Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 126
SPÖ
zu Jahresbeginn in Graz eine Wahl verloren hat, und da hat dann der
Parteivorsitzende in Amerika eine Strategie in Auftrag gegeben. Ein Spin doctor
wurde beauftragt, einen Turnaround bei der SPÖ zu bewirken, eine Verbesserung
der Umfrageergebnisse, und dieser Spin doctor hat dann auch eine Strategie
abgeliefert. Der Gusenbauer hat sich das durchgelesen und hat dann in der „Pressestunde"
am 31. Jänner einen Teuerungsausgleich in der Höhe von 200 EUR
verlangt. Nur einen Tag später ist er schon das erste Mal umgefallen. Am
1. Februar waren es nur mehr 100 EUR.
Meine
Damen und Herren! Mit diesen 100 EUR begann das Märchen vom Gusi-Hunderter,
aber dieses Märchen hat leider kein gutes Ende, es hat ein schlechtes Ende, es
geht schlecht aus, denn die Menschen kriegen nichts. Schauen wir uns das nur an
Hand von drei Beispielen an.
Erstes
Beispiel: Ein Pensionist etwa mit 900 EUR Pension, der bekommt jetzt am
1. Juli, wenn das in Kraft tritt, von Ihnen überhaupt keinen
Teuerungsausgleich, er wird aber durch das Belastungspaket hier in Wien und
durch die Teuerungswelle mit 51 EUR im Monat belastet. Und der bekommt
überhaupt nichts!
Zweites
Beispiel: Eine Angestellte, eine Alleinerzieherin mit 1 200 EUR
bekommt 24 EUR Teuerungsausgleich, sie wird aber mit 67 EUR betroffen
vom Belastungspaket. Auch sie hat also einen Nettoverlust von 43 EUR.
Drittes
Beispiel: Ein Angestellter mit zwei Kindern hat 1 500 EUR monatlich,
aber auch der erhält keinen Teuerungsausgleich, der ist anscheinend bereits ein
Kapitalist für Sie. Der verliert 89 EUR im Monat durch die Teuerungswelle,
durch das Belastungspaket, aber er bekommt gar nichts.
Der
Gusi-Hunderter ist ein bisschen eine Fata Morgana, so wie seinerzeit der
Ederer-Tausender. Der fehlt in Wirklichkeit im Börsel, den gibt es nicht
zusätzlich.
Jetzt
ist der Herr Bundeskanzler ja durchaus selbstkritisch geworden, und ich darf
hier ganz kurz aus der Mitglieder-Zeitschrift der SPÖ zitieren, wo Gusenbauer
schreibt: „Es ist richtig, dass im ersten Jahr nicht alles optimal gelaufen
ist." Da hat er zweifelsohne recht. Er schreibt aber weiter an die
SPÖ-Mitglieder: „Wir haben zwar viel durchgesetzt, aber diese Erfolgsbilanz ist
bei den Leuten nicht so angekommen. Zu oft wurden unsere Leistungen von
Konflikten überlagert."
Aber
jetzt kommt's! Zitat weiter an die SPÖ-Mitglieder: „Aber wie man sieht, hat es
sich letztendlich ausgezahlt, dass ich den Druck erhöht habe. Jetzt haben wir
ein großes Entlastungspaket." – Damit meint er das, was ab 1. Juli in
Kraft tritt.
Ja,
meine Damen und Herren, das soll ein großes Entlastungspaket sein? Das ist ja
Realitätsverweigerung! Dieses Paket schaut so aus, dass 80 Prozent der
Menschen überhaupt nichts bekommen ab 1. Juli, und 20 Prozent der
Menschen bekommen vielleicht 10 oder 20 EUR. Das ist ja eigentlich ein
Witz!
Ich
meine daher, Sie haben zu Recht in Graz die Wahl verloren, damals minus 6 Prozentpunkte,
zu Recht auch in Niederösterreich mit minus 8, zu Recht in Tirol jetzt mit
minus 10. Sie liegen zu Recht nur mehr bei 28 Prozenten. Und, meine Damen
und Herren von der SPÖ, Sie werden auch in Wien völlig zu Recht Ihre Mehrheit
verlieren. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine
Damen und Herren! Lassen Sie mich noch ein anderes sehr ernstes Thema
ansprechen, das tendenziell ist für die Toleranz in unserem Land, die immer
öfter nämlich der Intoleranz zum Opfer fällt, ein Thema, bei dem Toleranz
gefordert, aber gleichzeitig Intoleranz gelebt wird, bei dem man sich auf
unsere Grundwerte beruft, wie etwa die Meinungsfreiheit, aber gerne wegschaut,
wenn diese mit Füßen getreten wird. Und wenn Sie so etwas dulden, meine Damen
und Herren und Herr Bürgermeister, dann werden Sie unglaubwürdig.
Ich
meine konkret etwa das Verhalten des GR Al-Rawi, der bei einer Veranstaltung
interveniert hat, bei der kritische Töne zum Islam anschlagen worden sind. Das
war im Mai dieses Jahres in Traun in Oberösterreich. Diese Veranstaltung musste
dann abgesagt werden, weil der Integrationsbeauftragte dieser
Glaubensgemeinschaft dagegen interveniert hat. Das muss man sich vorstellen! Im
Österreich des Jahres 2008 musste ein Vortrag abgesagt werden, weil ein Kollege
hier in diesem Gemeinderat dagegen interveniert hat!
Wer war diese böse
Referentin, über die er sich aufgeregt hat, diese Islamophobikerin? Das war die
Frau Schirrmacher, Leiterin des Bonner Instituts für Islamfragen. Sie ist eine
bekannte Aktivistin gegen die Unterdrückung der Frau im Islam, etwa wie Nekja
Kelec oder Ayaan Hirsi Ali. Es kam, was eigentlich nicht sein dürfte: Dieser
Vortrag musste wirklich abgesagt werden! So weit sind wir schon in diesem Land,
dass eine Glaubensgemeinschaft hier Menschen unter Druck setzt, damit sie ihre
Vorträge nicht mehr halten können.
Meine Damen und Herren! Es geht ja hier um die
Meinungsfreiheit, die auch für die SPÖ einmal ein hohes, ein hehres Gut war,
ein Grundrecht, das auch die SPÖ einmal erkämpft hat. Und nehmen Sie zur Kenntnis:
Wir werden das nicht zulassen, dass die Meinungsfreiheit ausgeschaltet wird.
Wir werden es nicht zulassen, dass der Kollege Al-Rawi die Meinungsfreiheit
hier in Österreich unterdrückt! (Beifall bei der FPÖ.)
Aber das ist ja nicht der erste Fall und das hat ja
bereits System, dass man sich hinter religiöser Toleranz versteckt, aber in
Wirklichkeit Intoleranz gegen andere übt. Es hat hier ja im Vorjahr ein ganz
ähnliches Beispiel gegeben, auch von einem hohen Würdenträger dieser
Islamischen Glaubensgemeinschaft, vom Herrn Tarafa Baghajati - ich hoffe, ich
habe das richtig ausgesprochen -, der neben Al-Rawi auch Mitbegründer der
Initiative Muslimischer Österreicher ist, und der hat im Vorjahr auch gegen
einen Vortrag interveniert. Er hat damals, als der Islamkritiker Heinrich Broda
- wir kennen ihn alle - einen Vortrag gehalten hat, versucht, das zu verhindern
und sich auf das Podium zu reklamieren. Auch damals wurde Druck ausgeübt.
Und wir kennen alle die
Morddrohungen im Internet, wo auch eine Österreicherin das Opfer war, eine
Autorin,
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