Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 58
Baurechtsvertrages mit der „Österreichisches Siedlungswerk" Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft für eine Liegenschaft im 7. Bezirk, KatG Neubau. Zum Wort ist niemand gemeldet.
Wir kommen daher gleich zur Abstimmung.
Wer diesem Geschäftsstück zustimmt, den bitte ich um
ein Zeichen mit der Hand. – Ich stelle fest, dass eine überwiegende Mehrheit,
mit Ausnahme von drei Gemeinderäten der GRÜNEN diesem Akt die Zustimmung
erteilt hat.
Ich schlage vor, die Berichterstattung und die
Verhandlung über die Geschäftsstücke 1 und 2 der Tagesordnung, sie
betreffen Förderungen von Aktivitäten im Rahmen der Integrations- und
Diversitätsangelegenheiten zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt
durchzuführen.
Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der
Fall. Ich bitte daher den Herrn Berichterstatter, GR Bacher-Lagler, die Verhandlungen
einzuleiten.
Berichterstatter GR Norbert Bacher-Lagler:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich ersuche um
Zustimmung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Korun.
GRin Mag Alev Korun (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Ich möchte mit der Postnummer 1 beginnen, mit
den Maßnahmen zur Förderung interkultureller Sensibilität und Kompetenz und
anderen Bereichen, die aus diesem Topf gefördert werden. Diese Maßnahmen sind
auch gekoppelt beziehungsweise haben auch zu tun mit Sprachmaßnahmen und
Alphabetisierungskursen. Da möchte ich anmerken, dass in der letzten
Ausschusssitzung von uns wieder angemerkt wurde, dass die Evaluierung der
vorhandenen Sprachmaßnahmen und Alphabetisierungsmaßnahmen nicht nur sinnvoll,
sondern auch notwendig wäre. Wir haben daraufhin die Antwort bekommen, dass
diese Evaluierungen stattfinden und diese in geeigneter Form auch an die Opposition
weitergeleitet werden sollen.
Wir freuen uns über diese Ankündigung und möchten
noch einmal deponieren, dass wir hoffen, die Evaluierungsergebnisse sehr bald
in entsprechender Form zu bekommen und hoffentlich in Zukunft auch laufend zu
bekommen, ohne diese jedes Mal einfordern zu müssen.
Wir haben gestern und vorgestern in der Budgetdebatte
auch über den großen und unserer Meinung nach wichtigen Bereich Integration
gesprochen. Unser Antrag auf die Verdoppelung des Budgets für
Integrationsmaßnahmen wurde von den anderen Fraktionen abgelehnt.
Nichtsdestotrotz wollen wir auch heute einen Antrag
zum Beschluss von notwendigen Maßnahmen zur Herstellung von Chancengleichheit
einbringen, die unserer Meinung nach dringendst notwendig sind, sollte
Chancengleichheit nicht ein Lippenbekenntnis und eine rein rhetorische
Ankündigung bleiben. Unserer Meinung nach gehören dazu sowohl die Erarbeitung
eines strategischen Integrationsmasterplanes für Wien mit konkreten Zielen,
Zielvorgaben und auch Zeitspannen, um diese Ziele zu erreichen, und mit
konkreten Maßnahmen dazu, wie auch die Schaffung von flächendeckenden
Kinderbetreuungseinrichtungen. Ich werde nicht wiederholen, was ich gestern
gesagt habe. Thema war allerdings und Thema wird immer auch in der Integrationspolitik
sein, genügend Kinderbetreuungsplätze sicherzustellen, damit alle Kinder von
früh an, nämlich sobald sie die Bildungseinrichtung Kindergarten antreten,
gleiche Chancen und gleiche Möglichkeiten für ihre Entwicklung und Entfaltung
bekommen.
Zu unserem Beschlussantrag gehört auch die Forderung
der Schaffung ausreichender Planstellen sowohl für Förderlehrer und
-lehrerinnen als auch für muttersprachliche Lehrer und Lehrerinnen. Wenn man
nämlich nicht nur beim Lippenbekenntnis bleibt, dass Muttersprache auch wichtig
ist, muss man auch Geld in die Hand nehmen, um die Entwicklung der
Muttersprache zu fördern, sonst haben wir nicht nur keine Mehrsprachigkeit bei
Kindern, die an sich mehrsprachig wären, weil sie aus Familien mit
nichtdeutscher Muttersprache kommen, sondern im schlimmsten Fall eine
Halbsprachlichkeit.
Die Erhöhung der Zahl der Hauptschulabschlusskurse
ist dringend notwendig, nicht nur weil laufend Quereinsteiger und
Quereinsteigerinnen im Bildungssystem in Wien einsteigen, also Kinder und Jugendliche,
die nicht am Beginn ihrer Schulpflicht nach Österreich kommen, sondern erst
später.
Und last but not least ist es auch notwendig, einen
Maßnahmenplan zu erarbeiten, damit die Stadt Wien als Arbeitgeberin dem
selbstgetätigten Ziel Chancengleichheit gerecht wird, damit nicht nur beim
Putzpersonal im Magistrat Migranten und Migrantinnen – insbesondere
Migrantinnen – sehr stark vertreten sind, sondern auch auf den mittleren und
oberen Führungsebenen.
In diesem Sinne möchte ich diesen Beschluss- und
Resolutionsantrag einbringen und die sofortige Abstimmung des Antrages
beantragen.
Abschließend möchte ich noch einmal erwähnen, dass wir den Sprach- und Alphabetisierungsmaßnahmen sowohl im Integrationsausschuss als auch später im Gemeinderat bis jetzt zugestimmt haben und zustimmen, weil wir finden, dass Sprachkenntnisse und die Förderung von Sprachkenntnissen notwendig sind. Gleichzeitig möchten wir auch in Erinnerung rufen und auch unterstreichen, dass Sprachkenntnisse kein Fetisch werden dürfen. Es darf Integration nicht auf Sprachkenntnisse verkürzt werden, denn es gibt in dieser Stadt auch sehr viele Menschen, die hervorragend Deutsch beherrschen, die aber trotzdem ethnisch oder rassistisch diskriminiert werden, die ständig gefragt werden, wann sie dann endlich wieder zurückgehen, die nicht die gleichen Chancen bekommen: nicht am Wohnungsmarkt, nicht am Arbeitsmarkt und nicht im Bildungswesen. Also wäre es ein fataler Fehler, so zu tun, als wären die Menschen sozial gut integriert und hätten die gleichen Chancen, nur wenn sie gut Deutsch können.
Abschließen möchte ich mit dem
Beispiel von einem afrikanischen Kollegen, der schon seit Jahren
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