Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 95
setzen hat, diese Vorgangsweise natürlich auch machen und Sie wissen, dass dieser Gemeinderat ja beschlossen hat, dass der Wettbewerbsleitfaden auch für alle Tochterunternehmen Anwendung finden soll. Und dieser Wettbewerbsleitfaden wird nachgerüstet, um die Veränderungen auf EU-Rechtsebene und beim Bundesvergabegesetz aufzunehmen, wird demnächst neu aufgelegt und dann allen Unternehmen und auch den städtischen Dienststellen wieder zur Verfügung stehen.
Wir haben weiters eine Liste von Architekten, die im
Internet zugänglich ist, wo klargestellt ist, welcher Architekt wann in einem
Auftragsverhältnis zur Stadt war, welcher Architekt zu welchen Wettbewerben
eingeladen wurde, und immerhin sind die Wettbewerbe, die die Stadt Wien selbst
ausrichtet, in einer Zahl von rund 50, die wir in den letzten fünf, sechs
Jahren durchgeführt haben. Und dazu kommen noch alle jene Wettbewerbe, wo die
Stadt mit Privaten zusammenarbeitet, und damit die Qualität der Architektur auf
Private überbindet.
Wir sind gerade dabei, auch die Frage der
Wärmedämmung und des Klimaschutzes bei Häusern einer gewissen Größenordnung zu
prüfen. Kollege Ludwig ist dabei, das auch in der Bauordnung für Wien zu
verankern, sodass dies auch für solche Gebäude, bei denen bisher nicht so auf
die Fragen des Klimaschutzes, der Wärmedämmung und der Klimatisierung insgesamt
geachtet wurde, künftig Beachtung finden muss. Und ich denke, dass wir
insgesamt hier bei der Architektur und bei der Gestaltung unserer Stadt sehr,
sehr große Fortschritte machen, und dass wir international dafür auch wirklich
herzeigbar sind.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Danke. Damit ist die 2. Anfrage erledigt. Die 3. Anfrage (FSP -
00146-2008/0001 - KFP/GM) wurde von Herrn GR Mag Harald Stefan gestellt und
ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und
Wissenschaft gerichtet. (Vor Kurzem wurde bekannt, dass das Wiener Kulturamt
und die "Austrian Development Agency" aus Steuergeldern ein
kenianisches "Slum-TV" finanzieren. Dabei wurde der Vorwurf laut,
dass der Fernsehsender, der aus dem Armenviertel Nairobis berichten soll, bewusst
nur die schönen Seiten Kenias in das Bild setzen soll. Bilder vom momentanen
Bürgerkrieg, flüchtenden Urlaubern oder Massaker sind verboten. Ein Experte
bezeichnete dieses Projekt wörtlich "Das ist eine Zensur wie in
kommunistischen Staaten!". Ist Ihnen bekannt, dass bei diesem Projekt
Zensur zur Beschönigung der Situation in Kenia ausgeübt wurde?)
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine
Damen und Herren!
Die Frage von Herrn Mag Stefan bezieht sich
darauf, warum wir „Slum-TV" finanziert hätten. Ein Kunstprojekt, das
angeblich nur die positiven Seiten, die schönen Seiten von Kenia gezeigt hätte.
„Slum-TV" ist ein Projekt von kenianischen und österreichischen
Künstlerinnen und Künstlern in Kooperation mit dem Amsterdamer Kunstverein Waag
Society. Alexander Nikolic, der Obmann des von uns geförderten Vereins Neokom,
ist ein bekannter Medien- und Videokünstler, ausgebildet an der Akademie der
bildenden Künste, der auch laufend weltweit als Gastprofessor an Universitäten
lehrt. „Slum-TV" ist das Folgeprojekt zum Kunstprojekt Economy Class, bei dem im
Jahr 2006 verschiedene österreichische KünstlerInnen nach Nairobi fuhren,
um gemeinsam mit dortigen KünstlerInnen Werke zu produzieren. Diese wurden dann
in Folge im Jahr 2006 in der Kunsthalle im Project Space ausgestellt.
Und auf Grund des großen Erfolges dieses damaligen
Projektes und des Renommees des Künstlers erschien der zuständigen Abteilung
das Ansuchen mit 4 000 EUR förderwürdig. „Slum-TV" ist ein
Videokunstprojekt, das den Alltag der Menschen im größten Slum Kenias
dokumentiert. Durch die kritische Dokumentation wird das Leben der
Bewohnerinnen und Bewohner aufgewertet, sie bekommen eine Stimme. Die dadurch
entstandenen Videos werden via Internet nach Wien und Amsterdam geschickt, hier
präsentiert und künstlerisch bearbeitet. Der Slum Mathare ist der Wohnort von
700 000 Menschen ohne Strom, ohne Kanäle, ohne Fließwasser. Gerade die
aktuelle politische Situation hat bewiesen, wie wichtig es ist, diese
unbekannte Seite Kenias zu zeigen.
Ich weiß nicht, ob Sie auch hineingeschaut haben, ich
habe hier einige Steals mitgenommen. Ich weiß nicht, ob man die sieht, (Der Redner hält einige farbige
Computerausdrucke im A4-Format in die Höhe.) aber ich glaube nicht, dass
man sagen kann, dass das sozusagen nur die schönen Seiten – was immer das sein
möge – von Kenia sind. Im Übrigen hat sich auch die UNESCO für dieses Projekt
eingesetzt, es gibt einen diesbezüglichen Brief eines Funktionärs der UNESCO,
des zuständigen Beamten der UNESCO, wo er dieses Projekt ausgesprochen
empfiehlt und auch als förderungswürdig erachtet. Danke sehr.
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Danke. Die 1. Zusatzfrage wird gestellt
vom GR Mag Stefan. Bitte.
GR
Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Stadtrat!
4 000 EUR ist
natürlich nicht ein sehr erheblicher Betrag, aber es ist doch ein Symbol dafür,
dass eben die Stadt Wien etwas unterstützt. Und da stellt sich schon die Frage,
nach welchen Kriterien unterstützt die Stadt Wien Projekte, die offensichtlich
keinen Österreich-Bezug und noch dazu keinen Wien- Bezug haben?
Vorsitzender
GR Godwin Schuster:
Bitte, Herr Stadtrat!
Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Also, ich verstehe Kunst durchaus als etwas Grenzen Übergreifendes, als etwas,
was nicht nur - auch wenn Sie das besonders lustig finden mögen - deutsche
Kunst oder deutschsprachige Kunst umfasst. Wir haben das in der Vergangenheit
immer wieder getan und werden das auch in Zukunft tun. Uns geht es darum, dass
es Projekte sind, die eine Qualität haben, die einen Dialog auslösen, die einen
Diskurs auslösen, die eine kritische Öffentlichkeit ermöglichen. Und Gott sei
Dank hat sich Kunst nie an Stadt-, Landes- oder Nationalitäten-, und Sprach-
oder Religionsgrenzen gehalten, und ich halte
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