Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 95
bislang hat es eine Verschiebung des Vergabeverfahrens gegeben. Als Ergebnis der Verschiebung des Vergabeverfahrens sind zwei Bietergruppen anscheinend direkt zusammengekommen. Und letztendlich drängt sich tatsächlich die Frage auf: Ist das Vergabeverfahren überhaupt schon endgültig abgeschlossen? Diese Frage drängt sich deshalb auf, weil Generaldirektor Marhold immer gesagt hat, er kann diesbezüglich überhaupt nichts sagen, und jetzt, wie gesagt, alles abgefeiert wird, obwohl noch überhaupt nichts da ist. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Keine Sorgen!) Und wenn sich herausstellt, dass das Vergabeverfahren noch gar nicht abgeschlossen ist, dann ist es wahrscheinlich grob fahrlässig, so vorzugehen, wie es die Sozialdemokratie bislang gemacht hat. Ist das Vergabeverfahren endgültig abgeschlossen oder haben sich alle Bieter untereinander so abgesprochen, dass wir tatsächlich mit einer Kostenexplosion rechnen können, wenn jetzt schon klar ist, es wird niemand mehr dazwischenfunken?
Aber ich nehme zur Kenntnis in Interpretation deiner
Antwort, das Vergabeverfahren ist überhaupt noch nicht abgeschlossen. Das ist
bedauerlich. Das ist deshalb bedauerlich, weil es dazu führen kann, dass es
tatsächlich erneut zu einer Verzögerung des notwendigen Krankenhauses in
Floridsdorf kommt, und es ist auch deshalb bedauerlich, weil überhaupt nicht
absehbar ist, welche Kosten verursacht werden.
Kollege Wagner hat in großer Offenheit gesagt: Wir
konnten nicht vorher sagen, wo der Standort ist oder welche Standorte denn in
Frage kommen! – Da frage ich mich tatsächlich: Haben Sie Ihre eigenen
Ausschreibungsunterlagen nicht gelesen? Die Ausschreibung des Krankenhauses
Nord wurde unter anderem mit Anbot des Grundstückes von demjenigen gemacht, der
sich bewirbt. Das heißt, wenn man gesagt hätte, es gibt bislang dort und da
Grundstücke, die zur Verfügung stehen ... (GR Kurt Wagner: Waren Sie bei
den Sitzungen nicht dabei? Wie oft wir diese Anfrage hatten!) – Nein, es ist
mir nur wichtig zu sagen, es hätte keinen Grund gegeben, nicht aufzuzeigen, wo
potenzielle Möglichkeiten sind. Aber wenn man jetzt tatsächlich das modernste
Spital baut, dann auf die höchstrangige Wiener Verkehrsverbindung zu
verzichten, nämlich auf eine U-Bahn, und zu argumentieren, die Schnellbahn
fährt ohnedies vorbei und die U-Bahn-Endstelle ist nur drei Stationen entfernt,
halte ich tatsächlich für grob fahrlässig – sowohl verkehrs- als auch
gesundheitspolitisch. Noch dazu, wo man davon ausgehen kann, dass Floridsdorf
mit Bestimmtheit weiter wachsen wird, dass sozusagen noch nicht der höchste
Level der Bevölkerungszahl in Floridsdorf erreicht sein wird. Das heißt, es
werden selbstverständlich die Verkehrsmittel, auch höherrangige Verkehrsmittel,
noch stärker benutzt werden. Heutzutage überhaupt ein Spital zu bauen, welches
nicht direkt an einer U-Bahn angeschlossen ist, ist meines Erachtens
tatsächlich grob fahrlässig.
Nichtsdestotrotz – ich habe ein bisschen den Eindruck
gehabt, dass diese heutige Debatte und diese heutige Aktuelle Stunde einen
einzigen Sinn und Zweck erfüllt, nämlich abzulenken von den realen Problemen in
Wiens Gesundheitspolitik, denn wie gesagt: Es gibt noch nichts außer eine
Entscheidung, dass das Krankenhaus Nord endlich kommen soll. (Amtsf StRin
Mag Sonja Wehsely: Es gibt ein fertiges Spitalskonzept!) – Es gibt ein
fertiges Spitalskonzept! So als ob das jemals irgendetwas bedeutet hätte! Wann
immer wir ein fertiges Spitalskonzept für alle Spitäler in Wien einfordern,
heißt es manchmal, es gibt es, manchmal heißt es, es gibt das nicht.
Entschuldigen Sie, liebe Kollegen und Kolleginnen von der Sozialdemokratie, es
haben andere hier an dieser Stelle schon gesagt, und ich traue mich die Hand
ins Feuer dazu legen, dass das Spital 2013 nicht eröffnet wird und dass es
zumindest zu einer Kostensteigerung von 300 bis 400 Millionen EUR kommen
wird. (GRin Dr Claudia Laschan: Schwerpunktsetzungen, Zentren! Es ist ja
schon einiges passiert!) – Wir werden sehen, wer recht hat, liebe Kollegin
Laschan!
Jedenfalls ist dubios – und damit komme ich zum
Schluss –, dass, während jahrelang über dieses Vergabeverfahren nicht
gesprochen werden durfte, seit dem Zusammenschluss zu einem Konsortium der
zentralen Bieter plötzlich offen darüber gesprochen wird, obwohl das
Vergabeverfahren noch gar nicht abgeschlossen ist. Es gibt jede Menge
Graubereiche. Es wird zu einer Kostenexplosion kommen, es wird zu einer
Verschiebung kommen, aber – und damit komme ich zum Schlusswort – sollten Sie
bis 2013 ein Spital um 605 Millionen EUR an einer guten
Verkehrsanbindung eines Topspitals gebaut haben, dann stehe ich nicht an zu
sagen: Hut ab, ich hätte es nicht geglaubt. Allerdings glaube ich tatsächlich
nicht, dass es so weit kommt. – Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste am Wort ist Frau GRin Praniess-Kastner. Ich erteile es ihr.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau StRin Wehsely!
Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Ich habe jetzt sehr aufmerksam die Debattenbeiträge
verfolgt. Danke, Herr Kollege Margulies, Sie waren der Erste heute, der gefragt
hat, wann es überhaupt fertig sein soll, denn dieses große Mysterium
Krankenhaus Nord, das uns jetzt vorgestellt wurde, wurde gar nicht mit einem
Datum der Fertigstellung bislang bekannt gegeben. Ich hoffe, dass dieser
Zeitfahrplan eingehalten wird, ich hoffe es für die Patientinnen und Patienten
dieser Stadt, und dass sich nicht ein zweites AKH wiederholt, das heute noch
nicht fertig ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Und für alle jene PatientInnen,
die nicht in Floridsdorf ansässig sind – Kollege Wagner hat ja heute gesagt,
das ist vorwiegend für die Mandatare des Hauses und für die Floridsdorfer und
Floridsdorferinnen –, heißt es leider in dieser Stadt weiterhin: Bitte warten!
(GR Kurt Wagner: Ich habe gesagt, es ist ein freudiger Tag für diese Leute!)
Die Leute, die nicht in Floridsdorf zu Hause sind und dann in den Genuss des
neuen Krankenhauses kommen werden, werden weiterhin in Krankenhäusern dieser
Stadt des KAV aus dem 19. Jahrhundert versorgt: weiterhin in unklimatisierten
Mehrbettzimmern, weiterhin in
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular