Gemeinderat,
28. Sitzung vom 10.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 23
Das bedeutet noch mehr Macht für Brüssel. Die EU entscheidet von jetzt ab über wichtige Bereiche wie Zuwanderung, Energie und Justiz. Die Entmündigung der Staaten und der Bürger wird weiter stattfinden.
Dazu sagen wir als Freiheitliche Partei: Nein, Nein
und nochmals Nein! Denn wir stehen zu Österreich, wir stehen zu unserer
Neutralität und Souveränität, und wir stehen zu unserer Freiheit, die sehr
lange und sehr schwer erkämpft worden ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Mitbestimmung ist weg. Wir zahlen
860 Millionen EUR jährlich an Beitragszahlungen. Der Reformvertrag
sieht allerdings vor, dass kleine Staaten wie Österreich in Zukunft noch
weniger Einfluss haben werden, ganz im Gegenteil zum Motto: „Wer zahlt, schafft
an!“ Es wird noch mehr teure Posten geben, vielleicht kommt bald auch der Hohe
EU-Priester. Aber 2014 gibt es jedenfalls keinen Kommissar mehr für Österreich,
trotzdem müssen wir volle Beitragszahlungen leisten.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir wollen, im
Gegensatz zu Ihnen, ein Europa der Vielfalt, statt ein Europa der Einfalt. Wir
sind gegen diesen Brüssel-Zentralismus. Und wenn ich sage, wir sind für ein
Europa der Völkervielfalt, dann meine ich natürlich nur europäische Völker und
keine außereuropäischen Völker wie zum Beispiel die Türkei. Die meinen wir
sicherlich nicht!
Die Mehrheit der österreichischen Bürger ist gegen diesen
EU-Reformvertrag. Man will eben kein Europa der Korruption, der Misswirtschaft
und der Verschwendung. Prof Michael Krätke von der Universität Amsterdam
hat gesagt – ich zitiere: „In der EU
wird es weiterhin an Transparenz fehlen: Es wird weiterhin gemauschelt,
getrickst und betrogen werden. Private Lobbys, von denen es in Brüssel wimmelt,
werden nach wie vor das Ohr der Mächtigen haben. Die EU-Oberen haben ihre
Abneigung gegen alle Formen der direkten Demokratie einmal mehr unter Beweis
gestellt.“ – Das sagt ein renommierter
Professor der Uni Amsterdam.
Es wurden auch einige Fälle aufgedeckt: Zwischen 1993
und 1995 wurden zum Beispiel 4 Millionen EUR an Hilfsgeldern
unterschlagen. 1998 deckt der EU-Rechnungshof auf, dass über eine Milliarde
Euro für überteuerte Studien ausgegeben wurde. 1999 muss die gesamte
EU-Kommission wegen Betrugs- und Korruptionsvorwürfen zurücktreten. 2003 muss
der Direktor von Eurostat zurücktreten, weil künstlich aufgeblähte Honorare
verrechnet, fiktive Verträge abgeschlossen und schwarze Konten angelegt worden
waren. Heuer, 2007, wurde aufgedeckt, dass es jahrelange Schmiergeldzahlungen
in Höhe von über 10 Millionen EUR bei Immobilienbeschaffungen für
EU-Vertretungen gegeben hatte. Und auch heuer förderte der Bericht der EU-Betrugsbekämpfungsbehörde
OLAF zutage, dass im Jahr 1999 7,36 Milliarden an EU-Steuergeldern
veruntreut wurden. Ebenfalls im heurigen Jahr deckte die Wochenzeitung „Der
Spiegel“ in Deutschland auf, dass im Brüsseler Sumpf aus Korruption jeden Tag 1 Million EUR
versickern.
Ist das das Europa, das Sie wollen, meine sehr
geehrten Damen und Herren? Ist das die Erfolgsgeschichte der EU, Herr Kollege
Gerstl? Ich glaube, das kann es wohl nicht sein!
Der britische EU-Parlamentarier Daniel Hannan hat
ganz richtig gesagt: „Wäre die EU eine Firma, dann säßen alle Kommissare längst
im Gefängnis.“ – Ich
glaube, dem können wir nur beipflichten!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Völlig pervers
finde ich, dass jetzt alle mit dem Finger auf Russland zeigen und sagen: Dort
herrschen antidemokratische Zustände! Die Verfassung wird gebrochen! – Das
ist die westliche Propaganda gegen Russland eine Woche nach der Wahl. Man
erkennt, dass es eine Gleichschaltung der westlichen Medien und Politiker
gegeben hat. Und dieser dauernde Vorwurf der Entdemokratisierung oder
Nichteinhaltung der Menschrechte ist immer genau von denjenigen zu hören, die
hier in Europa eine Super-EU nach dem Vorbild der Sowjetunion einführen wollen.
Was sieht nämlich der neue EU-Reformvertrag eigentlich anderes vor als die
Entmachtung der souveränen Staaten, die Entmündigung des Bürgers und die
Verschiebung der Machtkompetenz in Richtung Brüssel auf Kosten der
Einzelstaaten?
Das Wort Demokratie verkommt in der EU immer mehr zur
leeren Worthülse. Aber genau die Leute, die dafür verantwortlich sind,
kritisieren und zeigen mit dem Finger auf Russland, während hier in Österreich
ein ganz klarer Verfassungsbruch stattfindet, indem die Verpflichtung zur
Volksabstimmung nicht eingehalten wird.
Wer ist jetzt der Böse? Ist es Russland, oder ist es
Österreich? – Ich
glaube, Österreich steht Russland um nichts nach. Wir sollten einmal vor
unserer eigenen Türe kehren, anstatt immer mit dem Finger auf andere zu zeigen!
Das ist das typische psychologische Muster der Projektion: Man macht auf die
Fehler der anderen aufmerksam, um von den eigenen Fehlern und Problemen
abzulenken. Frau Kollegin Vitouch! Genau das ist das psychologische Muster der
Projektion, und das wird hier in Österreich gelebt!
Kommen wir zurück zum Reformvertrag. Ihr Kollege
Voggenhuber hat über den EU-Reformvertrag gesagt: „Den Text kann kein Mensch
lesen. Die Entfremdung der Bürger wurde vertieft.“ – Anscheinend findet da
ein plötzlicher Sinneswandel statt!
Jean-Claude Juncker hat vor einigen Jahren etwas über
die Praxis in der EU gesagt. – Ich zitiere: „Wir beschließen etwas,
stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn
es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar
nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.” – Das ist genau die gängige EU-Praxis, und das lehnen
wir Freiheitlichen ab! Denn es geht nicht an, dass der EU-Reformvertrag an den
Bürgern vorbeigeschummelt wird! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Deswegen beharren wir auf unserer Forderung nach einer
Volksabstimmung. Ich appelliere jetzt noch eindringlicher an Sie, dem heutigen
Antrag zuzustimmen! Bitte machen Sie
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