Gemeinderat,
33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 89
RechtsnachfolgerInnen zu restituieren.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung.“
Vielleicht ist dieses Bild nur ein Einzelfall. Es
gibt nicht viele Fälle, wie man uns berichtet hat. In Wien ist es bisher sogar
der einzige Fall, bei dem es sich um einen Kunstgegenstand handelt, dessen
Enteignung vor 1938 in Deutschland stattfand. Nichtsdestotrotz wäre es sicher
auch für die Restitutionskommission von Vorteil, wenn es hier eine
Rechtssicherheit gibt. Daher stellen wir noch einen zweiten Antrag betreffend
Restitution entzogener Kunst- und Kulturgegenstände aus Deutschland zwischen
1933 und 1938:
„Der Wiener Gemeinderat fordert den zuständigen
Stadtrat für Kultur und Wissenschaft auf, bis Herbst dieses Jahres einen neuen
Beschluss des Gemeinderates zu Gunsten der Restitution vorzubereiten, der auch
Kunst- und Kulturgegenstände, die vor 1938 im nationalsozialistischen
Deutschland entzogen wurden, berücksichtigt.
In formeller Hinsicht beantragen wir hier die
Zuweisung des Antrags an den Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft.“
Ich hoffe, dass an diesem 8. Mai diese Anträge
Ihre Zustimmung finden. - Herzlichen Dank! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Woller.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Frau
Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Restitution in Wien ist unbestritten hervorragend.
Alle bisherigen Restitutionsberichte wurden einstimmig vom Wiener Gemeinderat
zur Kenntnis genommen, so wie der heutige. Das ist auch gut so.
Es ist auch der von meinem Vorredner angesprochene
Fall Gutmann, das Makart-Gemälde „Pappenheims Tod", ein völlig richtiges
Anliegen. Es wurde im Prinzip von meinem Vorredner auch völlig richtig
dargestellt. Das schon deshalb, weil alles wörtlich aus dem Restitutionsbericht
der Wiener Rückstellungskommission übernommen worden ist. Also kann es nur richtig
sein. Vielleicht nur diese Anmerkung, es war also keine große Entdeckung der
GRÜNEN, die da recherchiert haben, sondern Sie haben ein Anliegen, das wir als
Bericht vorgelegt haben (GRin Mag Marie
Ringler: Das stimmt überhaupt nicht!), nicht wir als SPÖ oder Gemeinderat,
sondern die Wiener Rückstellungskommission richtigerweise vorgelegt hat, der
heute zur Beschlussfassung und Kenntnisnahme steht, zum Anlass genommen, das
hier vorzutragen. So gesehen ist es wichtig. Dieser Fall wird genauso wie alle
bisherigen 24 000 Objekte ganz genau geprüft und dieses Objekt wird
voraussichtlich genauso wie bei allen anderen 3 000 bisher restituierten
Objekten auch an die rechtmäßigen Besitzer rückerstattet werden.
Wir werden trotz allem den Antrag auf Beschlussfassung,
dass wir es heute im Gemeinderat beschließen, nicht zustimmen, weil diese
Angelegenheit derzeit in Bearbeitung ist. Der Herr Stadtrat wartet noch auf den
endgültigen Bericht der Wiener Rückstellungskommission. Wenn, was vorherzusehen
ist, die Wiener Rückstellungskommission der Meinung ist und die Empfehlung
abgeben wird, dass wir dieses Gemälde von Hans Makart, „Pappenheims Tod",
restituieren sollen, dann wird der Herr Stadtrat in dieser Angelegenheit die
entsprechenden Anträge an den Wiener Gemeinderat stellen. Dazu brauchen wir
keinen Antrag der GRÜNEN. Einmal ganz ehrlich gesagt, liebe GRÜNE, das ist
wörtlich aus dem Restitutionsbericht abgeschrieben! Wir sind in der Bearbeitung
und daher wird der Fall jetzt bearbeitet. Wenn es soweit ist, wird der Herr
Stadtrat einen entsprechenden Antrag hier im Gemeinderat einbringen. Daher
werden wir in der Sache dem positiv gegenüberstehen, aber in der konkreten
Frage dem Antrag nicht die Zustimmung geben.
Was den Antrag betreffend Restitution der Objekte aus
der Zeit 1933 bis 1938 betrifft, werden wir dem Antrag auf Zuweisung zum
Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft zustimmen. Wir werden aber zu
diskutieren haben, ob es Sinn macht, ein Gesetz zu ändern, weil es in acht
Jahren bei 24 000 Angelegenheiten bisher einen einzigen Fall, konkret den
Fall Gutmann, gegeben hat, wo das zutrifft, ob es dazu wirklich notwendig ist,
ein Gesetz zu ändern oder ob es, so wie wir es jetzt machen, vielleicht doch
klüger ist, das von Fall zu Fall zu entscheiden, so wie wir das auch jetzt beim
Fall Gutmann tun werden. (GR Marco
Schreuder: Sie lehnen ja ab!)
Also wir werden dem Antrag auf Zuweisung an den
Kulturausschuss zustimmen und wir werden dem Antrag auf heutigen Beschluss der
Restitution des Makart-Gemäldes nicht zustimmen, nicht deshalb, weil wir nicht
der Meinung sind, dass es wahrscheinlich so geschehen wird, sondern alleine
deshalb, weil wir zuerst den normalen Lauf der Erledigung, nämlich den
endgültigen Bericht der Kommission, abwarten und ihm Folge leisten wollen. Dann
wird der Herr Stadtrat ganz ohne grüne Initiative dem Wiener Gemeinderat einen
entsprechenden Antrag unterbreiten. (Beifall
bei der SPÖ. - StRin Dr Monika Vana: Ist das peinlich! Das ist wirklich
peinlich!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zum Wort ist
niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter
hat auf das Schlusswort verzichtet.
Wir kommen daher zur Abstimmung.
Wer der Postnummer 25 der Tagesordnung seine
Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die
Einstimmigkeit fest.
Es liegen uns zwei Anträge vor. Der erste betrifft
die Restitution des Hans-Makart-Gemäldes „Pappenheims Tod". Hier wird die
sofortige Abstimmung von den grünen Antragsstellern verlangt.
Wer dem zustimmen kann, den bitte
ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Zustimmung bei ÖVP und GRÜNEN
fest. (GR Dr Matthias Tschirf: Bei den Freiheitlichen auch!)
Entschuldigung! Auch bei der FPÖ. (GRin
Mag Marie Ringler: Wir lassen die SPÖ ganz allein!) Das habe ich übersehen,
aber es sind so wenig
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular