Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 117
versprechen, sind auf Grund des Inkrafttretens des neuen Fahrplans wesentliche Verschlechterungen eingetreten. Zum Beispiel wurden Regionalzüge gestrichen und die Frequenz der S50 weiter ausgedünnt. Insbesondere in den Tagesrandzeiten ist der Takt der S50 extrem Fahrgast-unfreundlich. So hält beispielsweise zwischen 8.05 Uhr, meine Damen und Herren vom Verkehrsausschuss bitte, zwischen 8.05 und 9.05 Uhr kein einziger Zug in Hadersdorf Richtung Wien, detto zwischen 9.05 und 10.01 Uhr!
Weiters die PendlerInnensituation abends. Abends ist
die neue Fahrplansituation eine Provokation schlechthin: Zwischen 19.18 und
20.48 Uhr fährt kein einziger Zug vom Westbahnhof bis Wien-Hadersdorf.
1 Stunde und 30 Minuten, meine Damen und Herren, sollen Pendler oder
Pendlerinnen, meistens eben Frauen, weil die ja auf Grund ihrer Teilzeitarbeit
in den späteren Abendstunden fahren, dann am Westbahnhof verbringen und ich
weiß nicht in ihrem Kummer wahrscheinlich einen Spritzer trinken und so weiter
oder sie müssen auf eine Busverbindung ausweichen, die sehr zeitraubend ist!
Fakt ist: Die verantwortlichen Politiker und
Politikerinnen und das ÖBB-Management verschließen ihre Augen und treiben die
Fahrgäste bewusst in das Nadelöhr Westeinfahrt und in den Individualverkehr
zurück. Daher dieser Beschlussantrag:
„Der Bürgermeister, die Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik
und Wiener Stadtwerke und der Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr werden
aufgefordert, sich für eine Intervallverkürzung der Züge im Personen- und
Nahverkehr auf der überlasteten Westbahn-Stammstrecke einzusetzen und darüber
mit den ÖBB zu verhandeln. Das Ziel dieser Verhandlungen ist in einem ersten
Schritt die Umsetzung des im neuen Verkehrsdienstevertrag mit den ÖBB
vereinbarten lückenlosen 30-Minuten-Intervalls der S50 und der parallel
geführten Regionalzüge im Nahverkehr. Insbesondere müssen die oben angeführten
Lücken geschlossen werden. In einem weiteren Schritt muss dieses Intervall auf
15 Minuten gesenkt werden.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung.“ (Beifall von GR Mag Wolfgang Gerstl.)
Da wir den Herrn Rechnungshofpräsidenten erwarten,
sage ich danke schön und hoffe, mein Nachredner wird sich auch kurz halten.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Kollegin Puller, ich muss auch ein bisserl aufs Formale schauen. Ich weiß, die
GRÜNEN gehen damit manchmal ein bisserl locker um. Ich habe als Vorsitzender
nur zwei Fragen:
Der erste der Beschlussanträge, den Sie eingebracht
haben, betreffend Erhöhung der jährlichen Zuschüsse Verkehrsdienstevertrag ÖBB,
da steht unten nichts. In formeller Hinsicht sofortige Abstimmung oder
Zuweisung? (GRe Franz Ekkamp, Dr Kurt Stürzenbecher und Christian Oxonitsch: Na
Abstimmung! Abstimmung!) Das wäre die erste Frage.
Und bei dem zweiten gestatte ich mir den Hinweis,
dass der überhaupt nicht unterschrieben ist. (GRin Ingrid Puller spricht mit
dem Vorsitzenden GR Günther Reiter.) Also in Abstimmung mit der Antragstellerin
haben wir die sofortige Abstimmung.
Zum Wort gemeldet ist der Herr GR Dr Stürzenbecher.
Ich erteile es ihm.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Wir sprechen jetzt ja an sich über die
Postnummer 28 Verkehrsdienstevertrag mit den ÖBB und auf der anderen Seite
über eine Änderung der Parkometerabgabeverordnung.
Ich habe schon mit einem gewissen Erstaunen
festgestellt, dass manche Redner hier ein weites Feld, wie es der Kollege
Margulies richtig gesagt hat, sehen und der Kollege Madejski, glaube ich, jetzt
jeden Tagesordnungspunkt - wurscht, was offiziell ansteht - für eine
Möchte-Gern-Rothneusiedl-Debatte heranzieht, meistens relativ erfolglos. Ich
glaube auch nicht, dass das viel bringen würde, wenn man das hier immer zu
unpassenden Tagesordnungspunkten diskutiert, umgekehrt auch sogar die
Mietpreise und die Miethöhen jetzt im Zusammenhang mit diesem Thema diskutiert.
Als Ausschussvorsitzender für Wohnbau würde ich darüber auch gerne diskutieren,
nur ist das hier nicht der Fall.
Andererseits muss man sagen, dass der Kollege
Mahdalik den Fluglärm gebracht hat, war insofern sinnvoll, als dann der Kollege
Valentin sehr präzise und eindeutig die Darstellung bringen konnte, die
wirklich den Tatsachen entspricht und insofern passt das eh.
Und zum letzten Antrag von der Kollegin Puller, die
übrigens nicht so besonders kurz war in ihrer Rede. Also insofern geben Sie mir
eine Vorgabe, die ich in dieser Form nicht einhalten kann. Aber dieser Antrag
betrifft, soweit ich das jetzt mündlich da mitgehört hab’, doch sehr viel die
Westbahn draußen. Also jedenfalls nicht etwas, wo die Stadt Wien unmittelbar
etwas verändern kann, sondern wo primär andere Gebietskörperschaften zuständig
sind, falls ich mich bei dem, was Sie vorgelesen haben, nicht verhört habe,
aber ich habe relativ genau zugehört. (Aufregung bei GR Mag Wolfgang Gerstl.)
Und deshalb meine ich auch, dass man diesen Antrag eher ablehnen wird.
Zu den beiden Poststücken. Die
Aufrechterhaltung und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs hat ja in Wien
einen besonders großen Stellenwert. Die Wiener Bevölkerung hat sich ja auch in
direkten demokratischen Abstimmungen - aber auch in Umfragen kann man das
feststellen - eindeutig für den Vorrang des öffentlichen Verkehrs
ausgesprochen. Das ist ja einmal eine Tatsache. Und wenn der Kollege Mahdalik
da immer sagt, es gibt gute und böse Verkehrsteilnehmer, dann meinen wir das
natürlich nicht. Es gibt diese etwas sonderbare Kategorisierung, die würde ich
hier nicht nehmen. Wir bemühen uns natürlich bestmöglich, dass der öffentliche
Nahverkehr und der Individualverkehr gut zusammen passen, aber es gibt einen
gewissen Vorrang des öffentlichen Verkehrs, weil eine Millionenstadt wie Wien
auch nicht anders zu organisieren wäre. Es funktioniert ja im Großen und Ganzen
auch wirklich sehr gut, unter anderem auch deshalb, weil wir eben mit den ÖBB
gut
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