Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 91
die große Abteilung – und ich meine nicht jede einzelne Person – der Baupolizei in Wien genau zu überprüfen, ob sie vielleicht mit dem Verschleiern oder Verhabern irgendwas zu tun hat.
Mein Verdacht ist – ich glaube, ich bin immer noch
genau im Rahmen dessen, was man alles sagen darf, ohne dass man sich auf die
Immunität berufen muss –, es könnte ein Ergebnis geben, das wir nicht haben
wollen – wie in vielen anderen Bereichen. (Zwischenruf.) Eine Frechheit
ist das? Ich kann das anders auch sagen. Dass einzelne Baupolizisten in Wien in
den vergangenen Jahren zwischendurch nicht nur Geld verdient haben über die
normale Überweisung, das ist klar. Und wenn mich jetzt jemand klagt, hätte ich
eine Mordsfreude damit, weil wir dann genau das tun würden, was man tun muss in
der Frage.
Jetzt sehe ich zwischendurch natürlich auch das
Bemühen, denn das will ja keiner. Am Ende hat ja zumindest nicht jeder von uns
und auch nicht jeder von Ihnen etwas davon, wenn es Korruption gibt in dieser
Stadt. Einzelne profitieren von diesem System, einzelne Bereiche sind da
natürlich anfälliger. Im Baugewerbe, das heute Thema ist, geht es um Millionen.
Dass dort Preisabsprachen vorkommen, ist ja nicht das erste Mal und auch nicht
beschränkt auf die Bundeshauptstadt. Deswegen ist es wert, dass hier
Untersuchungen stattfinden, und ich bin sehr, sehr gespannt, was am Ende an
Ergebnissen hervorkommt. Ich glaube nicht, dass sich ein Oppositionspolitiker
für die Arbeit, die er heute geleistet hat, hier entschuldigen muss. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort gelangt Herr GR Ing Mag Dworak.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Die Beschwerden von
Mieterinnen und Mietern von Wiener Wohnen, dem Wohnbaureich der Wiener SPÖ
zuzuzählende Gemeindebauten, über unrichtige und überhöhte Betriebskosten
werden immer mehr. Skandale bei Wiener Wohnen häufen sich. Zeitungsartikel –
ich kann Ihnen da jede Menge Zeitungsartikel vorzeigen. Von der „Presse"
haben wir schon gehört: „Wiener Wohnen, ein miserabler Kehrplan; desolate
Grünflächen in Gemeindebauten“ – zeugen davon, aber Konsequenzen bleiben aus.
Man hört nichts. Preisunterschiede von mehreren 100 Prozent bei
Türblättertausch, beim Austausch von Türzylindern durch Handwerksfirmen oder
beim Grasmähen durch die Tochtergesellschaft oder die Enkelgesellschaft von
Wiener Wohnen, die Außenbetreuungs GmbH, gegenüber dem freien Wettbewerb
belasten immer öfter die Geldbörsen der Wienerinnen und Wiener, die im
Gemeindebau wohnen.
Offensichtlich gibt es ein
gut funktionierendes System von Auftragnehmern, die statt korrekte Stundensätze
abzurechnen, zwar die niedrigen angebotenen Stundensätze in Rechnung stellen,
aber dann die Zeit etwas ausdehnen. Und hier fragt sich dann, ob nicht die
Werkmeister von Wiener Wohnen mit diesen Handwerksfirmen ein offensichtlich
eingeschworenes Team zu Lasten der Mieterinnen und Mieter bilden. Dieses System
sollte durch die Bildung so genannter Arbeitsgemeinschaften durchbrochen
werden. Kleine und mittlere Handwerksbetriebe sollen sich zu ARGEs
zusammenschließen, um gegen die großen Gewerbeunternehmen Chancen zu haben. Die
interne Zuteilung der Aufträge erfolgt durch die jeweiligen ARGE-Leitbetriebe.
Für die interne Verrechnung werden Verrechnungssätze festgelegt. Diese ARGEs
bekommen in einem fix zugeteilten Sprengel – das ist zum Beispiel ein ganzer
Bezirk oder ein halber Bezirk – für die Dauer der Auftragsvergabe alle Arbeiten
eines Gewerks, das sind zum Beispiel Installateure, von denen wir heute schon
gehört haben, Tischler, Glaserer oder andere Handwerker.
Faktum ist, wie ich bereits
an dieser Stelle schon einmal gesagt habe, dass auffallend viele Mitglieder des
Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Auftragnehmer von Wiener Wohnen sind.
Karl Sonderhof, der zuerst nur umschrieben worden ist, Ausschussmitglied der
Fachvereinigung der Installateure des Wirtschaftsverbandes Wien und
SPÖ-Bezirksrat in Floridsdorf, hat so eine ARGE gegründet und anschließend ein
Angebot bei Wiener Wohnen beziehungsweise bei der Gemeinde Wien abgegeben. Bis
hierher ist nichts Strafrechtliches anzumerken. Aber strafrechtlich wird es
dann, wenn die Listen wieder auftauchen, nämlich fein säuberlich sortiert, mit
den richtigen Namen, mit den richtigen Beträgen, dann wird – den Modus haben
wir schon gehört – wieder zurückgezogen, dann ist auf einmal Schluss. Dort ist
dann die strafrechtliche Tätigkeit.
Durch die offensichtliche
Vorabsprache mit Mitarbeitern der Gemeinde Wien beziehungsweise Wiener Wohnen
wurde das Bietersystem korrumpiert und umgangen, da eben diese Bieterliste
schon vorlag. Hier wurden wieder einmal die Mieter geschädigt.
Wiener Wohnen ist ein
ewiges Ärgernis für viele Mieterinnen und Mieter. Die Betriebskosten werden
immer öfter beeinsprucht. Jüngstes Beispiel ist eine mir vorliegende Rechnung
einer Bitumenfirma, die an die Zentrale von Wiener Wohnen gesendet wurde mit
dem Vermerk „diverse Arbeiten im 21. Bezirk", ohne Auflistung von Art
und Umfang der einzelnen Arbeitsstellen. 8 000 EUR wurden
offensichtlich von Wiener Wohnen bezahlt. Da unklar war, für welche Arbeiten
man diese Rechnung gezahlt hat, hat man sie auf diverse Gemeindebauten des
21. Bezirks aufgeteilt, obwohl in diesen Anlagen niemals Bitumenarbeiten
durchgeführt worden sind.
Ja, ich frage mich, wer
prüft denn diese Rechnungen bei Wiener Wohnen? Und warum werden dann die
Rechnungen bezahlt, obwohl offensichtlich keine Arbeitsberichte vorlagen? Hier
hat wieder einmal die interne Kontrolle von Wiener Wohnen versagt.
Das System der
Auftragsvergabe, aber auch das System der Auftragskontrolle ist offensichtlich
Wiener Wohnen entglitten. Die Verantwortlichen sind hier zur Rechenschaft zu
ziehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Allen
Beteuerungen des Herrn Stadtrates über die Einführung eines neuen
Kontrollsystems zum Trotz erachten wir diese Vorgangsweise bei der
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