Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 91
die Stadt Wien selber beziehungsweise natürlich für die Bürger und die Bearbeitung von deren Anliegen.
Meine Damen und Herren! Kurz zu dem Fall, der unter
anderem Anlass für die Einbringung der heute Dringlichen Anfrage war. Wir haben
es ja schon gehört, hier geht es um Machenschaften, die womöglich nicht nur
durch Unachtsamkeit, durch Schlamperei oder durch entschuldbare Fehler
aufgetreten sind, sondern möglicherweise durchaus durch Handlungen, die durch
vorsätzliches Handeln herbeigeführt wurden. Wer die öffentliche
Berichterstattung zu diesem Fall verfolgt hat, wird sich womöglich vorgekommen
sein wie beim Durchlesen eines Kriminalfalles.
Natürlich – und das gilt es zu unterstreichen – ist
es selbstverständlich zu früh für endgültige Urteile, für alle Beteiligten gilt
natürlich bis dahin die Unschuldsvermutung, darüber brauchen wir nicht zu
diskutieren. Nur, wenn man sich mit den Vorgängern näher befasst – und dazu
sind wir ja heute da –, fallen schon massive Ungereimtheiten auf, und es gibt
Vorgänge, die mehr als aufklärungsbedürftig sind.
Der „Kurier" hat das so geschrieben, dass ich
das richtig zitiere und nicht etwas Falsches zitiere ... (Der Redner sucht in seinen Unterlagen.)
Also ist ja wurscht, ich werde das nachher noch bringen. Wie gesagt, wer sich
mit diesen Vorgängen näher befasst hat, kommt auf die Ungereimtheiten, und es
sind ja teilweise erdrückende Hinweise auf mögliche wettbewerbsbeschränkende
Preisabsprachen in einem Vergabeverfahren bei Wiener Wohnen. Die Machenschaften
von diversen Installateurfirmen sind mittlerweile auch schon Anlass für Ermittlungen
der Staatsanwaltschaft. – Das ist eine Sache und schon schlimm genug.
Kurios und auffallend sind in diesem Fall aber auch
Vorgänge rund um die Ausschreibung. Jetzt komme ich zum „Kurier", die
haben das so geschrieben: Diverse Unterlagen legen den Schluss nahe, dass
Voraussetzungen geschaffen wurden, die Preisabsprachen erleichtert haben.
Was haben wir da? - Wir haben es ohnehin schon
gehört, ich darf es nur ganz kurz wiederholen: Leistungsverzeichnisse von
Wiener Wohnen wurden im Februar 2007 erneut oder neu erstellt, und bei
wesentlichen Positionen fallen plötzlich zwischen 25 und 300 Prozent
höhere Einheitspreise auf. Das sind doch sehr auffallende Steigerungen! Es ist
mehr als fraglich, ob diese Steigerungen wirklich nur kaufmännisch nachvollziehbar
sind oder ob nicht doch andere Machenschaften hinter diesen Anhebungen zu
finden sind. Das wird nachzuweisen sein beziehungsweise dem wird nachzuforschen
sein.
Weiters sind Unterlagen aus dem
Ausschreibungsverfahren trotz notarieller Verschließung bereits vor
Anbotseröffnung in Umlauf geraten; das ist auch nicht uninteressant. Und
Anbotseröffnungstermine - wir haben es gehört - werden kurzfristig auf
unbestimmte Zeit beziehungsweise von einem auf den anderen Tag verschoben.
Klar ist, dass diese Umstände und die Vorgangsweisen
in diesen Verfahren einer klaren und umfangreichen Aufklärung bedürfen. Wir
haben ja auch das Versprechen von Seiten des Herrn Bürgermeisters gehört, dass
das vorgenommen wird. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, sind natürlich
personelle wie auch strukturelle Konsequenzen zu ziehen.
Meine Damen und Herren! Eines muss man schon auch
sagen: Auffallend ist, dass gerade im Bereich von Wiener Wohnen in letzter Zeit
immer wieder verwunderliche Vorgänge ans Tageslicht kommen, die Wiener Wohnen
doch auch in ein schiefes Licht rücken. Wir haben es auch schon gehört, und ich
darf es nur ganz kurz anführen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die
schon kolportieren und veröffentlichten Vorwürfe rund um die Wiener Wohnen
Hausbetreuungs GesmbH und Wiener Außenbetreuungs GesmbH, wo die Anschaffung von
Dienstwagen und kuriose Geldflüsse zu sehr kritischen Anmerkungen des
Kontrollamts Anlass gegeben haben.
Erst gestern - auch das haben wir schon von anderen
meiner Vorredner gehört - ist im Zusammenhang mit der Wiener Wohnen
Hausbetreuungs GesmbH wieder eine Meldung in einer Tageszeitung aufgetaucht,
die eigentlich auch nur verwundern kann. Wir haben es schon gehört: Im Hugo-Breitner-Hof
sind die Kosten für die Rasenbetreuung um mehr als 100 Prozent gestiegen,
und zwar seitdem nicht mehr eine private Firma, sondern eben die
Wiener-Wohnen-Tochter dafür zuständig ist. Zugleich ist aber, zumindest laut
Aussage der Mieterbeiräte, die Betreuung dieser Rasenanlagen deutlich
schlechter geworden. Zu Recht sind die Mieter erbost.
Das Ganze ist wieder ein Fall fürs Kontrollamt. Auch
die Staatsanwaltschaft und womöglich sogar die EU-Kommission, Bereich
Konsumentenschutz, interessieren sich schon für diese Vorgänge.
Meine Damen und Herren! Das alles ist umso
bedauerlicher, als hier jedes Mal die Gemeindebaumieter zum Handkuss kommen und
öffentliche Gelder - ich sage es einmal vorsichtig - uneffizient verwendet
werden und wurden. Bezeichnend ist auch die Meldung dazu aus dem Stadtratbüro,
wo festgestellt wird, dass es das gute Recht der Mieter ist, sich an die EU zu
wenden. Richtig, natürlich ist es das gute Recht der Mieter, sich gegen
Missstände zu wehren! Aber, meine Damen und Herren, es ist natürlich auch das
gute Recht der Mieter - und das sollte eigentlich selbstverständlich sein -,
dass von Anfang an sparsam, effizient und transparent mit den Mieteinnahmen
gewirtschaftet wird.
Wir sehen daher, dass auch und gerade im Bereich der
Stadtverwaltung mit all ihren bereits ausgegliederten oder - unter
Anführungszeichen - privatisierten Bereichen verstärkte Kontrollen und
Effizienzsteigerungen notwendig sind. Es ist Aufgabe der Verantwortlichen in
dieser Stadt, entsprechende Kontrollorganisationseinheiten zu schaffen, zu
fördern und laufend zu verbessern. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr GR Mag Reindl. Ich erteile es ihm.
GR Mag Thomas Reindl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
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