Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 117
Kanals angestellt werden, im Bericht an den
Gemeinderat berücksichtigen.“ – Da
muss man dem lieben Rechnungshof sagen: Es wird gar nichts zu
berücksichtigen sein! Und es gibt auch keine Kosten-Nutzen-Überlegung!
Frau StRin Sima hat uns erklärt, man habe dem
Rechnungshof und auch der Opposition ein G’schichterl erzählt, dass man da so
manche Sachen mache. Die traurige Wahrheit ist aber, dass das Kanalprojekt
gestorben ist. (Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Ich habe nie gesagt, dass ich
dem Rechnungshof G’schichterln erzählt habe!) So ist es aber! Man muss das halt
deutlich aussprechen! Natürlich haben Sie dem Rechnungshof nicht gesagt, dass
Sie ihm G’schichterln erzählen. Aber Sie haben es getan, denn
Kosten-Nutzen-Überlegungen zur Weiterführung des Kanals werden von Ihnen nicht
angestellt! Das Kanalprojekt ist gestorben. Innerstädtisch gibt es einen Kanal.
Das wissen wir. Im Westen bleibt aber –
und das ist das Traurige – der Dreck
im Wienfluss und damit basta! So schaut es aus!
Und wie geht es weiter? – Es sind keinerlei Planungen oder Lösungen in Sicht! Ich habe
Ihnen das per Fotodokumentation im Ausschuss gezeigt, auch wenn Sie die Bilder
nicht sehen wollten: Der Dreck kommt, wenn es im Westen regnet, bei den
Überflutern in Hütteldorf, Ober St Veit und Unter St Veit ungeklärt
in den Wienfluss. Alles, was sich im Kanal befindet, fließt in den Wienfluss.
Und wenn man sagt, dass bei der Wasserqualität 85 Prozent der Abwässer schon
erfasst sind, dann stimmt das. Die Wasserqualität wird aber im Durchschnitt
gerechnet! Das ist ungefähr so, wie wenn man sagt: Wenn es hinten brennt und
vorne eiskalt ist, dann ist es im Durchschnitt angenehm. – Im Durchschnitt
ist die Wasserqualität für Flora und Fauna im Wienfluss aber entsetzlich, denn
zeitweise ist der Wienfluss eine Kloake. Daher kann man nicht sagen: Wir haben
85 Prozent davon im Griff. Zeitweise sind nämlich 100 Prozent des
Wienflusses im Westen verdreckt, und damit basta!
Wie ist es zu dem Planungschaos gekommen? – Kollege Wutzlhofer behauptet, es gäbe kein
Planungschaos. Das verstehe ich aus deiner Sicht! Aber wenn ihr jedes Jahr
etwas anders plant, dann ist das für die Opposition ein Chaos, für die
Sozialdemokratie hingegen ist es ein Paradigmenwechsel oder wie man das halt so
schön wissenschaftlich oder pseudowissenschaftlich verbrämt. Aber in
Wirklichkeit ist es ein Planungschaos! Der Rechnungshof stellt fest, dass das
Abflussgeschehen als eine der wesentlichen Rahmenbedingungen für das Ziel der
Ideenfindung zur Nutzung freier Kubaturen nicht hinreichend genau geklärt
war. – Das Abflussgeschehen war also nicht geklärt? Damit war die
Vorstellung, dass man planen konnte, nur ein biederer Glaube, denn es kann
keiner planen, wenn er nicht weiß, wie die Wasserführung im Wienfluss verläuft
und wie sich das mit den räumlichen Gegebenheiten, die ja begrenzt sind,
ausgeht! Man hat also in Wirklichkeit nicht gewusst, wie das Strömungsverhalten
und das Abflussverhalten des Wienflusses sind, dennoch hat man sich getraut,
millionenteure Planungen in Angriff zu nehmen!
Ich bin der Meinung, dass, wenn man nicht weiß, wie
die Wasserführung im Wienfluss ist – und das
hat der Rechnungshof hier festgeschrieben, und daran ist nicht zu zweifeln –, bei der Planung nur Unsinn herauskommen kann! So
sind, wie der Rechnungshof dankenswerterweise festgestellt hat, 814 000 EUR
verschwendete Planungskosten. Daran kann nicht gerüttelt werden, und es ist
traurig, dass er das feststellen musste. Diese Planungskosten sind im Prinzip
verloren, weil sich alles geändert hat, und wie Herr Kollege Wutzlhofer
festgestellt hat, sind diese Planungen nicht verwertbar.
Das bezeichnen wir als Planungsunsinn: Der Spazier-
und Radweg auf dem Kanal in Seitenlage des Wienflusses kann nicht realisiert
werden. Warum? – Weil es keinen
Kanal gibt und man daher auf dem Kanaldeckel auch keinen Spazier- und Radweg
und schon gar nicht den von den GRÜNEN so hoch gelobten Wiental Highway bauen
kann. Das klingt zwar sehr schön ausländisch, das bringt aber nichts, diesen
wird es auch nicht geben!
Wie die Frau Stadträtin uns erklärt hat, ist die
Renaturierung bis auf das kleine Stück westwärts von Hütteldorf auch gestorben.
Im Hinblick darauf muss ich Kollegen Wutzlhofer etwas sagen: Er hat gesagt,
dass man eine Renaturierung erst dann angehen kann, wenn der Kanal definitiv
geplant ist. – Nun ist aber zwischen Hütteldorf und Auhof gar nichts,
keine Planung und kein Kanal, trotzdem hat man renaturiert! Da frage ich Sie,
Herr Kollege Wutzlhofer: Wie ist denn das möglich, dass man da draußen zwischen
Hütteldorf und Auhof renaturiert hat? (GR Jürgen Wutzlhofer: Es gibt eine
Teststrecke!) Nein, ich meine nicht die schöne Teststrecke beim Hackinger Kai,
wo man hinunterschauen kann! Nein! Ich meine die Strecke parallel zu den
Retentionsbecken! Wenn man sagt, dass man nichts planen und nichts renaturieren
kann, bevor der Kanal fertig ist, dann sage ich: Dort gibt es keinen Kanal.
Entlang der Retentionsbecken ist aber sehr wohl renaturiert worden. Und ich
sage Ihnen: Jetzt ist die Renaturierung gestorben!
Jetzt kommen wir zur GR Wutzlhofer-Schaustrecke
bei der U4. Warum gibt es diese Schaustrecke? – Ganz einfach! Es kommen und gehen nämlich über den Hackinger
Steg sehr viele Leute von der U-Bahn und zur U-Bahn und in den 13. Bezirk,
und diese Leute schauen dann hinunter, sehen ein Stückerl Grün und glauben als
biedere Bürger: So grün wie es da ist, wird es vielleicht irgendwann
weitergehen! – Das ist eine sehr schöne Schaustrecke, aber eigentlich ist
das sozusagen Natur im Rexglas, und dafür sind wir nicht zu haben!
Zum Schmäh vom Bedienungsweg: Ich sage jetzt, Schmäh,
das steht natürlich nicht so im Rechnungshofbericht. Aber der Rechnungshof kann – in schönem Beamtendeutsch – der Argumentation nicht folgen, dass der Weg in
erster Linie als Bedienungsweg für Arbeiten am Wienfluss vorgesehen sei. Seiner
Ansicht nach bestand kein Erfordernis einer solchen Weggestaltung nur für
betriebliche Zwecke, weil es in der Vergangenheit immer möglich war, auf der
gepflasterten Sohle zu fahren. Und auch in Zukunft wird das notwendig sein,
weil im restlichen Bereich bis zum Donaukanal in der Länge von 11 km keine
Verbesserungsmaßnahmen erfolgen.
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