung, die verdoppelt wird. Tun
Sie es! Machen Sie im nächsten Budgetabschluss Nägel mit Köpfen! Zeigen Sie,
dass Sie für die Wirtschaftsförderung wirklich etwas übrig haben!
Bildung: Schmücken Sie sich nicht mit dem
Durchlaufposten! Denn über zwei Drittel der Milliarde des Budgets kommen
nämlich als Durchlaufposten direkt vom Bund, schön wäre es an die Schulen,
leider nur bis zum Stadtschulrat. Dort wird es dann falsch umverteilt. Aber Sie
hätten die Möglichkeit, hier zusätzlich Geld in die Hand zu nehmen. Tun Sie
das! Zeigen Sie im Budget, dass Ihnen das wichtig ist, und nicht nur in der
Budgetrede! Denn davon merkt die einzelne Schule nichts, wenn Sie in der
Budgetrede Absichtserklärungen von sich geben, die dann nicht an der Schule
ankommen! (Beifall bei der ÖVP.)
Kritik haben Sie im Gesundheitsbereich, im
Schulbereich, im Kulturbereich immer wieder locker weggesteckt. Im
Gesundheitsbereich hat es einen eigenen Untersuchungsausschuss gebraucht. Da
hat Ihr ganzer Maulkorberlass, den Sie quer durch die Stadt ziehen, nicht mehr
geholfen. Sie sind an diesem Ausschuss nicht vorbeigekommen. Aber was tun Sie jetzt
mit diesem Ausschuss? Expertinnen und Experten, die eingeladen werden, werden
von Ihnen wieder ausgeladen! So schaut Ihr Verständnis von
Untersuchungsausschüssen aus! Das heißt, das, was Sie auf Bundesebene als
demokratisches Mittel anerkennen, versuchen Sie in Wien zu verhindern, denn Sie
wollen nicht hören, dass es in Wien ganz einfach eine Unterversorgung in der
Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt, auf die wir Sie schon die ganze Zeit
aufmerksam gemacht haben und die Ihnen jetzt die Experten weiter vorhalten und
vorrechnen! Aber Sie werden weiter die Mittel nicht aufstocken, sondern Sie
versuchen, die Expertinnen und Experten mundtot zu machen! Das ist jene
Politik, die im Sinkflug ist und die ihren entsprechenden Wahldenkzettel
erhalten wird!
Meine Damen und Herren, Sie haben
alle Anträge zur Aufstockung der Mittel im Bereich der psychosozialen
Versorgung von Kindern und Jugendlichen und alle Anträge im Bereich der
Aufstockung der Mittelschulpsychologie im vergangenen Jahr abgelehnt. Das ist
die
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