Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 95
stand des Orchesters zu sichern.
Das Gutachten der INFORA Consulting Group vom
15. Mai 2007 ist für uns nur eine Basis für die zukünftige
Subventionsvergabe. Die in diesem Gutachten für 2008 empfohlene Subventionshöhe
beträgt 12,668 Millionen EUR; dabei wird schon das zusätzliche
Ertragspotenzial von 275 000 EUR angeführt und der ursprünglich
errechnete Subventionsbedarf bereits um diesen Betrag gekürzt. Mit der heutigen
zweiten Zusatzsubvention beträgt die Gesamtsubvention nunmehr
12,4 Millionen EUR. Unserer Meinung nach müsste dieser Betrag
allerdings für das Jahr 2008 ausreichend sein, und daher werden wir
weiteren Subventionen, sollte es wirklich notwendig sein, solche zu vergeben, nicht
mehr zustimmen.
Offen bleibt allerdings das ärgerliche Thema der
Quersubventionierung. Die Symphoniker müssen nämlich für das Theater an der
Wien – das bekanntlich zum Imperium der Wien Holding beziehungsweise zu
den Vereinigten Bühnen gehört, an die heuer bereits
21,6 Millionen EUR an Subventionen gehen – so genannte
„kostenlose Dienste“ spielen. Das betrifft Aufführungen und Proben, für die sie
nichts erhalten. Ich habe schon im Vorjahr an dieser Stelle gesagt: Den Wiener
Symphonikern gehen dadurch rund 500 000 EUR ab. Würden sie diese
Summe erhalten, stünden sie mit ihrer Subvention deutlich besser da.
Wir verlangen, dass bei den Kultureinrichtungen
Symphoniker und Vereinigte Bühnen Kostenwahrheit hergestellt wird, denn nur so
kann eindeutig festgestellt werden, was die jeweilige Kultureinrichtung den
Steuerzahler kostet.
In der Bilanz des Vereins Wiener Symphoniker stehen
noch immer rund 46 Millionen EUR an Verlusten, die auf Grund der
Verpflichtung zu Pensionsrückstellungen für die Musikerinnen und Musiker
entstanden sind. Wie dieses negative Bilanzproblem gelöst wird, kann mir kein
Mensch sagen, auch der Herr Stadtrat konnte mir im letzten Ausschuss nicht
sagen, wie es da weitergeht.
Korrekterweise möchte ich an dieser Stelle sagen,
dass die Pensionsverpflichtungen für die älteren Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter natürlich von der Stadt Wien übernommen werden. Im Jahre 2005 haben
wir diese Verpflichtung betreffend Pensionen abgegeben. Die Pensionen von neu
eintretenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden aber nach dem ASVG
geregelt.
Auf Nachfrage, wie weit die Sanierungserfolge bei den
Symphonikern gediehen sind, kam vom Herrn Stadtrat zwar eine Antwort, die uns
jedoch nicht befriedigt. Deshalb bringen mein Kollege Dr Franz Ferdinand
Wolf, Monika Riha und ich einen Beschluss- und Resolutionsantrag betreffend
Überprüfung der in Angriff genommenen Umstrukturierungsmaßnahmen bei den Wiener
Symphonikern durch das Wiener Kontrollamt ein. Der Antrag lautet:
„Der Wiener Gemeinderat ersucht das Kontrollamt zu
prüfen, ob die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen zur positiven Finanzgebarung
des Vereins der Wiener Symphoniker umgesetzt wurden. – Insbesondere soll auch überprüft werden, inwieweit die im
Gutachten zum Subventionsbedarf der Infora
Consulting Group von Mai 2007 vorgeschlagenen Korrekturen in Angriff genommen
wurden und ob eine langfristige Verbesserung der finanziellen Gebarung und
damit der sparsame Umgang mit den Subventionsmitteln der Stadt Wien erreicht
werden kann.“
Es geht uns darum festzustellen, ob das Geld des
Steuerzahlers – und
darauf bestehen wir – gut
angelegt wird, denn wenn alle Schritte zur finanziellen Gesundung der
Symphoniker unternommen worden sind, kann dieses Geld auch mit gutem Gewissen
ausgegeben werden.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrags an den Kontrollausschuss verlangt.
Ich appelliere gerade an dieser Stelle an die SPÖ,
diesem Antrag zuzustimmen, denn ich glaube nicht, dass Sie etwas zu verbergen
haben, wenn wir überprüfen, ob die Schritte, die hinsichtlich der Symphoniker
eingeleitet wurden, auch wirklich durchgeführt werden.
Wir bekennen uns zu den Wiener Symphonikern. Wir
werden auch der zweiten Zusatzsubvention zustimmen, aber wir glauben, dass wir
die Kontrolle durch den Kontrollausschuss verlangen können, denn nur dann, wenn
kontrolliert wird, wird sich das auch zum Guten wenden. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Nachdem Herr GR Schreuder einen Antrag zum
Tanzquartier, das eigentlich mit den Wiener Symphonikern nichts zu tun hat,
gestellt hat, muss ich dazu wohl auch Stellung nehmen und unsere Position
erläutern.
Wir werden dem Antrag selbstverständlich nicht
zustimmen, weil es der normale Weg ist, dass bei Neubestellungen von
künstlerischen Intendanzen in dieser Stadt der Herr Stadtrat gemeinsam mit
seinem Beamten und Beamtinnen eine entsprechende, diesfalls internationale
Ausschreibung formulieren wird. Er wird diese Ausschreibung zeitgerecht
vornehmen, und wie bei allen anderen Neubesetzungen, etwa für das
Koproduktionshaus „brut“, für das Schauspielhaus und viele andere Bereiche,
wird alles ganz optimal laufen. Wir brauchen daher nicht unbedingt ein Gespräch
im Kulturausschuss, damit der Herr Stadtrat eine Ausschreibung durchführen
kann. Er kann das ganz allein, und er macht es auch immer sehr gewissenhaft,
gut und erfolgreich!
Wenn die Grünen meinen, dass sie hier einen Antrag stellen müssen,
damit es zu einem Dialog mit den Künstlerinnen und Künstlern dieser Stadt
kommt, dann kann ich Sie auch beruhigen! Der Herr Stadtrat braucht natürlich
keinen Antrag des Wiener Gemeinderates und schon gar keine Tipps der
Opposition, weil er sich im permanenten Dialog mit den Künstlerinnen und
Künstlern in dieser Stadt befindet. Er wird selbstverständlich auch ganz ohne
Antrag des Wiener Gemeinderates mit Vertretern dieser Gruppe, mit Daniel
Aschwanden und Christine Gaigg, noch Gespräche führen, so wie er
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