Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 75
Vorredner schon gesagt hat.
Wien zieht jetzt, 2008, sozusagen nach und stellt
sich als soziale Hauptstadt Europas dar. Aber solange die Armut in Wien steigt,
und das sehen wir an der immer größer werdenden Anzahl an
SozialhilfeempfängerInnen, ist es absurd, von der Sozialhauptstadt Europas zu
sprechen. Vielmehr ist dieser Mobilpass ein Tropfen auf den heißen Stein.
Meine Damen und Herren, durch die beispiellose
Gebührenlawine, auch der Kollege Ebinger hat schon darauf hingewiesen, haben
sozial Schwache sehr wenig von diesen Vorzügen des Mobilpasses. Ich möchte noch
einmal darauf zurückkommen, weil es so absurd ist, wie diese Gebührenlawine
letztendlich zuschlägt und auch bei den Ärmsten zuschlägt, dass sich die
Stromkosten in den letzten Jahren um 20,8 Prozent, Gas um 24,7 Prozent,
Abwasser und Müllentsorgung, das ist heute auch schon angesprochen worden, um
43 Prozent, die Öffi-Jahreskarte um 18,8 Prozent, Kindergärten um
15,4 Prozent erhöht haben. Meine Damen und Herren, diese Liste ließe sich
fortsetzen. Hier wird das Geld auch von den Ärmsten der Stadt und vor allem von
den Bürgerinnen und Bürgern in Wien von der einen Tasche herausgenommen und in
die andere Tasche großzügigerweise zum Teil zurückgegeben. Den Mobilitätspass
zahlen natürlich alle Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt.
Prinzipiell, und wir werden natürlich dem Antrag auch
zustimmen, begrüßen wir den Mobilpass. Aber das alleine wird leider die
sozialen Probleme in dieser Stadt nicht lösen! (Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt viel zu viel Menschen in Wien, die unter der Armutsgrenze
leben. Das haben wir heute auch schon gehört. Hier gibt es noch eine Menge zu
tun. Der Heizkostenzuschuss wurde schon angesprochen, aber ich möchte es noch
einmal wiederholen. Eine Vielzahl von Wienerinnen und Wienern hat den ihnen
zustehenden Heizkostenzuschuss, für den der Antrag zeitgerecht abgegeben wurde,
bis heute nicht erhalten. Die Einreichfrist wurde verkürzt. Der Stichtag wurde
vom 31. März auf den 31. Jänner vorverlegt. Einfach so! Wer wie
gewohnt Mitte Februar eingereicht hat, hat schlicht und einfach Pech gehabt!
StRin Wehsely muss sich diesen drängenden Problemen
stellen. Versuchen Sie bitte nicht, die Versäumnisse in der Sozialpolitik durch
Publicity zu übertönen! Ein Zuschuss auf die Hundesteuer durch den neuen
Mobilitätspass ist sicher kein adäquater Ersatz für die mangelnden
Sozialleistungen!
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich kurz zur
Presseaussendung, zur Jubelmeldung der Sozialstadträtin anlässlich der
Pressekonferenz zur Vorstellung des Mobilitätspasses, Stellung nehmen. Hier
wird berichtet, ich zitiere wörtlich: „Der Wiener Weg im Sozialbereich ist
durch eine Vielzahl an Angeboten gekennzeichnet, unter anderem
SchuldnerInnenberatungen, Sozialberatung, Krisenintervention,
Wohnungssicherung." - Diese Beispiele, wie SchuldnerInnenberatungen,
Sozialberatung, Wohnungssicherung, sind die Beispiele für die Versäumnisse in
dieser Stadt, weil die Personalknappheit in der SchuldnerInnenberatung ist ein
Dauerbrenner, das Warten auf Sozialhilfe für in Not geratene Menschen ist eine
Zumutung und die Wohnungssicherung ist in Anbetracht der steigenden Anzahl an
Delogierungen aus dem Wiener sozialen Wohnbau nicht mehr als eine Worthülse.
Meine Damen und Herren, diese systemimmanenten
Probleme sind dann durch den Mobilpass zum Beispiel dürftig ausgeglichen.
Prinzipiell ist natürlich eine Ausweitung von Sozialleistungen immer zu
begrüßen, vor allem natürlich für SozialhilfeempfängerInnen, aber eine
funktionierende und zukunftsweisende Arbeitsmarktpolitik, Bildungspolitik und
Integrationspolitik würde die Hilfe in diesem Ausmaß erst gar nicht nötig
machen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das Wort hat Herr GR Wagner.
GR Kurt Wagner
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Ich glaube, es ist immer wieder bemerkenswert, wenn
man von Seiten der GRÜNEN in den Wortmeldungen vernehmen muss, dass sie sich
immer Sorgen um unsere Beschlüsse auf den Landesparteitagen machen. Ich würde
einen umgekehrten Rat geben, kümmern Sie sich lieber um Ihre Beschlüsse, die
Sie auf Ihren Konferenzen machen und schauen Sie darauf, dass Sie die dann auch
eins zu eins umsetzen! Da haben Sie in Ihrer Fraktion genug zu tun, da brauchen
Sie sich nicht um andere politische Parteien zu kümmern!
Meine Damen und Herren! Da Kollege Ebinger von dieser
Stelle aus gemeint hat, dies ist insgesamt eigentlich nur eine Zusammenfassung
und nichts Neues, darf ich Sie schon sehr deutlich auf Folgendes hinweisen.
Herr Kollege Ebinger, wenn wir bis dato nach der alten Version 40 000
Anspruchsberechtigte gehabt haben, und mit 1. April, nämlich mit kommendem
Dienstag, haben auf den neuen Mobilpass rund 100 000 Wienerinnen und
Wiener Anspruch, dann entspricht das einer Steigerung von 120 Prozent! Ich
würde mir wünschen, dass es vergleichbare Bundesländer gäbe, die in dieser Form
ähnlich vorgehen würden, wie wir das in Wien tun. Ich glaube, da brauchen wir
keine Ratschläge, sondern wir sind damit auf dem richtigen Weg. (Beifall bei
der SPÖ.)
Frau Kollegin Praniess-Kastner! Auch wenn Sie es
wiederholen - und ich bin ja in der Diskussion über die Sozialpolitik in großen
Teilen auf Ihrer Seite -, dass wir hier noch einiges tun müssen, auch in
Zukunft noch mehr tun müssen und das auch tun werden, bedarf das nicht Ihrer
Aufforderung. Das wird die sozialdemokratische Fraktion im Prinzip auch ständig
tun, um dieses Sozialsystem weiterzuentwickeln.
Dazu darf ich Ihnen aber schon
noch mitteilen, dass es nicht wahrer wird, wenn man immer irgendwelche
Behauptungen in den Raum stellt. Jetzt haben Sie das wieder mit den
Kostensteigerungen gemacht. Da sollten Sie aber ehrlicherweise auch dazusagen -
dass es Kostensteigerungen gegeben hat, streitet ja keiner ab -,
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