Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 75
eingefahren hat. Auch der
Sängerknaben-Film mit den ballesternden Buben im Augarten, im Auftrag des
Tourismusverbandes, hat schon Preise gemacht, aber ich denke, es ist nicht so
wirklich das Kerngeschäft.
Was jetzt die Filmförderung betrifft, so muss man
dazu sagen, dass bisher der österreichische Film, und das Zentrum war hier
immer Wien, sehr gut mit dem Drei-Säulen-Modell gefahren ist. Da war auf der
einen Seite das ÖFI, das Österreichische Filminstitut, dann der Filmfonds Wien
und als dritter Partner der ORF.
Nun haben wir mit diesem dritten Partner schon ein
paar Jahre lang Probleme und es passieren solche unerfreulichen Dinge, wie zum
Beispiel, dass Filme, die der ORF sogar selber produziert oder mitproduziert
hat, von ihm nicht einmal spät nachts versteckt, sondern überhaupt nicht
ausgestrahlt werden, wie zum Beispiel “Artikel 7 - Unser Recht“ über die
Rechte ethnischer Minderheiten und der Kärntner Slowenen.
Ich muss dazu sagen, eine löbliche Ausnahme war
gestern Abend, allerdings auf 3Sat um 21 Uhr, der Doku-Film „Der Mann auf
der Brücke" über Rudi Gelbart von Kurt Brazda.
Aber zurück zum Film und seiner kostenintensiven
Natur. Natürlich kann man sagen, wir brauchen Menschen, die in Filme
investieren, natürlich kann man sagen, Risikokapital kann man in den Film
stecken. Das ist aber ein österreichisches Problem, unser Markt ist zu klein,
der Markt unseres Nachbarn, mit dem uns die gemeinsame Sprache trennt, der wäre
größer und der deutsche Film hat gegen den österreichischen gar nicht so viel
größere Chancen. Es gäbe die Möglichkeit, ein Steuerabsetzmodell à la
Luxemburg zu schaffen, aber da ist der Gesetzgeber gefordert.
Wir in Wien, und Wien ist nun einmal das Zentrum des
österreichischen Filmschaffens, investieren in Filme mit mehr als
8 Millionen EUR jährlich europaweit die höchste regionale
Filmförderung. Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe und sind damit Europaspitze.
Wir haben auch versucht, das schon auf weitere Beine zu stellen. Es hat
Gespräche gegeben mit Niederösterreich, die immer am Widerstand der
Niederösterreichischen ÖVP gescheitert sind. Aber die Einladung des Herrn
Stadtrates ist nach wie vor aufrecht, ebenso die Zusage, dass man über die
Austrian Film Commission oder eine Wiener Filmkommission reden wird, die als
Servicecenter dienen soll, als Anlaufstelle für Leute, die hier Filme drehen
wollen und damit wieder ganz viel Umwegrentabilität und Berufe von Catering bis
Cutter schaffen, und auch, um so eine Austrian Film Commission ins Leben zu
rufen, und auch weiter über den Fernsehfilmfonds zu verhandeln.
Ich muss dazu sagen, dass, wenn wir jetzt annehmen,
dass Film als kommerzielle Einrichtung, vielleicht ganz gut auch von einer
öffentlichen Institution, wie dem ORF, zu fördern wäre und von den
GIS-Gebühren, dann komme ich eigentlich gleich zu der Unseriosität dieser
Anträge. Denn mitten unterm Jahr, wo gerade das laufende Budget ausgegeben ist
und ein neues noch nicht auf dem Programm steht, (GR Ing Bernhard Dworak:
Aus den Ertragsanteilen des Bundes!) wo soll das Geld herkommen, Herr
Kollege Dworak, soll man es jemandem anderen wegnehmen, (GR Ing Bernhard
Dworak: Aus den zusätzlichen Ertragsanteilen des Bundes, das sind an die
einhundert Millionen!) das kann ich so nicht sehen. (GR Dr Matthias
Tschirf: Das ist besser, als in Wien zu fördern!) Nun, es war von den GIS
die Rede und das wird frühestens im nächsten Jahr schlagend. Da kann man dann
wieder darüber reden. Aus dem laufenden Budget, gut, wem soll man es wegnehmen,
einen Vorschlag, bitte!
Also, ich halte es für unseriös, Umschichtungen im
laufenden Budgetjahr vorzunehmen, und politisch handeln bedeutet meiner Meinung
nach, Erhöhungen solide und nachhaltig vorzubereiten und durchzuführen, und
fordern kann man als Opposition immer sehr leicht. Ich halte genau das für ein
Lippenbekenntnis, Dinge zu fordern und zu versprechen, von denen man weiß, dass
man sie aktuell nicht halten kann.
Noch einmal: Wien hat mit dem Filmfonds Wien mit
8 Millionen EUR den höchst dotierten Regional-Filmförderungsfonds und
ich kann nur als kleines Beispiel anführen, wenn Sie Zeit haben, ab heute läuft
wieder das „Tricky Women", das jetzt jährlich stattfindende
Frauentrickfilmfestival noch bis Sonntag Abend im Topkino, am Sonntag Abend um
20.30 Uhr wird es die Preisverleihung im Metrokino geben und natürlich
sind der Filmfonds Wien und die Stadt Wien hier maßgeblich beteiligt und wir
hoffen und freuen uns auf viele weitere tolle Filme.
Vielleicht nur noch abschließend: Was ich auch nicht
so gut finde, ist eine Anlassgesetzgebung. Jetzt haben wir den Oscar, jetzt
fördern wir. Und wenn wir ihn ein paar Jahre nicht haben, dann fördern wir
nimmer?
Ich kann mich noch erinnern, wie die ÖVP den
österreichischen Film auf Grund tatsächlicher niedriger Kinobesucherzahlen
krankgeredet hat. Hätten wir und Wien damals nicht europaweit spitzenmäßig
gefördert, dann stünde der österreichische Film heute nicht so da, wie er das
tut. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
nächster Redner zum Wort gemeldet ist StR Ellensohn. Ich erteile es ihm.
StR David Ellensohn: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich möchte kurz darauf eingehen, was die ÖVP
versucht, momentan zu tun und das Protokoll quasi berichtigen, was die Position
der GRÜNEN ist.
Die GRÜNEN sind für eine Erhöhung der Filmförderung,
nie wurde etwas anderes gesagt. Heute hat ... (GR Dr Franz Ferdinand
Wolf: Aber geh!) Lesen und zuhören; das sind zwei Basisweisheiten und bei
diesen ist es nicht rausgekommen, dass die GemeinderätInnen dieses nicht
könnten.
Der Antrag: Günter Kenesei hat
recht, auch Stadträte können reden, und deswegen kenne ich den Unterschied
zwischen dem Antrag der ÖVP und dem Antrag von uns. Und die GRin Smolik hat
auch darauf hingewiesen, es geht um den einen Satz, mit dem die ÖVP eine
Koppelung der Filmförderung mit den GIS-Gebühren vornimmt,
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