Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 75
Verbraucherpreisindex seit 2001 um 11,3 Prozent gestiegen ist, die städtischen Gebühren aber um 20,3 Prozent und gleichzeitig Dinge wie zum Beispiel der Heizkostenzuschuss nicht erhöht, sondern Jahr für Jahr in der gleichen Höhe beibehalten werden, dann ist das Augenauswischerei, was hier betrieben wird.
Im Endeffekt wird nichts anderes gemacht, als zwei
Personengruppen zusammenzufügen und dem Ganzen einen neuen Namen zu geben. Gut,
Mobilpass klingt besser als Sozialpass. Das ist ein nicht so negativ belastetes
Wort.
Wie gesagt, wir sind dafür, aber die Lösung des
Ganzen kann das nicht sein, meine Damen und Herren! Wenn wir von der Lösung des
Ganzen sprechen, hat zum Beispiel die Grüne Fraktion einen Antrag eingebracht,
wo sie sich am Linzer Aktivpass orientiert. Dieser Antrag soll sofort
abgestimmt werden. Ich möchte dazu sagen, wir werden dem Antrag nicht
zustimmen. Wenn er zugewiesen werden würde und wir die Möglichkeit hätten,
darüber zu diskutieren, könnten wir dem Antrag zustimmen.
Dieser Linzer Aktivpass ist sicher als Grundsatz ein
Modell, das man diskutieren kann. Es geht über die Armutsgrenze, es geht um die
1 000 EUR, 1 018 EUR. Das heißt, es sind praktisch alle
Personen betroffen, die armutsgefährdet sind. Es geht auch um etwas anderes, es
geht nicht nur um Bäder, Büchereien und öffentliche Verkehrsmittel, es geht um
öffentliche und, soweit ich das richtig lese, auch um private kulturelle
Einrichtungen. Das heißt, es geht eigentlich um das ganze gesellschaftliche
Leben in einer Stadt.
Warum wir diesem Antrag nicht zustimmen, kann ich
Ihnen auch sagen. Weil er uns in dieser Form, wie er hier formuliert ist, zu
ungenau formuliert ist, wenn ich sage, Working Poor und, wie der Herr Ellensohn
gesagt hat, Selbstständige mit geringem Einkommen. Es ist sicher richtig, es
gibt Selbstständige mit geringem Einkommen, die förderungswürdig sind, aber,
meine Damen und Herren, ich arbeite im Finanzministerium, es gibt sicher auch
viele Selbstständige, die aus einem anderen Grund ein geringes offizielles
Einkommen haben, weil sie viel schwarz verdienen. Das ist einfach so. Es gibt
in jedem Fall auch Sozialschmarotzer. Es gibt sicher Studenten, die bedürftig
sind und die wir unterstützen sollen und es gibt sicher Studenten, die genau
wissen, dann kriegen sie den Sozialpass oder Aktivpass, oder wie immer das
jetzt heißt, und haben ein gutes Leben und brauchen eigentlich nichts tun. Es
gibt sicher Langzeitarbeitslose, die wirklich lange Zeit keine Arbeit kriegen,
aber es gibt sicher auch Langzeitarbeitslose, die keine Arbeit haben wollen.
Diese Leute wollen wir nicht unterstützen.
Ich muss natürlich auch sagen, wenn Sie hier
schreiben: „Ausweitung des Bezieherkreises auf alle Menschen unter dieser Einkommensgrenze,
unabhängig von ihrem Alter und ihrer Erwerbssituation", so kann ich dem in
dieser Form auch nicht zustimmen. Ich bin für eine aktive, positive Abgrenzung
des Bezieherkreises, weil wir auch der Meinung sind, dass ein Asylant, der
hierher kommt, nicht grundsätzlich jede Sozialleistung haben kann. Es sollte
grundsätzlich schon so sein, wenn Wien Sozialleistungen zahlt, dann soll es
auch den Wienerinnen und Wienern zugute kommen.
Man kann darüber streiten, ob es eine freie Fahrt
oder nur eine ermäßigte Fahrt bei den öffentlichen Verkehrsmitteln geben soll.
Ich glaube, auch in Linz ist es nicht so, dass alles grundsätzlich frei ist,
sondern in Linz ist der Aktivpass sozial gestaffelt. Das steht in dem Antrag
nicht so drinnen.
Ich bin grundsätzlich dafür, dass man eine
Erweiterung des Angebots für Museen, Theater, Kinos einführt, dass man die
Menschen auch am kulturellen, gesellschaftlichen Leben teilhaben lässt. Ich bin
auch dafür, dass sich ein aktives Marketing um möglichst viele private Institutionen
kümmert, weil es sollte nicht nur das betreffen, was im öffentlichen Bereich
ist, sondern man könnte auch mit Leuten verhandeln, dass mit einem derartigen
Pass auch Private solche Vergünstigungen hergeben.
Unser Vorschlag wäre, dass wir uns durchaus auf Basis
dieses Linzer Modells zusammensetzen, eine Kommission bilden, wo wir alle
vertreten sind und wo wir wirklich alle gesellschaftlichen Schichten, alle
Einrichtungen, alle Gesellschaftsbereiche, sozial, kulturell, durchgehen und
einmal ein Gesamtpaket sehen, was alles überhaupt förderungswürdig ist und
nicht diesen Mobilpass, ein Stück, damit man billiger Straßenbahn fahren kann.
Dann gibt es in der Stadt Wien auch einen Kulturpass, wo wieder nur
15 000 Leute berechtigt sind. Beim Mobilpass sind es
100 000 Leute. Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien hier jeweils
ein anderer Bezieherkreis zum Tragen kommt. Uns geht es um ein Gesamtpaket und
bei einem Gesamtpaket ist das Linzer Modell durchaus ein Modell, das man als
Basis für ein Wiener Modell nehmen kann.
Dem vorliegenden Antrag in dieser Form können wir
nicht zustimmen. Dem Mobilpass stimmen wir klarerweise zu, wenngleich, wie
gesagt, das in unseren Augen nur ein kleines Bruchstückchen von dem ist, was
möglich wäre. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr
StR Ellensohn bitte.
StR David Ellensohn: Herr Vorsitzender!
Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
In Linz beginnt's in den 80er Jahren mit dem
Aktivpass. Dieser Aktivpass ist auch heute noch vorbildhaft in Österreich. Er
ist jetzt teilweise ausgeführt worden. Damit man den Unterschied genau erkennt
und nicht nur in kleinen Brocken erfährt, was in Linz besser gemacht wird als
in Wien, würde ich empfehlen, dass man sich auf die Homepage
„portal.linz.gv.at" bewegt, ich nehme an, es finden dann alle den
Aktivpass, sich das dort genau anschaut und die Differenz dann sehr schnell
selbst feststellen kann.
Es ist vorher ganz kurz vom Vorredner ausgeführt
worden, andere BezieherInnenkreise, nicht nur andere, sondern sehr andere
BezieherInnenkreise.
Ich
schicke aber voraus, die Wiener Grünen stimmen jeder Verbesserung der
Lebensbedingungen von
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