Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 58
österreichischer Staatsbürger ist und der in Wien nach seinem alten Reisepass gefragt wurde, obwohl er seinen österreichischen Reisepass hergezeigt hat, und der bei Ausweiskontrollen regelmäßig in Wien drankommt und ständig gefragt wird, woher er kommt. Und das ist einer, der an einem Gymnasium Französischlehrer ist, hervorragend Deutsch spricht und seit ungefähr 20 Jahren hier lebt. Er selbst ist das beste Beispiel dafür, finde ich, dass Sprache eben nicht gleich Integration ist und dass soziale Integration nicht gleich Deutschsprachkenntnisse sind.
In diesem Sinne werden wir sinnvolle
Alphabetisierungs- und Deutschkurse weiterhin unterstützen, werden aber auch nicht
müde werden, die Stadt Wien an ihre relativ junge Ankündigung,
Chancengleichheit herstellen zu wollen, zu erinnern und zu sagen, dass viel
mehr zur Chancengleichheit gehört als nur Sprachkenntnisse oder die Förderung
dieser.
In diesem Sinne danke für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ekici. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herzlichen Dank, sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Ich habe mich heute zu Wort gemeldet, um einen Antrag
einzubringen. Wie wir heute schon gehört haben, hat Kollegin Korun einen Antrag
zur Chancengleichheit und Ausarbeitung eines Masterplanes der Stadt Wien
eingebracht. Ich wäre gerne zu dem Antrag dazu gegangen, sie wollte das nicht.
Deswegen sehe ich mich veranlasst, auch einen Antrag zu diesem Thema
einzubringen, den ich aber auch schon in der Vergangenheit in ähnlicher Version
eingebracht habe und der dann leider von der Stadt Wien bis jetzt abgelehnt
wurde.
Wir von der ÖVP glauben – und nicht nur wir, sondern
auch viele Experten und Menschen, die auf diesem Gebiet tätig sind –, ohne ein
Integrationskonzept wird die Integrationsarbeit in dieser Stadt langfristig
gesehen nicht fruchten und nichts bringen.
Wenn wir nicht wissen, wo die Problemlagen sind, wenn
wir nicht wissen, wo die Defizite sind, wenn wir nicht wissen, ob die
Maßnahmen, die gesetzt worden sind, greifen, dann sind alle Maßnahmen sozusagen
im Sand verlaufen oder wir haben auch keinen Überblick darüber, ob sie
effizient sind oder ob sie etwas bringen.
Ich bringe heute einen Antrag betreffend Erstellung
und Umsetzung eines Integrationskonzeptes für Wien ein. Wir haben ja auch in
dieser Woche des Langen und Breiten über das Thema Integration diskutiert. Ich
bin auch in meinen Ausführungen am Montag sehr intensiv auf diverse Punkte
eingegangen, obwohl es sehr spät war und ich nicht alle meine Punkte genannte
habe. Es wurde ja auch von der Vizebürgermeisterin Brauner am Montag in der
Budgetdebatte in ihrer Generalansprache genannt, dass Bildung, Ausbildung bei
der zweiten und dritten Generation sehr wichtig ist und sie ihre
Schwerpunktsetzung darauf testen werde. Ich verspüre und sehe da noch keinen
Ansatz. Ich sehe auch keinen Maßnahmenkatalog in diesem Bereich. Es gibt eine
Studie vom AMS Wien aus dem Juni 2007. Da werden viele Forderungen genannt
und es wird die Stadt Wien zum Teil auch durch die Blume kritisiert, aber
diesen Forderungen wird leider nicht entsprochen.
Wie gesagt, möchte ich gerne auf Grund der aktuellen
Debatte und der Bedeutung des Integrationsthemas einen Antrag zur Erstellung
eines Integrationskonzeptes einbringen und mich in diesem Antrag vor allem auf
drei Punkte beschränken: Von der Förderung der vorschulischen Integration durch
mindestens zwei gebührenfreie Kindergartenjahre, Finanzierung von
SpracherwerbspädagogInnen in den Kindergärten zur Förderung von Kindern mit
Sprachdefiziten, und als dritten Punkt: Zwecks einer besseren Unterstützung von
Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund soll bei der Auswahl des
Bildungs- und Berufsweges ein spezielles integratives Schnittstellen-Coaching
konzipiert und im gesamten Wiener Bildungswesen angewandt werden. Im Rahmen der
Erstellung und Umsetzung dieses Integrationskonzeptes mögen die zuständigen
Stellen der Stadt Wien, die zuständigen Stellen des Bundes und weitere im
Bereich der Integration tätigen Institutionen, Experten, aber auch Betroffene
umfassend eingebunden werden.
Und in formeller Hinsicht wird die sofortige
Abstimmung beantrag. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort
ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr
Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Norbert
Bacher-Lagler: Ich möchte nur ganz kurz darauf hinweisen, dass heute
im Wiener Rathaus eine Veranstaltung zur interkulturellen Kompetenz
durchgeführt wird. Sie sind natürlich recht herzlich eingeladen, dort
vorbeizuschauen und in den Diskussionen mitzuwirken. – Danke.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir
kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen.
Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die
der Postnummer 1 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der
Hand. – Das wird von ÖVP, SPÖ und den GRÜNEN unterstützt und hat damit die
ausreichende Mehrheit.
Zur Postnummer 1 liegen mir zwei Beschluss- und
Resolutionsanträge vor.
Ein Beschlussantrag, eingebracht von den GRÜNEN,
betrifft den Beschluss notwendiger Maßnahmen zur Herstellung von
Chancengleichheit für WienerInnen mit Migrationshintergrund. In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt.
Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den bitte ich
um ein Zeichen mit der Hand. – Das wird von der ÖVP und den GRÜNEN unterstützt
und hat nicht die ausreichende Mehrheit.
Der zweite Beschluss- und Resolutionsantrag,
eingebracht von der ÖVP, betrifft die Erstellung und Umsetzung eines
Integrationskonzepts für Wien. Auch hier wird die sofortige Abstimmung
beantragt.
Wer diesem Antrag zustimmt, den
bitte ich um ein
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