Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 95
regelmäßig wiederkehrend im Rahmen von Besprechungen von den Überlegungen und Abklärungen in Kenntnis zu setzen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt." – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Lindenmayr. Ich erteile es ihm.
GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Die Mikros sind sehr
„hoch“! – Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben beim Schwerpunktgegenstand im Zusammenhang
mit diesem Planungsakt bereits ein breites Feld erörtert. Ich möchte beim
letzten Thema des Kollegen Hoch anknüpfen, nämlich beim Hubschrauberlandeplatz.
Dazu möchte ich sagen: Es würde der ÖVP, die vom Herrn Innenminister offenbar
ferngesteuert ist und einen Auftrag zu erfüllen hat, wohl so passen, nun auch
noch den Herrn Bürgermeister mit hineinzuziehen, weil der Herr Innenminister
nicht in der Lage ist, so zu handeln, wie es die Wiener Bevölkerung und
insbesondere die Bevölkerung des 12. Bezirks gerne hätte! Daher werden wir
diesen Antrag selbstverständlich ablehnen.
Man muss das auch historisch betrachten: In den 50er
Jahren war dort ein einziger Hubschrauber für den Fall von Unfällen
stationiert. Dann kam die Verkehrsüberwachung, die Überwachung der Südautobahn
und der Südosttangente, dann wurden dort auch für Akuteinsätze Hubschrauber
stationiert, und zu guter Letzt beziehungsweise sozusagen zu schlechter Letzt
wurden diese Hubschrauber auch noch für Assistenzeinsätze des Bundesheeres
herangezogen. Was das mit dem 12. Bezirk zu tun hat und warum man deswegen
die Bevölkerung leiden lässt, weiß ich nicht!
Daher werden wir jetzt gemeinsam mit einer Kollegin
und einem Kollegen meiner Fraktion, Inge Zankl und Heinz Hufnagl, aber auch mit
Kollegin Smolik von den GRÜNEN und Kollegen Madejski von der FPÖ einen Antrag
einbringen, der zum Ziel hat, dass sich der Wiener Gemeinderat für die
ehestmögliche Absiedelung des Hubschrauberstützpunktes in der Meidlinger
Kaserne ausspricht. Wir fordern Herrn Bundesminister Günther Platter auf,
diesem Anliegen zu entsprechen.
In formeller Hinsicht verlangen wir die sofortige
Abstimmung. (Beifall bei der SPÖ.)
Eine andere Angelegenheit ist wahrscheinlich besser
verständlich, wenn ich sie chronologisch beginne: Ich rede jetzt vom Radfahren in
Wien. In diesem Punkt bin ich natürlich ganz anderer Ansicht als Kollege
Madejski. Ich möchte dieses Thema zum Anlass nehmen, auf eine Ausstellung
hinzuweisen, die vorgestern eröffnet wurde, und zwar ein paar Meter von hier
entfernt in der Planungswerkstatt. Sie heißt – ich habe mir das
notiert –: „60 Minuten unterwegs in Wien – Gegenwart und Zukunft
der Mobilität". – Ich denke, das ist ganz interessant für uns alle
hier, aber auch für die Wiener Bevölkerung, wenn man sich mit dem Thema
Mobilität befasst. Da geht es etwa um Fragen wie: Wie hoch ist der tägliche CO2-Ausstoß
eines Radlers? Was bedeutet mehr Stress: Zu Fuß zu gehen oder mit dem Auto zu
fahren? – Ich zitiere das aus der Presseaussendung im Zusammenhang mit
dieser Ausstellung. Ich möchte also allen die Ausstellung „60 Minuten
unterwegs in Wien" empfehlen. Sie findet wenige Minuten von hier entfernt
in der Planungswerkstatt statt und ist noch bis April geöffnet.
Zum Radfahren: Das Problem
besteht darin, dass wir auf engem Straßenraum mit begrenzten Querschnitten sehr
viel unterbringen möchten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass man sich
einmal anschaut, wie das Ganze entstanden ist: In den 60er und 70er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts war es ein europaweiter beziehungsweise weltweiter Trend,
eine autogerechte Stadt zu planen. 1970 gab es 203 000 Kraftfahrzeuge
in Wien. Im Jahr 2000 waren es bereits 700 000 Kraftfahrzeuge.
Das ist eine Steigerung um das Dreieinhalbfache, also um 350 Prozent.
Dabei wurde das Fahrrad natürlich immer mehr verdrängt. Früher sind viele Leute
auch mit dem Rad gefahren, weil sie sich kein Auto leisten konnten, und da war
es ganz klar, dass man auf Straßen in beiden Fahrtrichtungen gefahren ist. Auf
Grund dessen, dass man dann mehr Parkplätze schaffen musste – und ich
bekenne mich natürlich dazu, dass wir für die Wohnbevölkerung Parkplätze zur
Verfügung stellen –, hat man viele Straßen zu Einbahnen erklärt, was für
den Autoverkehr kein großes Problem ist, denn der Autofahrer macht halt einen
Umweg um den Häuserblock; für den Radfahrer und die Radfahrerin bedeutet das
aber einen großen Umweg.
Am 29. April 1980
haben wir hier im Gemeinderat eine Trendumkehr beschlossen. Das ist in der
Zwischenzeit auch schon 28 Jahre her. 1970 hatten wir in Wien 11 km
Radnetz, 1986 waren es 168 km Radnetz, das war also bereits eine
Verfünfzehnfachung. Ende 2007 betrug die Länge des Radnetzes in Wien
1 090 km. Das ist eine Verhundertfachung im Vergleich zu 1970! In
38 Jahren kam es zu einer Verhundertfachung des Radwegenetzes in Wien!
Seit 1985 gibt es die Aktion
Fahrradabstellanlagen. Damals gab es 25 Standorte. Weiters wurde die
Mitnahmemöglichkeit des Fahrrads in der U-Bahn geschaffen. Heute haben wir in
Wien 8 993 Fahrradbügel an 2 019 Standorten, das ist eine
Verachtzigfachung.
Im Rahmen der neuen
Leitlinien zum Wiener Verkehrskonzept haben wir 1993 hier beschlossen, dass der
Radfahrverkehrsanteil auf 6 Prozent steigen soll. Inzwischen haben wir uns
weitaus höhere Ziele, nämlich eine Steigerung auf 8 bis 10 Prozent
in den nächsten Jahren gesetzt. 1994 haben wir ein Hauptradwegenetz erstellt,
und 1997 haben wir im zweiten Dezentralisierungsschritt den Bezirken die
Planung und die Errichtung der Hauptradwege zugeordnet. Das mussten wir
allerdings wieder zurücknehmen, weil es besser funktioniert, wenn eine
überregionale Planung von Seiten der Stadt erfolgt.
1997
gab es zwei Radwegmusterbezirke, nämlich den 13. Bezirk und den
9. Bezirk. Letzterer ist mein eigener, darum weiß ich das auch so gut! Es
ist uns im 9. Bezirk gelungen, innerhalb eines Jahres 50 Prozent
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