Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 91
aber man muss für alles immer auch die Beweise
erbringen, weil das in einem Rechtsstaat so ist. Jedenfalls glaube ich, dass
diese Dringliche Anfrage der FPÖ wieder einmal ein ziemlicher Schuss ins
Offenloch war. Jedenfalls so, wie es derzeit aussieht. – Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Der Nächste am Wort ist Herr GR Mag Kowarik. (Rufe und Gegenrufe zwischen SPÖ und FPÖ.)
GR Mag Dietbert Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Es ist schon eines interessant festzustellen, immer
wenn es um mögliche Missstände – ich sage jetzt absichtlich, „mögliche
Missstände" – bei Wiener Wohnen geht, ist eine der wenigen Sachen, die man
von Seiten der SPÖ hört: Schuld ist die schwarz-blaue Regierung, denn damals
haben sie das Hausbesorgergesetz abgeschafft. Das ist immer eine Ausrede, die
wird immer herangezogen, auch wenn es noch so abstrus ist. Das ist das Einzige,
auf das man sich zurückzieht. Das stimmt aber nicht, denn, sehr geehrter Herr
Kollege, kein einziger Hausbesorger würde eine Vergabe ausschreiben oder sonst
irgendwas machen, das macht schon Wiener Wohnen beziehungsweise die
untergeordneten Organisationen. Das ist Tatsache, und Ihre Ausreden in diesem
Zusammenhang sind ein bisschen dürftig. (Beifall bei der FPÖ)
Genauso, Herr Kollege, weil wir schon dabei sind: Sie
haben vorher von Demokratie und Rechtsschutz gesprochen. Da haben Sie schon
recht. Natürlich, man muss Vorwürfe, die man vorbringt, auch begründen können.
Aber trotzdem, Sie haben ganz zu Beginn von einer bedenklichen Anfrage der FPÖ
gesprochen. (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Das habe ich nicht gesagt!) Also das spricht ja an und für
sich schon für sich: Wenn man über Probleme spricht ... (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das habe ich
nicht gesagt!) Das haben Sie gesagt. Wir werden es nachlesen können im Protokoll.
Wie auch immer, eine Anfrage einer Oppositionspartei ist nicht bedenklich,
sondern ist sicherlich auch ein wesentliches Mittel der Demokratie, auch in
diesem Haus.
Sie haben recht, wenn Sie sagen, dass die Stadt Wien
und die vielen Gesellschaften und Organisationen im Bereich und im Umfeld der
Stadt Wien jährlich Hunderte oder Tausende von Ausschreibungen und externen
Vergaben abwickeln. Selbstverständlich. Und dabei ist es natürlich auch nicht
verwunderlich und nicht außerordentlich dramatisch, wenn womöglich bei der
einen oder anderen Vergabe Fehler passieren oder bei der einen oder anderen
Ausschreibung Mängel auftreten, die nicht auf Grund von vorsätzlichen
Handlungen vorkommen und die nachträglich womöglich auch noch saniert werden
können. Dass solche Fälle vorkommen, ist Tatsache, selbstverständlich, und wird
auch jedem aufmerksamen Leser von Kontrollamtsberichten bewusst sein.
Natürlich ist es schon auch bei diesen Fällen
unbedingt notwendig, dass diese nicht unter den Tisch gekehrt werden, sondern
dass ständig durch Verbesserungen der Unterlagen und der Arbeitsabläufe ein
noch besserer Ablauf solcher Vergaben gewährleistet wird. Und es ist auch klar:
Wie in jeder größeren Organisationseinheit sollten auch im Bereich der Stadt
Wien die internen Kontrollsysteme immer wieder aufs Neue überprüft und auch
ständig und nachhaltig verbessert werden. Ich glaube, da brauchen wir auch
nicht darüber zu diskutieren. Die nachträgliche Kontrolle ist an dieser Stelle
ein unverzichtbarer Mechanismus, um für zukünftige Verfahren und Abläufe Lehren
zu ziehen und Optimierungen umsetzten zu können.
In Wien wird diese Aufgabe vor allem durch das
Kontrollamt wahrgenommen, und wir haben das Glück – sage ich einmal, und ich
glaube, da werden alle mit einstimmen –, mit dem Kontrollamt tatsächlich eine
fachlich sehr gute Einheit zur Nachprüfung zur Verfügung zu haben.
Wichtig ist es also auch, diese gute
Kontrolleinrichtung mit entsprechenden Rechten zu versehen und aufzuwerten. Ich
erlaube mir, in dem Zusammenhang kurz an die Diskussion bei der Landtagssitzung
vom 27. Oktober 2007 zu erinnern, wo die Oppositionsparteien
einhellig wesentliche und systemverbessernde Forderungen aufgestellt haben, die
allerdings dann von der SPÖ leider Gottes mit ihrer Mehrheit allesamt
abgeschmettert wurden. Da ging es um vier wesentliche Punkte: um die
Unabhängigkeit, die Öffentlichkeit, die Erweiterung der Prüfungskompetenzen und
die Konsequenzen, die man aus den Kontrollausschussberichten zieht. Ich möchte
nicht weiter darauf eingehen, ich hebe nur einen einzigen Punkt heraus, nämlich
einen Bereich, um den natürlich jede Kontrolleinrichtung ringt: eine möglichst
hohe Prüfkompetenz zu haben. Gerade in der Stadt Wien, wo Ausgliederungen ja
sehr populär und modern sind und teilweise auch in Bereichen stattfinden, wo
sie womöglich keinen Sinn machen, ist diese Ausweitung der Prüfkompetenz auf
derartige Institutionen, das heißt, auf ausgegliederte und so genannte
privatisierte Unternehmen, die aber nach wie vor im Einfluss der Stadt Wien
stehen, natürlich unabdingbar.
Dasselbe gilt auch für die geförderten Wohnbauträger.
Auch dort fließen ja massiv öffentliche Gelder hinein, und auch dort wäre eine
derartige Prüfkompetenz sehr zu begrüßen.
Das alles sind eigentlich Selbstverständlichkeiten,
die rasch umgesetzt werden sollen. Aber erinnern wir uns: Was war die Reaktion
der Sozialdemokraten in der damaligen Sitzung? Sie haben damals ihre
Verwunderung ausgesprochen und ihre Verwunderung darüber ausgedrückt, dass die
Opposition solche Themen auf die Tagesordnung setzt, und haben sich bemüht,
wieder einmal alles so darzustellen, als gäbe es überhaupt keinen
Handlungsbedarf.
Es ist leider Gottes nicht
einmalig, sondern bezeichnend, dass die SPÖ offensichtlich sehr oft ein Problem
damit hat, dass Kontrollinstanzen und Transparenz in Verwaltungsvorgängen
gestärkt werden sollten. Dabei wäre – das haben Sie auch gesagt – eine
Verbesserung in der Kontrolle natürlich immer auch ein Mehrwert für
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