Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 126
oder bei den Pflegediensten und dass alle Talente dieser Stadt sich entfalten können und gefördert werden, vom Kindergarten über Volks- und Mittelschulen bis hin zu den Universitäten und anderen tertiären Ausbildungsgängen.
Daher: Wenn Sie gemeinsam mit uns nachhaltig etwas
für die Jugend, die Lehrlinge, die Schüler und Schülerinnen, die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Unternehmerinnen und Unternehmer, die
Frauen, die ältere Generation, die sozial Schwächeren, die Studierenden, die
Forscherinnen und Forscher, die kreativen Köpfe, die Kunst- und
Kulturschaffenden und viele, viele mehr tun möchten, dann ersuche ich Sie:
Stimmen Sie für diesen vorliegenden Rechnungsabschluss! Stimmen Sie für diese
solide Finanzpolitik made in Vienna, die den Menschen dient und ihnen im
täglichen Leben jenen Rückhalt gibt, den sie brauchen!
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Langanhaltender
Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr
geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Ich danke für die Einleitung.
Ich eröffne die Debatte, wobei ich darauf hinweisen
möchte, dass wir in der Präsidialkonferenz vereinbart haben, dass für die Generaldebatte
die Erstrednerin beziehungsweise der Erstredner jeder Partei 30 Minuten
und jede weitere Rednerin beziehungsweise jeder weitere Redner 20 Minuten
zur Verfügung haben.
Als erster Redner ist Herr GR DDr Schock gemeldet.
Ich erteile ihm das Wort.
GR DDr Eduard Schock (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Sie haben Ihren Rechnungsabschluss sehr gelobt, über
alle Maßen natürlich gelobt, und es ist auch das Vorrecht einer Regierungspartei,
das eigene Budget zu loben. Der Applaus der Fraktion war nicht enden wollend,
und es ist ja auch schön, wenn es in diesen Tagen noch etwas gibt, worüber sich
die Sozialdemokratie wirklich von ganzem Herzen freuen kann.
Sie
haben, ein bisserl im Fußballerdeutsch, auch davon gesprochen, dass Sie gut
aufgestellt sind in Wien, aber eine Frage haben Sie nicht gestellt, Frau
Vizebürgermeisterin: Auf wessen Kosten geht dieser Rechnungsabschluss, wer
bezahlt dafür? Das ist die entscheidende Frage, und die Antwort, Frau
Vizebürgermeisterin, meine Damen und Herren, kennen Sie alle. Es bezahlen das
die Stromkunden mit um 11 Prozent höheren Rechnungen, die Gaskunden mit um
22 Prozent höheren Rechnungen, alle Menschen in Wien mit um 20 Prozent
höheren Rechnungen für den Müll und mit um 28 Prozent höheren Rechnungen
für Abwasser und Kanal.
Und
was sagt der Bürgermeister dazu? Der ist angesichts dieser gigantischen
Überschüsse in diesem Budget und eines Kostendeckungsgrades von
120 Prozent – 120 Prozent! – nicht einmal bereit, hier einen
Tarifstopp zu garantieren. Lassen Sie mich daher folgenden Beschlussantrag
einbringen:
„Der
Wiener Gemeinderat fordert
1.
einen Tarifstopp bei Strom, Gas und Fernwärme,
2.
eine Senkung der Wasser-, Kanal- und Müllgebühren um 20 Prozent.
In
formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige Abstimmung.“
Ich
ersuche Sie, Frau Vizebürgermeisterin, stimmen Sie hier zu und geben Sie den
Menschen diese Überschüsse, diese Gewinne, die Sie machen, auch wieder zurück. (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine
Damen und Herren! Diese Gebühren waren ja nur einer der vielen Umfaller der
Sozialistischen Fraktion. Die Gebührenpolitik in Wien, dieses Belastungspaket
Häupl zeigt, was Ihre Wahlversprechen eigentlich wert sind, dass die
Wahlversprechen der SPÖ nicht einmal das Papier wert sind, auf dem sie
geschrieben sind und dass Sie daher ganz zu Recht derzeit bei 28 Prozent
liegen.
Jeder
Mensch in Österreich kennt die Schlagworte dieser Umfaller: Eurofighter,
Studiengebühren, Pflege, im heurigen Jahr Gesundheitsreform, Pensionsreform und
der berühmte Gusi-Hunderter.
Frau
Vizebürgermeisterin! Sie haben heute davon gesprochen, dass Sie niemanden in
dieser Stadt im Stich lassen. Aber wie schaut das bei der Pensionsreform aus?
Arbeiten bis 67, mittelfristig sogar bis 70, geringere Pensionen, sogar Kürzung
der bestehenden Pensionen durch reale Verluste. Ich frage mich wirklich, wie
verträgt sich das mit Ihren Versprechen, mit Ihren jahrzehntelangen
Versprechen.
Aber
es wird ja alles besser. Der Herr Bürgermeister hat ja vorige Woche einen
starken Mann in der Regierung durchgesetzt, den Herrn Faymann, der als
Aufpasser jetzt nach dem Rechten schauen wird. Daher wird sich jetzt alles
ändern.
Nun,
Frau Vizebürgermeisterin, zur Gesundheit. Sie haben heute wörtlich davon
gesprochen, dass Sie auch bei der Gesundheit niemanden im Stich lassen.
Spitzenmedizin für alle Wiener, habe ich mir hier aufgeschrieben, ist Ihre
Forderung. Und wie schaut denn das bei der Gesundheitsreform aus? Sie sparen
die ärztliche Versorgung zu Tode zu Lasten der Patienten. Sie können nicht mehr
jeder Wienerin und jedem Wiener das beste Medikament garantieren. Ja, wie
verträgt sich denn das mit Ihrer Forderung, Spitzenmedizin für alle Wiener,
wenn wir alle nur mehr Alternativmedikamente, Generika gekommen? Keine Rede
mehr von Spitzenmedizin!
Das
ist eine Reform, die die Zwei-Klassen-Medizin vorbereitet, daher gibt es ja
auch Widerstände in ganz Österreich, vor allem von führenden Sozialisten, von
Landeshauptmann Franz Voves aus der Steiermark, von Erich Haider aus
Oberösterreich, von Gabi Burgstaller aus Salzburg. Und, Frau
Vizebürgermeisterin, ich frage Sie: Was sagt eigentlich Ihre Wiener SPÖ dazu?
Werden Sie dem Bundeskanzler die Mauer machen? Wird der Herr Faymann auch hier
die Lage anders beurteilen, wird er hier zustimmen oder nicht?
Oder schließlich der berühmte
Gusi-Hunderter. Meine Damen und Herren, wir erinnern uns alle, dass die
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