Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 95
Zuschüsse erhöht werden müssen.
Wir kritisieren immer wieder, dass gerade im
Kulturbereich diese Denkweise vorherrscht: Es gibt eine wichtige Institution,
und dann macht man Druck mit dem Argument: Wollt ihr den Verein zusperren?
Wollt ihr das Orchester zusperren? Wollt ihr das Theater zusperren? Wenn ihr
das nicht wollt, dann zahlt einfach mehr! – Auch bei den Wiener Symphonikern ist diese Denkweise eine Zeitlang
durchgegangen, aber Gott sei Dank ist jetzt durch diesen zweiten
Kontrollamtsbericht der Stein ins Rollen gekommen, und es wurde auch ein
Gutachten der INFORA Consulting Group eingeholt, das ganz erstaunliche Ergebnisse
sogar bis zu dem Hinweis gebracht hat, dass es möglich wäre, die Subvention
überhaupt zu kürzen und andere Maximen einzusetzen.
Auf Basis des Kontrollamtsberichtes und auch dieses
Gutachtens wäre jetzt eine tatsächliche Änderung in der Struktur der Wiener
Symphoniker erforderlich. Unsere Nachfragen, ob das bereits umgesetzt wurde,
haben sehr unbefriedigende Auskünfte ergeben. Und wir stimmen heute gegen die
Subvention, weil wir nicht wollen, dass in zwei oder drei Monaten schon wieder
eine massive Erhöhung der Subvention beschlossen werden muss und wieder
dasselbe Argument kommt: Wollt ihr, dass der Verein zusperrt? – Dann
müssen wir zahlen!
Aus diesem Grund stimmen wir, wie gesagt, gegen den
Antrag auf Erhöhung der Subvention und unterstützen gleichzeitig den Antrag,
der von der ÖVP gleich eingebracht werden wird, nämlich, dass das Kontrollamt
von sich aus eine Prüfung durchführen soll, ob einerseits die vom Kontrollamt
vorgeschlagenen Änderungen von den Wiener Symphonikern bereits berücksichtigt wurden
und ob die Maßnahmen, die im Gutachten der INFORA Consulting Group festgestellt
wurden, umgesetzt wurden.
Erst wenn wirklich gewährleistet ist, dass
strukturelle Änderungen mit nachhaltiger Wirkung durchgeführt wurden, werden wir
auch wieder Subventionen an den Verein der Wiener Symphoniker zustimmen.
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Ich
bitte Herrn GR Schreuder zum Rednerpult.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Als ich jetzt aufgerufen wurde, habe ich „Geh bitte!“ gehört. –
Tut mir leid! Ich rede jetzt!
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte ganz kurz
noch auf die Diskussion vorhin replizieren: Ich finde es schon erstaunlich,
dass der Berichterstatter einen Debattenbeitrag liefert! Ich glaube nicht, dass
das die Grundintention der Geschäftsordnung des Gemeinderates ist, denn nachher
kann man sich nicht mehr zu Wort melden. Wenn die SPÖ gerne über meinen Antrag
debattiert hätte, dann meine ich, dass sich doch jemand zu Wort melden können hätte,
der hier debattiert, und man das nicht dem Berichterstatter überlassen sollte. – Danke.
Nun aber zum aktuellen Geschäftsstück: Wir stimmen
prinzipiell der Basissubvention der Wiener Symphoniker zu. Dem Zusatz zur Subvention
stimmen wir hingegen nicht zu, und wir haben schon sehr oft erklärt, warum: Wir
wollen, dass klarer sichtbar wird, welche Maßnahmen ergriffen werden. Sollte
diese Transparenz gewährleistet sein, dann werden wir auch gerne bereit sein,
darüber zu diskutieren, ob wir Zusatzsubventionen zustimmen. Bis dahin werden
wir das nicht tun.
Betreffend einen weiteren wichtigen
Kulturveranstalter dieser Stadt, nämlich das Tanzquartier Wien, ist derzeit
offen, wie es dort weiter gehen wird. Wir stellen dazu auch einen Antrag, weil
wir über die Ausschreibungsmodalitäten des Tanzquartiers Wien einen Dialog
wollen. Uns fehlen diesbezüglich die offiziellen Statements der Stadt Wien. In
den letzten Wochen gab es Petitionen und Gegenpetitionen und sehr kontroverse Diskussionen
darüber, wie sich das Haus positioniert und welche Bedeutung das Tanzquartier
in der Stadt, aber auch international haben soll. Diese Positionierung wird
jetzt wieder diskutiert und scheint nicht klar zu sein.
Wir halten es für sehr notwendig, dass dazu ein für
allemal Klarheit herrscht. Nun hat eine Gruppe sehr engagierter
Kulturschaffender im Internet eine Petition mit dem Ziel gestartet, ein
international hochkarätiges Tanzquartier zu gewährleisten. Wir glauben, dass
man im Sinne des höflichen Umgangs mit den Kulturschaffenden dieser Stadt mit
diesen 600 Personen auch in Kontakt und Dialog treten soll. Wir sind der
Meinung, dass man zum Beispiel die Initiatoren dieser Petition in den
Kulturausschuss einladen und eine Diskussion darüber führen könnte, wie das
Tanzquartier zu bewerten ist. Aus unserer Sicht ist das ein internationales
Haus mit einer internationalen Perspektive, und meiner Meinung nach wäre es
sehr gefährlich, wenn man das jetzt anders sehen und die aus unserer Sicht
bisher hervorragende Arbeit der Leiterin Sigrid Gareis sozusagen im Nachhinein
in Frage stellen würde. Unser Antrag lautet daher:
„Der Stadtrat für Kultur und Wissenschaft möge die
InitiatorInnen der Petition für eine unabhängige, international besetzte
Findungskommission der neu zu bestellenden künstlerischen Leitung des
Tanzquartiers Wien in den kommenden Gemeinderatsausschuss für Kultur und
Wissenschaft zur Diskussion ihres Anliegen einladen. – Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr Ing Mag Dworak. Ich erteile es ihm.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Sehr
geehrter Herr Stadtrat!
Die Subventionen für die Wiener Symphoniker sind so etwas
wie eine „endless story“, und jedes Jahr werden sie wieder heftigst diskutiert.
Ich möchte an dieser Stelle
festhalten, dass sich die ÖVP nach Bekanntwerden des Kontrollamtsberichtes über
den Verein Wiener Symphoniker im Jahre 2006 gegen die automatische
Subventionsvergabe ausgesprochen hat. Gleichzeitig wollen wir jedoch, dass das
Orchester der Wiener Symphoniker, das einen ausgesprochen exzellenten Klang
hat, weiterhin auf dem erreichten Spitzenniveau bleiben kann. Wir haben uns für
die Basissubvention ausgesprochen, um den
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