Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 95
kleine Häuslbauer sagt vorher: Das kostet mich das, das lasse ich finanzieren. – Die Finanzierung ist in Wahrheit aber völlig offen. Da kann ich nur die Frau StRin Brauner, unsere Finanzstadträtin zitieren. Da steht in der „Presse": Es werden noch mehrere Möglichkeiten geprüft. – Also, ich kann nur eines sagen: Das erinnert mich an die Versandkataloge, wo man vorher bestellt, nachher bezahlt, und wenn man zu viel hat, ist man dann bei der Schuldnerberatung. (Beifall bei der FPÖ.)
Dritter Kritikpunkt, meine Damen und Herren: Wenn wir
schon eines der modernsten, besten Spitäler Europas bekommen, dann kritisiere
ich auch die Verkehrsanbindung dort. Einstimmige Beschlüsse im Bezirk
Floridsdorf hat es bezüglich der U-Bahn gegeben. Alles wurde negiert, jetzt
gibt es dort in der Gegend gar keine U-Bahn. Wenn man hergeht und eines der
modernsten, besten Spitäler Europas plant, dann wäre es doch das Mindeste, dass
man auch modernste, schnellste Verkehrsmittel nimmt – und das ist einmal die
U-Bahn. Wenn man jetzt einen Vergleich hernimmt, zum Beispiel das AKH, dann
sieht man: Genau das ist auch dort geplant worden. Heute fährt man direkt mit
der U-Bahn ins AKH. Man steigt dort aus, kann dort überall hingehen. Das wird
es in Floridsdorf leider nicht geben.
Frau Stadträtin! Darum kann ich Ihnen nur eines
sagen: Planen Sie richtig, planen Sie für die Zukunft, sprechen Sie vielleicht
noch mit dem StR Schicker, mit dem Planungsstadtrat. Ich glaube, es wäre sehr,
sehr vernünftig. Für Floridsdorf im Bereich Brünner Straße, Floridsdorfer
Brücke, wo jeden Tag heute schon die größten Staus sind, wo man schon jetzt
nicht mehr weiter kann und dann noch eines der modernsten Spitäler in Wien dort
entsteht, ist es mehr als an der Zeit, dass man hergeht und dort auch eine U-Bahn-Anbindung
macht.
Ich sage abschließend noch eines, Frau Stadträtin:
Planen Sie, aber planen Sie bitte richtig für Wien und für die Zukunft!
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Nächste
Rednerin ist Frau GRin Dr Pilz, bitte.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Vorsitzende!
Die GRÜNEN haben sich für den Bau des Krankenhauses
Nord ausgesprochen, daran ist kein Zweifel. Wir halten die Verlagerung von
Spitalsbetten jenseits der Donau für einen richtigen Ansatz, haben das auch
immer wieder bekräftigt und sind daher nach Prüfung des Standortes mit der
Standortentscheidung im Prinzip zufrieden.
Was uns Sorge macht – und das möchte ich hier auch
verdeutlichen –, ist, dass man schon vor Baubeginn eine Kostenerhöhung, die
sehr, sehr massiv ist, vornimmt. Man ist von 250 bis
300 Millionen EUR, von denen ursprünglich die Rede war, auf über
600 Millionen EUR sozusagen umgestiegen und auch auf den Sofortausbau
in der größeren Variante mit über 800 Betten. Es hätte, ginge es nach den
GRÜNEN – und das haben wir immer wieder eingefordert –, Sinn gemacht, zuerst
ein Gesamtkonzept für die Spitäler vorzulegen. Es hat – und da gebe ich der
Frau Stadträtin recht, und auch der Generaldirektor hat das immer wieder betont
– das Krankenhaus Nord die Lokomotive zu sein. Aber die Lokomotive muss wissen,
wie die Weichen gestellt sind, und der Lokomotivführer, wo es hingeht und was
wir versorgen wollen.
Frau Stadträtin! Unsere Sorge ist, dass, so wie die
Unternehmung Krankenanstaltenverbund aufgestellt ist, man sich hier, was das
Management, die Steuerung und Befeuerung dieser Lokomotive betrifft, auf
zumindest kritikwürdiger Basis befindet. Ich werde da nicht grüne Polemik
brauchen, sondern es genügt, wenn man daraus zitiert, was vorliegt: aus dem
Bericht des Kontrollamtes über die Unternehmung Wiener Krankenanstaltenverbund,
die im Auftrag der GRÜNEN eingebracht wurde. Es braucht die Opposition, es
braucht im Konkreten die GRÜNEN, dass man sich diese Fragen stellt, die hier
gestellt wurden.
Ich werde schlicht und einfach ein paar Punkte
zitieren, Frau Stadträtin, die mich eigentlich die Sorge äußern lassen, dass
man mit dieser Aufstellung, wie man im Krankenanstaltenverbund strukturell und
hinsichtlich des Managements vorbereitet ist, diese Herkules-Aufgabe auch so
erfüllen kann, wie man sie erfüllen muss.
Da sagt das Kontrollamt, dass man hinsichtlich des
Controllings über nicht ausreichende Kompetenzen und Erfahrung verfügt, um die
Umstrukturierung, die es durch die Unternehmenswerdung gegeben hat, überhaupt
in der nötigen Qualität sicherzustellen. Das Kontrollamt sagt, dass die
Matrixorganisation, die ab 2005 im Krankenanstaltenverbund eingeführt wurde, zu
einem Mangel an Transparenz, zu unbefriedigten Kompromissen und zu einer
schwerfälligen Entscheidungsstruktur geführt hat. Wenn man sich so aufstellt,
dann sollte man die Dinge im eigenen Haus zuerst sanieren, bevor man ein großes
Vorhaben beginnt. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Lesen Sie die
Stellungnahme des KAV auch vor, weil da haben wir stundenlang diskutiert!)
Die strategische Leistungs-, die Kapazitäts- und
Ressourcenplanung fehlt auf zentraler Ebene. (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Sie waren dabei!) – Ich war bei der Sitzung dabei. Und die Antworten
waren nicht zufriedenstellend; weder für mich noch für das Kontrollamt. (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Sie sprechen jetzt auch schon für das
Kontrollamt!) Ich habe nicht gelesen, dass das Kontrollamt in seinen
Schlussfolgerungen aus den Äußerungen des Krankenanstaltenverbundes zufrieden
war. Und ich erinnere mich, Frau Stadträtin, du warst auch nicht zufrieden.
(Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Mit dem Bericht!) – Du warst auch nicht
zufrieden mit dem Bericht, also mit dem, was der Bericht ergeben hat. (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Das haben wir stundenlang bereits diskutiert, und
du tust jetzt so, als ob du neue Informationen hättest!) – Genau, wir haben
stundenlang diskutiert.
Diese Informationen sind im
Zusammenhang mit dem Planungsprozess des Krankenhauses Nord zentral, denn wenn man
– und das hat das Kontrollamt festgestellt – Zielvereinbarungen nicht einhält
und das keine
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