Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 117
Wir sind der Meinung, man sollte mit diesem Geld nicht weitere Verschandelung der Stadt unterstützen. Und diese Bewerbung und diese Beschriftung sind ja grausliche Sitten: überall ein Rollingboard, überall eine Plakatwand, überall, auf jedem Schaltkasten pickt es. Wir sollen uns eher darum kümmern, wie es denn auf unseren Sammelplätzen aussieht! Wien sollte sich kümmern, dass unsere neuen Bewohner sich an unsere Sitten halten, dass sie ihre südländischen Sitten ein bisschen einbremsen! Da wäre es ganz gut: Auf jeder Mistinsel sollte ein Plakat sein oder eine Tafel angebracht sein, wo der nächste Mistplatz ist, ganz einfache Sachen. Da brauche ich keine Werbemittelfirma. Wo ist der nächste Mistplatz, und wann hat er offen, was kann ich dort abgeben? – Dazu habe ich einen Antrag.
Wenn man schon PR macht, dann bitte in einer
verständlichen Form und nicht in der Art für Kleinkinder oder für
Schwachsinnige. Derzeit lacht irgendein Mistmonster ... (Zwischenruf von
GR Ernst Nevrivy.) – Ich habe ja gesagt, nicht für Schwachsinnige, Herr
Kollege. Ich habe ja gesagt, wenn es Ihnen gefällt ... Ich habe gesagt,
bitte nicht in dieser Kleinkinderart, bitte nicht „Die rote Karte für den
Mist" oder ähnliche Nullaussagen. Wir brauchen keine Kampagne gegen den
Hundekot, sondern was wirklich einmal notwendig wäre, sind ein Besen, eine
Schaufel, ein spezieller Mistkübel. Erstens bräuchte man einen Besen, eine
Schaufel und einen Mistkübel für den Hundedreck auf allen Hundeauslaufplätzen,
auf allen Hundezonen und auf allen Grünflächen. Da wäre schon etwas gewonnen.
Um 1,2 Millionen EUR könnte man
113 Mann-Jahre an Aushilfskräften einkaufen. Das können Sie ja
nachrechnen! Was ein Schneeschaufler bekommt, das bekommt eine Aushilfskraft
bei der MA 48 auch. Um 1,2 Millionen EUR könnte man
113 Mann-Jahre an Aushilfskräften einkaufen, und die könnten den Dreck aus
der Stadt kehren.
Wenn sie schauen, was in dem Vertrag drinsteht, so
scheint es, dass wir Gemeinderäte einfach billig oder vielleicht unterbezahlt
sind, oder die Werbemittlerfirma ist überbezahlt. Da ist zum Beispiel ein
Tagsatz Medienkooperation mit 1 300 EUR bemessen. Eine
Presseaussendung kostet 1 500 EUR. Das heißt, jeder Gemeinderat, der
vier Presseaussendungen macht, hat eigentlich schon sein Gehalt herinnen. Na,
so kann es doch eigentlich nicht mit dem Steuergeld weitergehen!
Die MA 48 soll arbeiten, soll „g’scheite"
Mistkübel aufhängen. Da hat die Frau Stadträtin erklärt, das können wir uns
jetzt nicht leisten, wir müssen die alten Mistkübel noch immer ein bisserl
weiterverwenden. Wir können uns nicht gleich ganz neue leisten. Diese klappen
leider auf, und der ganze Dreck liegt auf der Straße. Und wofür
1,2 Millionen EUR an PR? Die MA 48 hat keine Konkurrenz,
jedenfalls in dieser Stadt nicht und am Markt nicht, und braucht daher so ein
exorbitantes Werbebudget sicherlich nicht. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ernst Nevrivy. – Bitte.
GR Ernst Nevrivy (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Frau Stadträtin!
Eigentlich wollte ich ganz kurz sein. Ich lasse mir
von Ihnen ganz einfach nicht diese Stadt derartig miesreden, wie Sie das immer
machen.
Zum Antrag kommend: Wir sind der Meinung, dass es
besser ist, auf das Misttelefon hinzuweisen, denn da kann man persönlich
klären, wo der dementsprechende Sperrmüll hinkommen sollte. Nicht alles, was
geglaubter Sperrmüll ist, ist auch Sperrmüll. Auf der anderen Seite: Die
Hinweisschilder im öffentlichen Raum – das sollten Sie wissen! – müssen
natürlich dementsprechend angebracht werden oder so hoch angebracht werden,
damit sich niemand den Kopf stößt. Die Hinweisschilder müssen barrierefrei
angebracht werden. Es könnten ja auch Menschen mit Behinderung vorbeigehen, zum
Beispiel blinde Personen. Das könnte ja sein. Daher werden wir diesen Antrag
von Ihnen ablehnen.
Kommen wir zur Postnummer: Wieder einmal ein Thema,
das die Opposition und euch nicht besonders freut, denn wenn die Stadt Wien bei
der Abfallwirtschaft so wie in vielen anderen Bereichen ausgezeichnete Arbeit
leistet, dann sind die Wienerinnen und Wiener auch zufrieden mit unserer Stadt.
Das gefällt einigen halt nicht. Aber dafür sehen die Wienerinnen und Wiener,
wie wichtig es ist, dass wir Sozialdemokraten das Sagen in dieser Stadt haben.
(Beifall bei der SPÖ.)
Alle Umfragen zeigen, dass die Wienerinnen und Wiener
äußerst zufrieden mit der Arbeit der MA 48 sind und dass es eine hohe
Beteiligung an der getrennten Altstoffsammlung gibt. Die Werbe- und
Informationsmaßnahmen der MA 48 – und um die geht es bei dieser Postnummer
– erzielen überall hohe Wiedererkennungswerte und sind maßgeblich für die hohe
Akzeptanz und Sympathiewerte durch die Wienerinnen und Wiener verantwortlich.
Dass einige dieser Maßnahmen nicht passen, ist klar. Hier wird die gute Arbeit
der MA 48 unterstützt. Hier wird die gute Arbeit der Frau StRin Ulli Sima
unterstützt. Hier wird die gute Arbeit der Stadt Wien bei der Abfallwirtschaft
unterstützt, und darauf sind wir stolz. Das wollen wir auch so. Und das werden
wir auch weiterhin so machen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein paar Fakten: Unter dem Motto
„Dasein für Wien“ errichtet und betreibt die MA 48 modernste
Abfallwirtschaftanlagen wie zum Beispiel die neue Biogasanlage oder die ebenso
neue Kunststoffsortieranlage bei uns in der Donaustadt. Die MA 48 stellt
sich erfolgreich wie bei der Plastikflaschensammlung privater Konkurrenz in
Ausschreibungen und stellt im Rahmen der Aktion „Saubere Stadt“ mehr
Papierkörbe und mehr Personal für die Sauberkeit der Stadt zur Verfügung. Aber
anders als bei vielen anderen Aufgabenfeldern funktionieren viele dieser Dinge
nur in enger und guter Kooperation mit der Bevölkerung. Keine getrennte
Altstoffsammlung klappt ohne die Wienerinnen und Wiener, die auch wirklich
Plastikflaschen und Zeitungen getrennt einwerfen. Die Stadt wird nicht
sauberer, wenn die Bevölkerung nicht Papierkörbe und Dockstationen, Mistplätze
und Problemstoffsammelstellen nützt, sondern alles auf den Boden wirft. Die
MA 48 muss also all ihre Maßnahmen und
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular