Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 91
Filmarchiv der Arbeiterbewegung. Es gibt keine
Wortmeldung.
Wer ist für dieses Geschäftsstück? – Zustimmung bei
FPÖ, SPÖ und GRÜNEN. Der Antrag ist mehrstimmig angenommen.
Postnummer 23: Subvention an den Verein
Stadtforum Wien. Es gibt keine Wortmeldung.
Wer ist dafür? – Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und SPÖ. Der
Antrag ist mehrstimmig angenommen.
Postnummer 7: Schaffung von Außenanlagen für die
Ganztagsvolksschule im 7. Bezirk, Zieglergasse 21. Ich bitte die
Berichterstatterin, Frau GRin Mag Kato, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Mag Sonja Kato:
Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Die Debatte
ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist die Schriftführerin Frau GRin Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube nicht, dass
irgendwer meinen Schriftführerplatz mir jetzt streitig macht in der kurzen
Zeit, so beliebt wie diese Funktion ist. (GR
Mag Dietbert Kowarik begibt sich zum Schriftführerplatz.) Wahnsinn!
Wir stimmen dem vorliegenden Geschäftsstück zu, ich
erlaube mir aber einige Bemerkungen zum Thema Platzmangel.
Kinder und Jugendliche brauchen Platz, die brauchen
viel Platz, die brauchen auch in der Schule viel Platz. Ich bin der Meinung,
dass dieser Platz leider nicht in ausreichendem Ausmaß zur Verfügung steht.
Noch als wir alle – und ich
im Besonderen, denn es ist schon lange her – in der Schule waren, war es sehr,
sehr eng in den Schulen, und vielfach sitzen die Kinder ja noch in denselben
Schulen, nur sehr viel länger oft, nämlich ganztägig. Was es aber in jedem Fall
zu vermeiden gilt, ist, dass Schüler sich eingesperrt vorkommen, dass Schulen
zu reinen Aufbewahrungsstätten verkommen und dass kein echtes Lebensgefühl
aufkommen kann.
Kinder und Jugendliche
brauchen Platz zum Toben, zum Spielen, aber auch, um sich zurückzuziehen, und
sie brauchen Platz, um die Schule auch selbst gestalten zu können, wenn schon
nicht als Wohnraum, so doch als einen Raum, in dem man sich zu Hause fühlt und
in dem man sich wohl fühlt.
Ich bringe einige wenige
kurze Beispiele, die in keiner Weise extrem sind, sondern der normale Alltag
vieler Kinder. Unlängst hat mir der Lehrer einer KMS – ich möchte die Schule
jetzt nicht nennen, denn das tut nichts zur Sache bei meinem Beitrag – gesagt,
er ist im zweiten Stock mit seiner Klasse. Dort arbeiten die Kinder den ganzen
Vormittag. 28 Kinder, 65 m², die normale Anzahl an Tischen, Sesseln,
Kästen, Tafel und so weiter und so fort. Es bleibt also kaum ein Quadratmeter
Platz pro Kind. Da sind die Kinder den ganzen Vormittag. Zu Mittag geleitet er
sie in Zweierreihen durchs Stiegenhaus hinunter in den Keller zum Essen – die
Kinder müssen auch im Stiegenhaus leise sein, weil nicht alle gleichzeitig
essen –, und am Nachmittag sind sie dann wieder im zweiten Stock oben, im
selben Raum wie am Vormittag, und dort findet dann die Nachmittagsbetreuung
statt.
Ich finde, das ist schlecht,
ich finde, damit können wir uns nicht zufrieden geben, und ich finde, dass das
den Kindern und den Jugendlichen nicht gerecht wird, in dem, wie sie sind, und
in dem, wie sie eigentlich leben sollten. Ich halte einen derartigen Alltag –
um es einmal ganz klar auszudrücken – für ungesund.
Ein anderes Beispiel: Da
wurde eine Mediatorin an eine Schule gerufen, wo es am Nachmittag immer wieder
Konflikte gab. Sie wurde gerufen, um diese Konflikte zu bereinigen und mit
allen Beteiligten zu sprechen. Die hat dann zu mir gesagt, die Lage, als sie
dorthin kam, war ganz klar. Es lag nicht an der einen Konfliktpartei oder an
der anderen Konfliktpartei, sondern es lag schlicht und ergreifend daran, dass
hier drei Klassen in einem 40 m²-Raum ihre Nachmittagsbetreuung hatten.
Das waren 28, 29, 30 Kinder auf 40 m², und, meine Damen und Herren,
das geht nicht! Es geht schlicht und ergreifend nicht, dass so viele Menschen
sich einen derart kleinen Raum teilen müssen.
Viele Kinder gehen am Nachmittag in einen Hort. Auch
da ist es häufig so, dass für die Hortkinder nur ein Raum zur Verfügung steht. (GR Heinz Vettermann: Es gibt auch andere
Horte!) Also ich will jetzt die Adressen nicht nennen, denn sonst geht
dieser Streit los. Gut, ich sage es anders, damit es auch für die SPÖ passt und
Sie mir vielleicht zustimmen können. Auch in den Horten ist oft zu wenig Platz
und müssen Kinder, die zum Beispiel mit der Hausübung fertig sind, noch still
sein und warten, bis auch die anderen fertig sind.
Ich bin der Meinung – da könnte man jetzt alle
Schulen abklappern, und da meine ich jetzt nicht die überbelegten Schulen, wo
Jahrgangsklassen hineingestopft werden noch und noch, obwohl eigentlich kein
Platz ist, sondern ich meine die ganz normal belegten Schulen, wo eindeutig zu
wenig Platz ist für Kinder und wo sich die Lage seit der Einführung der
ganztätigen Schulbetreuung auch noch maßlos verschärft hat –, ich bin der
Meinung, dass das Argument, es sei nicht wirtschaftlich, diese Schulen
auszubauen, Dachböden auszubauen, Zubauten zu machen, ein echt falsches
Argument ist, denn Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, sich zu
bewegen, haben ein Recht darauf, ihre Umwelt zu gestalten, und auf dieses Recht
muss man auch eingehen.
Ich fordere daher die SPÖ auf, einen Plan vorzulegen,
wie in den nächsten 10, 20 Jahren systematisch mehr Platz für Kinder und
Jugendliche an den Schulen geschaffen werden kann. Ich glaube, wir kommen darum
nicht herum. Ich weiß, dass es sich um viel Geld handelt, aber es wird
notwendig sein, viel Geld in die Hand zu nehmen, damit der Alltag der Kinder
ein menschenwürdiger, ein kindgerechter und jugendgerechter wird. – Danke
schön. (Beifall bei denn GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das Wort hat jetzt Frau GRin Mag Ringler.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus):
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