Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 95
Grippezeiten in Gangbetten, weiterhin in Stationen mit unzureichender Anzahl von WCs, und weiterhin werden sie in Operationssälen ohne Klimaanlagen operiert werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die oft
thematisierten fehlenden Klimaanlagen lassen nicht nur einen Komfort für den
Patienten vermissen, sondern stellen ein wesentliches Infektionsrisiko während
der Operation dar. Und hier, meine Damen und Herren, geht es nicht um den
Komfort in den Wiener Krankenhäusern, sondern hier geht es um ein erhöhtes
Infektionsrisiko und damit um die Gefahr von Gesundheitsschädigung. (GRin Erika
Stubenvoll: Die sind ganz schädlich, die Klimaanlagen!)
Meine Damen und Herren! Die baulichen Mängel der
Wiener KAV-Spitäler haben eine lange Historie. Über das Wilhelminenspital zum
Beispiel wurde im Kontrollamtsbericht 2006 vermerkt: Der Zustand der
Fensterkonstruktionen auf Grund mangelnder Erhaltungsmaßnahmen ist nicht
zufriedenstellend. Hinsichtlich Hygiene ist eine ordnungsgemäße Reinigung und
Desinfektion nicht möglich. – Über das Kaiser-Franz-Josef-Spital, speziell über
die 1. Medizinische Abteilung ist von einem katastrophalen baulichen
Zustand die Rede, nicht nur, dass großteils die Menschen in Abteilungen in
Sechs-Bett-Zimmern untergebracht sind, es gibt zu wenige Toiletten und die
angesprochenen Klimaanlagen im OP fehlen.
Herr Kollege Wagner! Ich weiß, es ist unangenehm über
die baulichen Mängel der Spitäler zu sprechen, nur für alle jene ... (GR
Kurt Wagner: Wenn Sie es nicht kennen, das KFJ, dann reden Sie nicht darüber!)
Wie bitte? Ich kenne es, Herr Kollege Wagner, und im Kontrollamtsbericht wurde
es auch moniert.
Und nicht nur die Spitäler aus dem
19. Jahrhundert weisen große Baumängel auf, sondern auch über das AKH, und
das wissen wir alle gemeinsam ... (GR Kurt Wagner: Ihre Vorgängerin hätte
das nicht gesagt! Sie sollten die Protokolle nachlesen!) – Ich habe die
Protokolle nachgelesen und ich kenne das Spital auch. Es ist unangenehm, das
hier zu hören, nur jedes Mal, wenn wir über die baulichen Mängel in den Wiener
Spitälern sprechen, wird uns dieses Mysterium Krankenhaus Nord vorgestellt, das
Abhilfe schaffen soll für alle Probleme im Gesundheits- und Sozialbereich in
dieser Stadt. (GR Kurt Wagner: Das ist kein Mysterium!)
Meine Damen und Herren! Ich möchte gar nicht auf die
weitere Liste der baulichen Mängel eingehen. Dazu reicht die Zeit nicht. Vom
AKH wissen wir, dass bereits Verputz von der Decke gefallen ist, und diese
Liste ließe sich noch weiter fortsetzen.
Jedes Mal, wenn wir berechtigte Kritik im
Gesundheitsbereich üben, wird auf das Krankenhaus Nord verwiesen, das in jedem
Bereich Abhilfe schaffen soll. Wir haben es auch heute im Rahmen der Kinder-
und Jugendpsychiatrie wieder vorgestellt bekommen. Wir freuen uns auf dieses
Krankenhaus Nord und wir wollen Ihre Euphorie nicht bremsen, denn die Probleme
in dieser Stadt im Gesundheitsbereich werden immer wieder angesprochen und wir
hoffen, dass sie gelöst werden.
Die anderen Spitäler in Wien, so wollen wir
feststellen, dürfen nicht zu kurz kommen in der Sanierung, müssen auch zum
Wohle der Patientinnen und Patienten so hergestellt werden, dass es zu keiner
Gesundheitsschädigung kommt. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Dr Laschan.
Bitte.
GRin Dr Claudia Laschan
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Damen und Herren!
Der Bau des Krankenhauses Nord bietet die
Möglichkeit, längst fällige Strukturbereinigungen durchzuführen und weiter den
Weg der spezialisierten Zentren zu gehen. Jeder Mensch, jeder Patient, jede
Patientin möchte im Krankheitsfall dort behandelt werden, wo seine spezielle
Erkrankung oft behandelt wird, wo seine spezielle Erkrankung Routine ist, also
die Ärzte und Ärztinnen große Erfahrung haben. Und ebenso notwendig ist es,
dass medizinische Abteilungen nicht isoliert in einer schönen Gegend stehen,
sondern in ein modernes Krankenhaus mit all den anderen Abteilungen eingebettet
sind. Ich erwähne als Beispiel nur die schon zitierte Semmelweisklinik.
Hier zeigt sich, gerade am Beispiel Semmelweis und
auch an vielen anderen, dass in erster Linie nach einer Bedarfsplanung
vorgegangen werden muss und nicht nach persönlichen Befindlichkeiten, denn
daran sind sehr oft Umlagerungen gescheitert. Da brauchen wir uns ja nichts
vorzumachen.
Zu einer Bedarfsplanung gehört aber auch, dass alle
mittun. Es kann sicher nicht sein, dass sich einzelne Spitäler die Rosinen
herauspicken. Ich denke da an manche privaten, das kann man in der Studie über
die Ordensspitäler in Wien nachlesen, da steht das genau drinnen. Es kann
sicher nicht sein, dass Rettungen nur bis Mittag genommen werden, weil man am
Nachmittag kein Labor betreiben möchte. Das konnte zum Glück in Verhandlungen
mit dem KAV und der Wiener Rettung bereinigt werden, aber auch das hat es bis
vor Kurzem gegeben. Und das erinnert mich an meine Zeiten in Niederösterreich,
wo am Nachmittag die Turnusärzte das Labor betrieben haben.
Ich möchte noch festhalten: Private Pflegeheime, die
kein ärztliches Personal beschäftigen wollen, schicken die Patienten auch bei
kleinen medizinischen Problemen mit der Rettung ins Spital. Da habe ich von der
Frau Kollegin Korosec noch keine Kritik gehört. Ist auch klar: Ihr Slogan „Mehr
Privat, weniger Staat" reimt sich zwar, ist aber deswegen nicht besser,
auf keinen Fall im Sinne der Patientinnen und Patienten. (Beifall bei der SPÖ.)
Aber schauen wir doch nach
Niederösterreich: Lhptm Pröll hat mit seinem Landesrat Sobotka alle
Gemeindespitäler mit 1. Jänner 2008 ins Land übernommen. Es gibt jetzt
26 Landeskrankenanstalten, und die ehemaligen Gemeindespitäler haben einen
gewaltigen Finanzierungsbedarf, weil sie jahrelang unterfinanziert waren, weil
es kein Geld gegeben hat. (GR Dr Matthias Tschirf: Weil man sie schlecht
geführt hat!) Jetzt wird ein großer
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