Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 91
Auftragsvergabe genauso wie die Auftragskontrolle als unzureichend. Wiener Wohnen schadet den Mieterinnen und Mietern und greift ihnen bei den Betriebskostenabrechnungen unverschämt in die Geldbörse.
Wir verlangen einen von
Wiener Wohnen unabhängigen Pool von Architekten und Immobilienfachleuten, die
die Vorgänge bei Wiener Wohnen kontrollieren. Die Verhaberung – darüber haben
wir heute auch schon gesprochen – der Handwerker mit den Mitarbeitern von
Wiener Wohnen ist unerträglich. Nur unabhängige Fachleute gewährleisten einen
fairen Umgang mit den Mieterinnen und Mietern im Wiener Gemeindebau. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Dr Stürzenbecher.
GR
Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter
Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte bei dieser
Dringlichen Anfrage und in dieser Debatte einige grundsätzliche Fakten einmal
darlegen. Wiener Wohnen verwaltet und betreut sage und schreibe 220 000
Wohnungen und mehr als 6 000 Geschäftslokale und Büros. Das ist damit
europaweit die weitaus größte Immobilienverwaltung. Das muss man sich einmal
bewusst machen, wenn man weiß, wie viele Vorgänge das natürlich sind, wie viele
Verfahrensabläufe und Sonstiges.
Dann ist zu sehen, dass durch den Neubau von
Wohnungen, vor allem auch durch die stetige Erhaltung der bestehenden Wohnungen
Wiener Wohnen jährlich 280 000 Kleinbauleistungen mit einem Gesamtwert von
290 Millionen EUR vergibt. Das ist eine Dimension, die man natürlich
auch sehen muss. Wenn man da jetzt lange herumsucht und irgendwo das Haar in
der Suppe sucht, ist es nach Ellensohn’scher Logik nicht ganz ausgeschlossen,
dass man irgendwo ein Haar findet. Aber Faktum ist, dass das eine sehr große
Dimension ist und dass es – das werde ich später noch ausführen – insgesamt
sehr, sehr korrekt verläuft und sehr zur Zufriedenheit der Mieter. Und darauf,
glaube ich, kann man auch stolz sein.
Aber ich will jetzt noch ganz konkret auf weitere
Daten hinweisen. Wiener Wohnen ist damit auch im Bereich der Baubranche und der
Baunebengewerbe der größte Auftraggeber in Wien, und Wiener Wohnen wickelt
jährlich 400 Ausschreibungen ab – also das sind die großen Sachen –, zum
Gesamtwert von 600 Millionen EUR. Wieder eine Dimension, der man sich
bewusst sein muss, um jetzt auch Einzelfälle einzuschätzen.
Es ist bei 400 Ausschreibungen natürlich
unmöglich – wie das, glaube ich, von Kollegen Stefan gefordert worden ist, oder
war es von Kollegen Herzog –, wegen medialer Behauptungen oder irgendeiner
anonymen Behauptung jedes Mal den Vergabevorgang zu stoppen. Da könnte ja
praktisch jeder, der irgendein Interesse hat, aus welchem Grund auch immer,
hergehen und irgendetwas anonym behaupten und vielleicht auch irgendwo
lancieren, und es würde der Vergabevorgang gestoppt werden. Diese Vergaben sind
ja notwendig im Interesse der Mieter, um beispielsweise Verbesserungen
durchzuführen. Sie sollen zügig durchgeführt werden und rasch durchgeführt
werden. Das passiert in der Regel auch, und deshalb meine ich, dass es absolut
falsch wäre, die Vergabevorgänge zu stoppen. Es wäre auch nicht rechtskonform,
und es war richtig, dass man das nicht so gemacht hat. (Beifall bei der
SPÖ.)
Ich muss ganz, ganz deutlich sagen, dass die Stadt
Wien und natürlich auch Wiener Wohnen im höchsten Maß daran interessiert sind,
dass alle förmlich zu vergebenden Aufträge im Einklang mit dem Bundesgesetz
über die Vergabe von Aufträgen beziehungsweise dem Wiener
Vergaberechtsschutzgesetz 2007 vergeben werden. Zusätzlich bedient sich Wiener
Wohnen – das hat, glaube ich, auch schon der Herr Bürgermeister gesagt – zur
Qualitätssicherung auch externer Experten. Also auch externe Experten werden
herangezogen, damit die Qualitätssicherung sichergestellt ist.
Natürlich, das sage ich auch, ist es auch im
politischen Interesse, im höchst politischen Interesse, dass alles korrekt
abläuft. Wenn nicht, wäre das nur zum Nachteil der Mieterinnen und Mieter, und
natürlich ist es auch unser Interesse, dass die Mieter zufrieden sind und dass
alles im Interesse der Mieter abläuft. So weit man das jetzt im Großen und
Ganzen überall sehen kann, läuft das auch gut ab, und darauf sind wir stolz,
dass das in Wien so abläuft. (Beifall bei der SPÖ.)
Natürlich kann man Gutes immer noch besser machen.
Darum bemühen wir uns, darum bemüht sich der Herr StR Ludwig. Deshalb haben wir
die Mieterbeiräte jetzt ausgeweitet, es werden noch mehr Mediatoren eingesetzt,
es soll wieder ein Hausbesorgergesetz geben. Wobei natürlich jetzt eines in dem
Zusammenhang zu sagen ist, weil da auch einige Unstimmigkeiten aufgezählt
worden sind: Tatsache ist, dass im Jahr 2000 als eine der ersten Aktionen der
damaligen schwarz-blauen Bundesregierung das Hausbesorgergesetz von ÖVP und FPÖ
ersatzlos abgeschafft worden ist und dass damit ein gut funktionierendes System
zerstört worden ist. Das muss eindeutig einmal gesagt werden! (Beifall bei
der SPÖ. – Widerspruch bei der FPÖ.) Ihr habt es abgeschafft. Bitte, ihr
könnt euch jetzt nicht aufs BZÖ ausreden und sagen, ihr habt damit nichts zu
tun. (StR Johann Herzog: Wir wehren uns
gegen das „gut funktionierend"!) Das war im Jahr 2000, und damals war
die FPÖ noch eindeutig nicht BZÖ, da waren alle von Ihnen noch eindeutig dabei.
Naturgemäß haben wir auch damals
schon gesagt, dass man das Hausbesorgergesetz reformieren soll, im positiven
Sinn reformieren soll. StR Ludwig hat jetzt auch vorgeschlagen, dass wieder ein
Hausbesorgergesetz eingeführt werden soll, ein modernes, nicht dass einfach das
alte abgeschrieben wird. Das hat auch seine Fehler gehabt, das muss man auch
sagen, aber es ersatzlos abzuschaffen, das Kind mit dem Bade auszuschütten, das
war der schwere Fehler. Ich hoffe, dass vor allem die ÖVP in ihrer Bundespartei
dafür plädiert, dass wir wieder ein Hausbesorgergesetz bekommen, und zwar ein
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