Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 117
gegangen, als Sie noch gar nicht auf der Welt waren, junger Herr! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich sage Ihnen: Machen wir ein Freizeitangebot mit
den Bürgern und für die Bürger. Sie ersparen sich 144 000 EUR für die
Wärter und die Absperrungen, und die Leute können den Bereich im Sommer und im
Winter und auch in der Dämmerung benützen. Es ist bis jetzt dort niemand
ertrunken, mit Ihren Absperrungen hat sich das nicht geändert, und es ist
nichts besser geworden. Lassen Sie doch die Leute endlich leben! (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Mir
liegt jetzt die Wortmeldung des Rechnungshofpräsidenten vor. – Bitte
schön, Herr Dr Moser.
Präsident des Rechnungshofes Dr Josef Moser:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Mitglieder des Stadtsenates!
Hoher Gemeinderat!
Ich möchte mich eingangs für die positiven Worte
bedanken, die Sie für die Arbeit des Rechnungshofes gefunden haben. Außerdem
möchte ich mich dafür bedanken, dass die Berichte des Rechnungshofes in den
Fachausschüssen eingehend beraten wurden und Sie sich mit den Berichten im
Detail befasst haben! Das hat unter anderem auch die heutige Debatte zum
Wienfluss gezeigt.
Auf der heutigen Tagesordnung stehen acht Berichte
mit neun Prüfungsergebnissen, wobei diese Berichte zweifelsohne die Kernaufgabe
des Rechnungshofes zeigen, nämlich Prüfen und gleichzeitig auch Beraten.
In diese Richtung geht auch der Bericht 1/2007, in
dem unter dem Abschnitt „Hauptprobleme der öffentlichen Finanzkontrolle“ unter
anderem ein externer Kommentar über die externe Finanzkontrolle abgedruckt ist.
Darüber hinaus ist in diesem Bericht auch eine Handlungsanleitung enthalten,
wie bei der Realisierung von Bauprojekten umzugehen ist. Im Hinblick darauf
wurden vom Rechnungshof Empfehlungen für ein so genanntes Claim Management
geliefert.
Im externen Kommentar hat Prof Bauer, der Leiter
des Kommunalwissenschaftlichen Dokumentationszentrums, darauf hingewiesen, dass
gerade die finanzwirtschaftlichen Verflechtungen und auch die Verbundenheit der
Finanzwirtschaft eine einheitliche Kontrolle erforderlich machen. In der
heutigen Debatte hat vor allem GR Deutsch darauf hingewiesen, dass etwa bei den
Sondergebühren, bei der Pathologie und im Bereich der Nebenbeschäftigungen ein
Zusammenwirken zwischen den Gebietskörperschaften sehr notwendig ist, da einer
allein sicherlich nicht die Lösungen herbeiführen kann, die erforderlich sind,
um die Steuergelder sparsam, wirtschaftlich und zweckmäßig verwenden zu können.
In dieser Richtung geht auch der Prüfungsbericht betreffend
die Abfallwirtschaft. Dabei wurden sechs Länder im Benchmark-Vergleich
miteinander verglichen, um aufzuzeigen, wie es mit der Abfallwirtschaft in
Österreich ausschaut: Wo stehen wir? Wo gibt es entsprechende
Handlungsanleitungen? Sie wissen, dass jetzt gerade auch Klimaschutzabkommen
diskutiert werden. Diese Prüfung hat gezeigt, dass wir in Österreich im Bereich
der Abfallwirtschaft zwar ein sehr hohes Qualitätsniveau haben, die Umsetzung
der Ziele aber in einzelnen Bundesländern äußerst unterschiedlich gehandhabt
wird. Nur 4 von 32 Abfallwirtschaftsanlagen haben eine Kapazität, die als
solche eine optimale Wirtschaftlichkeit gewährleistet, was natürlich auch
Auswirkungen auf die Gebühren hat. Wir haben auch festgestellt – und das ist im Hinblick auf die Kyoto-Ziele äußerst
bemerkenswert –, dass nur
62 Prozent der Anlagen einen Wirkungsgrad von zumindest 65 Prozent
aufweisen. Hier besteht Handlungsbedarf, und zwar auch in der Hinsicht, dass
länderübergreifende Lösungen gesucht werden, damit eine Koordinierung der
Standorte sowie eine Vereinheitlichung der Begriffe erfolgt und damit darüber
hinaus verbindliche Regelungen geschaffen werden, um auch
mechanisch-biologische Anlagen an den Stand der Technik anpassen zu können.
Ein Querschnittsvergleich erfolgte bei der
Überprüfung der Versorgungssicherheit in Österreich. Die Prüfung ergab, dass
die Versorgungszuverlässigkeit im Bereich der E-Wirtschaft als sehr gut zu
bezeichnen ist, dass in diesem Bereich aber auch einige Länder säumig sind,
wenn es zum Beispiel darum geht, Landesausführungsgesetze zu erlassen. Positiv
ist zu erwähnen, dass Oberösterreich und Wien diesen Schritt bereits gesetzt
haben, während zum Zeitpunkt der Prüfung die anderen Bundesländer ihre
Hausaufgaben noch nicht gemacht hatten. Im Bereich der Stromversorgung ist auch
interessant zu wissen, dass die Erzeugungskapazität dann bis zum Jahr 2020
ausreichen wird, wenn die bereits in Aussicht genommenen Projekte auch
realisiert werden. Es hat sich aber auch gezeigt, dass die Wasserkraft als
solche weitestgehend ausgeschöpft ist. Die Prüfung hat auch ergeben, dass
betreffend Ressourcensicherheit die Auflagen teilweise übererfüllt sind. Auch
die Anlagenzuverlässigkeit ist als hoch zu bezeichnen. Die Leistungsfähigkeit
ist ausreichend, im Hinblick auf die Überalterung des Netzes sind aber sehr
wohl Ersatzinvestitionen erforderlich. Dies trifft unter anderem auch auf die
Wien Energie GmbH zu. Positiv ist zu vermerken, dass der Eigenerzeugungsgrad um
11 Prozent gestiegen ist, und dass eine Anlagenzuverlässigkeit von 96
Prozent gegeben ist. Allerdings sind eben Sanierungs- und Ersatzmaßnahmen
erforderlich, damit die Bedürfnisse erfüllt werden können.
Ich möchte jetzt einen weiteren wichtigen Aspekt, der
heute noch nicht angesprochen wurde, erwähnen, nämlich das Abgabenwesen der
Gemeinde Wien: Es hat sich gezeigt, dass durch die Struktur der Abgaben 76
Prozent der Einnahmen im Wesentlichen durch drei Steuern erzielt werden,
nämlich zu 55 Prozent durch die Kommunalsteuer, zu 11 Prozent durch
die Gebrauchsabgaben und zu 10 Prozent durch die Grundsteuer.
Bei den anderen Steuern stehen geringe Einnahmen,
aber relativ hohe Kosten gegenüber. Das zeigt sich zum Beispiel bei der
Hundeabgabe, bei der wir aufgezeigt haben, dass weniger als 1 Prozent an
Abgabeneinnahmen einem Rückstand bei einem Viertel an Abgabenkonten
gegenübersteht.
Die Parkometerabgabe bringt
5 Prozent der Abgabeneinnahmen, verursacht aber ein Drittel der
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