Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 75
Meine Damen und Herren!
Wir werden dem vorliegenden Aktenstück, der
Ermächtigung für den Abschluss des Mietvertrages zwischen der MA 34 und
der SEB Immobilien - Investment GmbH für das Bürohaus „Skyline" in
Wien 19, Heiligenstädter Straße 31, für die MA 50, Gruppe
Wohnbeihilfe und Eigenmittelersatzdarlehen, zustimmen.
Wer die Beengtheit des derzeitigen Standortes kennt,
muss diesem Antrag zustimmen. Ob ein Objekt angekauft wird oder ob ein
marktwirtschaftlich vernünftiger Mietvertrag abgeschlossen werden soll, muss,
glaube ich, im Magistratsbereich intern entschieden werden. Solange bei der
Anmietung Vorteile für die Stadt Wien erzielt werden, so lange sollten diese
Vorteile auch genutzt werden.
Ich gebe meinem Vorredner schon recht, dass wir in
einigen Fällen Notanmietungen haben; aber genau in diesem konkreten Fall ist es
klar, dass auf Grund der Beengtheit der Situation und der relativ unmittelbaren
Nähe diese Anmietung erfolgen sollte. Die Preise sind offenbar marktkonform.
Auch deswegen werden wir diesem Antrag zustimmen.
Ich möchte jedoch bei diesem Tagesordnungspunkt auf
zwei andere von uns heute schon eingebrachte Anträge eingehen.
Zuerst zum Thema Gebietsbetreuung: Für uns ist die
Gebietsbetreuung ein wesentliches Element zur Sicherung des Zusammenlebens der
Mieterinnen und Mieter, vor allem in den 210 000 Wohnungen der Stadt Wien.
Die Aufgaben der Gebietsbetreuung sind bekannt. Jedoch hat man offensichtlich
bei der Einrichtung dieser Institution vergessen, eigene Rechtspersönlichkeiten
zu schaffen. Die Aufträge an die Gebietsbetreuungen werden derzeit oft über
ARGEs und Architekten beziehungsweise Architektengruppen beziehungsweise die
Mietervereinigung oder die Sozialbau abgewickelt, die zwar jeder für sich
selbst eine Rechtspersönlichkeit sind, jedoch erfolgt die Abrechnung unserer
Meinung nach zu wenig transparent. Und dieser Antrag beschäftigt sich mit der
Hebung der Transparenz der Abrechnungen.
Der zweite Antrag betrifft einen Punkt, den ich schon
öfters hier in diesem Haus erwähnt habe, den besonderen Fall der
Werkbundsiedlung. Diese Werkbundsiedlung wurde 1932 unter dem Architekten Josef
Frank errichtet und ist als Mustersiedlung der Moderne zu sehen. 1938 wurden jene
Häuser, die nicht verkauft werden konnten, nämlich 56 Objekte, mangels
Nachfrage von der Stadt Wien erworben, und sechs Objekte wurden im Krieg
zerstört und dann wieder aufgebaut. Wöchentlich geführte Architekturexkursionen
zeugen vom einmaligen architektonischen Wert für unser kulturelles Erbe.
Heute stehen 50 Objekte im Besitz der Gemeinde.
Diese wurden zwar 1985 vom Architekten Krischanitz generalsaniert, aber bereits
kurz danach stellte sich leider heraus, dass diese Sanierung nur unzureichend
war. Unter anderem wurden nämlich auch keine Keller saniert.
Trotz massiver Nachfrage von meiner Seite beim
Vorgänger von StR Ludwig, nämlich dem heutigen Bundesminister Werner Faymann,
und laufenden Gesprächen mit dem Herrn Stadtrat wurde bis heute leider nichts
Wirkliches zur Sanierung der Werkbundsiedlung unternommen. Denn Gespräche und
immer wieder die Zusicherung, es finden Gespräche mit dem Bundesdenkmalamt und
mit anderen Dienststellen statt, das kann nicht die Antwort sein, die den
Mieterinnen und Mietern gegeben wird.
Mieteinnahmen von 60 000 EUR, keine
Mietzinsreserven und erste Kostenschätzungen vor einem Jahr mit
6 Millionen EUR und derzeit mit 7 Millionen EUR zeigen einfach, dass
die Sanierung unbedingt gemacht werden muss. Mir ist schon klar, dass die Stadt
Wien nicht einfach sagen kann, wir übernehmen jetzt sämtliche Kosten, aber es
müssen hier Wege gefunden werden. Und dieser Antrag beschäftigt sich eben auch
damit, dass hier endlich eine Taskforce eingerichtet werden soll, um dieses
Problem intensiv anzugehen.
Zwischen dem Bundesdenkmalamt - das habe ich auch
schon gesagt - und Wiener Wohnen wird der Ball immer wieder hin- und
hergeschoben. Die Mieterinnen und Mieter haben ein Recht darauf, dass diese
Objekte saniert werden!
Wer den Zustand der Objekte kennt - und ich war jetzt
schon sehr oft in den Häusern und bin in einigen Wochen wieder in einigen
Häusern eingeladen, mir vor Ort anzusehen, wie der Zustand ist -, der weiß, er
ist wirklich grauslich, denn: Die Fenster sind undicht, sie sind, abgesehen von
der abgegangenen Farbe, einfach vermorscht. Die Dächer, vor allem die
Flachdächer - das ist natürlich ein technisches Problem - sind zu sanieren. Die
Keller sind oft nicht mehr benutzbar. – Deswegen muss ich wirklich sagen, es
ist dringend erforderlich, diese Sanierung vorzunehmen.
Aber es wird mit diesem Antrag ja nicht nur der Herr
Wohnbaustadtrat aufgefordert, tätig zu werden, es wird auch der Herr
Kulturstadtrat aufgefordert, denn es ist auch eine kulturelle Aufgabe, die
Sanierung der Werkbundsiedlung vorzunehmen.
Die Leidtragenden in dieser Situation sind die
Mieterinnen und Mieter, die in wirklich teils unzumutbaren Zuständen dort leben
müssen. Wir, nämlich wir Wiener Gemeinderäte und Gemeinderätinnen, haben die
Verpflichtung und müssen darauf schauen, dass wir sie nicht im Stich lassen. -
Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet
ist Herr GR Dkfm Dr Maurer. Ich erteile es ihm.
GR Dkfm Dr Ernst Maurer
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Ich erlaube mir, wieder zum Geschäftsstück
zurückzukommen und auf einige konkrete Fragen, die im Zusammenhang mit dieser
Anmietung gestellt wurden, einzugehen.
Eine Frage war: Sollte man
überhaupt Anmietungen machen, oder soll man selbst bauen? - Ich meine, im
konkreten Fall ist die Entscheidung wohl relativ klar und einfach zu treffen:
An solch einem Standort wie jenem, an dem diese Anmietung geplant ist, selbst
ein Grundstück zu erwerben, wäre wohl eine grobe
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