Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 75
ökonomisch Schwächeren zu. Das ist es auch heute, was man mit dem Mobilpass bewirken will. Deswegen stimmen wir dem Mobilpass zu. Wir hätten dem auch zugestimmt, wenn er die Hälfte von dem wäre, was er ist, weil alles, was eine Verbesserung darstellt, natürlich wünschenswert ist.
Schade ist trotzdem, dass wir da noch keine Antworten
gekriegt haben. Die Gespräche und Diskussionen haben ja schon stattgefunden,
sowohl im Ausschuss als auch in der Sitzung des Stadtsenats. Außer dass es
immer heißt, Linz und Wien zu vergleichen, ist, Birnen mit Äpfeln zu
vergleichen, habe ich keine harten Fakten vernehmen können.
Der Aktivpass in Linz hat einen BezieherInnenkreis,
der vollendetes 18. Lebensjahr, Hauptwohnsitz in Linz und monatliches
Nettoeinkommen von 1 018 EUR pro Person voraussetzt. In Wien redet
man nicht von einem Individualeinkommen, sondern von einem Haushaltseinkommen.
Das ist ein großer Unterschied, der in allen anderen Bereichen von der
Sozialdemokratie nicht wirklich forciert wird, nämlich das Haushaltseinkommen,
sondern des Öfteren ist man froh, wenn auf das Individualeinkommen abgezielt
wird.
Dann gibt es aber weiter unten, neben den Unterlagen,
ohne Berücksichtigung der Einkommensgrenze sind noch einmal Leute
berücksichtigt, Bezugsberechtigte, nämlich Langzeitarbeitslose, Begleitpersonen
von Behinderten. Dann gibt es noch Anspruchsberechtigte ohne Hauptwohnsitz in Linz.
Ohne Hauptwohnsitz in Linz sind Menschen anspruchsberechtigt, die Präsenz- und
Zivildiener sind, die in Linz ihren Dienst versehen, StudentInnen mit
Nebenwohnsitz und Betreute, die in Linzer Wohnprojekten von Sozialvereinen
arbeiten. Dann gibt es noch einmal Anspruchsberechtigte mit Hauptwohnsitz,
nämlich die SchulabgängerInnen bei Vorlage von Abgangszeugnis und so weiter.
Eine riesige Gruppe an Menschen.
Dieser Aktivpass wurde zwar nicht von Jahr zu Jahr,
aber immer wieder einmal nachgebessert. Das ist nun der „Aktivpass neu",
wie er jetzt in Linz heißt, mit zusätzlichen Verbesserungen. Weil vorher
angesprochen wurde, es ist nicht alles gratis. Das ist es nicht. Der Aktivpass
hat zum Beispiel die Monatskarte bei den Linien Linz vorgesehen, regulär 33,10 EUR,
mit Aktivpass 17,70 EUR und mit „Aktivpass neu" 10 EUR. Die
haben die Leistungen nachgebessert, immer besser gemacht. Die haben die Preise
gesenkt und den BezieherInnenkreis ausgeweitet. Da sind wir weit hinten. In
Wien sind AMS-BezieherInnen, die nicht im Sozialamt gemeldet sind, nicht
drinnen, StudentInnen nicht drinnen, Lehrlinge nicht drinnen,
SchulabgängerInnen nicht drinnen. Alle in Linz dabei. Jeder Einzelne dabei.
Die Einkommensgrenze in Wien ist mit dem
Ausgleichszulagenrichtsatz definiert, das bedeutet, liegt deutlich unter der
Armutsgrenze. Jetzt haben wir diese EU-Fixzahl, ungefähr 900 EUR. Wir
haben in Wien definiert, der BezieherInnenkreis muss noch weit darunter liegen.
In Linz dürfen es 1 018 EUR sein, sogar deutlich darüber, immerhin
weit über 10 Prozent über dieser Grenze.
Das Angebot in Linz ist auch wesentlich ausgeweitet.
Ich möchte nicht auf alles einzeln eingehen, aber was mir besonders wichtig
erscheint und was in Wien nicht dabei ist, Fort- und Weiterbildung kommt in dem
Paket nicht vor und ist in Linz eingerechnet. Wir hätten gerne neben vielen
anderen Punkten, dass man sich dem Linzer Modell annähert.
Wir haben natürlich darüber nachgedacht, dass wir den
Antrag einbringen und dann sagen, wir lassen ihn zuweisen. Wir haben einen
ähnlichen Antrag vor einem Jahr gestellt, als noch darüber geredet worden ist.
Wir haben das im Ausschuss und im Stadtsenat diskutiert, ich glaube, so weit
erschöpfend, dass wir leider überall auf taube Ohren gestoßen sind. Ich glaube
nicht, dass sich das ändert, wenn wir die Schleife noch einmal anfangen. Wir
hätten heute gern, dass man dem zustimmt. Eine Zuweisung, wo ich nicht einmal
weiß, ob die Sozialdemokratie der Zuweisung dann zugestimmt hätte oder eben
sagt, das haben wir eh schon alles drei Mal durchgekaut, scheint mir nicht
sinnvoll. Dem kann ich nicht entsprechen.
Ich glaube, dass die SPÖ gut beraten wäre, wenn sie
sich an die eigenen Beschlüsse hält, nämlich vom SPÖ-Landesparteitag des
Vorjahres, weil dort war unter anderem, ich glaube, die Sozialistische Jugend
hat das eingebracht, die Freifahrt für Obdachlose. Gibt es nicht, sondern es
gibt in vielen Bereichen Vergünstigungen. Aber das gibt es nicht. Das
beschließt nicht der SPÖ-Landesparteitag, sondern hier herinnen die absolute
Mehrheit. Niemand hindert Sie daran, Ihre eigenen Beschlüsse hier umzusetzen!
Niemand! Es ist fast ein bisschen unfair gegenüber der eigenen Sozialistischen
Jugend, beim Landesparteitag den Anträgen zuzustimmen und hier dann andere
Positionen beschließen zu lassen.
Aber versuchen wir das Positive zu sehen. In Linz hat
man sehr viel früher damit begonnen und es hat ein paar Jahre gedauert, bis sie
so weit gekommen sind, wie sie es heute haben. Es ist heute wesentlich besser.
In Wien hat man später damit begonnen. Vielleicht dauert es ein paar Jahre, bis
man sich dem Linzer Modell annähert. Freuen würde mich, wenn es schnell geht
und wenn Sie dem gleich heute zustimmen könnten. - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Praniess-Kastner. -
Bitte schön.
GRin Karin Praniess-Kastner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Angesichts der weiter real existierenden Probleme für
die in Armut lebenden Menschen dieser Stadt bitte ich Sie, nämlich die
Mehrheitsregierung hier, an einer umfassenden Lösung für die Sozialprobleme zu
arbeiten und die Lobhudelei für diesen Mobilpass einzustellen.
Mein Kollege Ellensohn hat schon
den Linzer Mobilpass ausgeführt. Das Projekt des Linzer Mobilpasses gibt es
seit genau 20 Jahren, also seit 1989. Ich erspare mir jetzt, das zu
wiederholen, was mein Kollege und
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