Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 91
auch ansiedeln können. Wir möchten daher auch einen Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen, mein Kollege Alfred Hoch und ich, dass wir diese besonders fördern sollen und dass es gerade in diesem Bereich in den Geschäftsstraßen zu einem Mix kommt, wo auch Klein- und Mittelbetriebe in Lagen eine Chance haben, wo sicherlich die Mietpreise andere sind. Ich bringe einen zweiten Beschlussantrag ein:
„Jene Förderungsinstrumente, meine Damen und Herren,
die seitens der Stadt Wien für die Förderung der Kreativwirtschaft entwickelt
worden sind, sollen stärker auf die Ansiedlung von kreativen Klein- und
Mittelbetrieben in den Wiener Geschäftsstraßen abgestimmt werden.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung." – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr GR Lindenmayr.
GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich möchte gleich zu Beginn auf die eingebrachten
Anträge zu sprechen kommen. Ich möchte einleitend feststellen, ich freue mich
sehr über den Sinneswandel des Wirtschaftsflügels der Wiener ÖVP betreffend die
Zustimmung zu diesem Aktenstück. Ich freue mich auch über den Sinneswandel der
GRÜNEN dazu, weil hier in wenigen Sätzen das ausgesprochen wird, was der
gesamte Sinn dieses Flächenwidmungsplans überhaupt darstellt. Daher werden wir
natürlich, weil wir ihn auch mit eingebracht haben, diesem Antrag betreffend
Sicherung der Wohnqualität zustimmen.
Was den zweiten Antrag der ÖVP betrifft, Förderung von
Kreativbetrieben, möchte ich nur darauf hinweisen, dass es sehr wohl eben
Förderung für Kreativbetriebe gibt. Es gibt, was die Geschäftsstraßen betrifft,
eine sehr, sehr gute Förderung seitens der Stadt für Nahversorger. Daher meinen
wir, dass eine zusätzliche Förderung, wie es hier skizziert wird, nicht
notwendig ist.
Ich kann Ihnen auch sagen, was meiner Meinung nach
das Hauptproblem bei den Geschäftsstraßen ist. Das Hauptproblem bei den
Geschäftsstraßen ist natürlich das Mietrecht. Die Hausherren, die ja – so sage
ich einmal ganz locker – deutlich näher zur ÖVP als zu uns stehen, sorgen mit
hohen Mieten dafür, dass viele, viele Geschäftslokale leer stehen. (GR Dkfm Dr Fritz
Aichinger: Der größte Hausbesitzer ist die Stadt Wien!) Würde hier eine
Änderung der Zinspolitik der Hausherren stattfinden, dann würden sehr wohl
wieder diese Geschäftsstraßen mehr belebt werden. (GR Mag Alexander
Neuhuber: Dann sagen Sie mir ein Beispiel!)
Ich kann Ihnen genügend Beispiele aus meinem Bezirk
erzählen! Sie brauchen nur auf die Alserbachstraße zu schauen! Schauen Sie auf
die Nußdorfer Straße, schauen auf die Liechtensteinstraße! Das sind genügend
Beispiele aus meinem Bezirk, wo Geschäfte zugesperrt haben, weil die Mieten
durch die Hausherren immer höher und höher werden. Daher werden wir diesem
Antrag nicht zustimmen. (GR Mag Alexander Neuhuber: Ja, aber
wieso sind die leer? – GR Dkfm Dr Fritz Aichinger:
Wiener Wohnen kann mit gutem Beispiel vorangehen!)
Beim dritten Antrag, dem Antrag, den die GRÜNEN zum Geschäftsstück 28
eingebracht haben, geht es um eine Zuweisung. Dieser Zuweisung werden wir
natürlich zustimmen.
Spannend habe ich diese Allianz zwischen der Frau
Stenzel im 1. Bezirk und der FPÖ gefunden. Diese finden sich da jetzt
offenbar gemeinsam, indem sie die Geschäfte aussperren wollen. Immer wenn ich
an die Frau Stenzel denke, fällt mir dieser Jugendbuchklassiker vom Roald Dahl
ein, der ja auch schon zweimal verfilmt worden ist. Das war „Willy Wonka und
die Schokoladenfabrik". Er wurde zwar mit zwei unterschiedlichen
Handlungen dann verfilmt, also eine leichte Verfälschung, aber im Kern geht es
darum, dass es einen exzentrischen Schokoladefabrikbesitzer gibt, der die
gesamte Öffentlichkeit aussperrt, niemanden hinein lässt, und keiner weiß, was
da drinnen los ist. Das regt natürlich zu vielen Phantasien an.
Die Frau Stenzel betreibt auch eine Politik des
Aussperrens. Begonnen hat sie damit, dass sie Parkanlagen am liebsten zusperren
wollte. Sie möchte Veranstaltungen möglichst einschränken. Die Künstlerinnen
und Künstler möchte sie vertreiben. Ich glaube, sie hat zu oft diese Sendungen
„Deutschland sucht den Superstar" gesehen, wo das Casting von Herrn Bohlen
stattfindet, und sie möchte jetzt auch ein Ziehharmonika-Casting oder ein
Mundharmonika-Casting im 1. Bezirk machen, welche Künstler dort auftreten
dürfen und welche nicht.
Der neueste Streich der Frau Stenzel ist, dass sie
die Bezirksfestwochen, wo es bisher 40 Veranstaltungen etwa im Frühjahr
gegeben hat, als Stenzelfestwochen auf Herbst verschieben möchte. Auch hier
kommt es zu ein bisschen exzentrischen Anwandlungen wie eben in diesem Stück
vom Roald Dahl.
Dazu passt eben dieser Beschluss in der
Bezirksvertretung des 1. Bezirks, gegen die Widmung als Geschäftsstraße zu
stimmen. Diese Allianz mit der FPÖ kann ich eben nicht ganz nachvollziehen,
insbesondere wenn ich mir die Zahlen ansehe, mit denen Kollege Madejski
gearbeitet hat. Man kann ja Zahlen so oder so auslegen, aber dass man überhaupt
völlig falsche Zahlen präsentiert, ist schon etwas Neues! Die Wohnbevölkerung
im 1. Bezirk umfasst nicht 30 000 Menschen, sondern etwas über
17 000 Menschen. Das ist ja doch ein Unterschied fast von der Hälfte! (GR
Mag Alexander Neuhuber: Wahlberechtigte!) – 17 000
Menschen ist die Wohnbevölkerung, nicht die Wahlberechtigten! Im Plangebiet
selber sind es erst 2 344 Personen. Die Wohnbevölkerung ist etwa
1 Prozent von ganz Wien. Es gibt aber eben 150 000 Arbeitsplätze
im 1. Bezirk, das sind 20 Prozent von Wien.
Der 1. Bezirk ist mit sehr,
sehr viel Aufwand für Touristen, für die Wienerinnen und Wiener
verkehrstechnisch hervorragend angebunden. Es gibt im 1. Bezirk die U1,
die U2, die U4, die Linie 1, die Linie 2, die Linie D,
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