Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 58
Parkscheine oder links und rechts auf den Uniformen, wie man das von Spitzensportlern kennt, steht: gesponsert Wiener Städtische. Diese Idee wird Ihnen wahrscheinlich auch bald kommen. (GR Dr Wolfgang Aigner: Spätestens jetzt kommt sie! Das war nicht gescheit!) – Ja, es war vielleicht ein bisserl leichtsinnig, diese Vision hier zu äußern, weil womöglich können Sie sich damit anfreunden. (GR Christian Oxonitsch: Das ist die Kampagne gegen das Schwarzplakatieren!) – Genau, das ist auch so ein Fall. Die Gewista der Wiener SPÖ ist ja auch ein Unternehmen, sage ich einmal, das durchaus profitiert von dieser Haltung: Rollingboard-Bewilligungen, die auch vom Kontrollamt kritisiert wurden et cetera, ich erinnere, haben uns auch in den letzten Jahren schon beschäftigt.
Diese Debatte findet nicht statt. Wie ich Ihren
Zwischenrufen entnehmen kann, meinen Sie: Sie ist gar nicht notwendig, wir
brauchen das Geld, wir machen, was wir wollen, die Stadt gehört uns. So
interpretiere ich jetzt Ihre Aussagen. Wir sehen das anders. Für mich
persönlich ist die Anzahl der Werbeflächen im öffentlichen Raum in Wien schon
wirklich unerträglich geworden. Es geht jetzt nicht mehr nur darum, dass man in
öffentlichen Verkehrsmitteln eine gewisse Anzahl von Werbungen sieht. Sie haben
auch vor Kurzem beschlossen, dass im Rahmen der Europameisterschaft auch
Bodenflächen et cetera freigegeben werden.
Ich glaube nicht, dass die Wienerinnen und Wiener das
wollen. Ich glaube, Sie sollten sich auch die Frage stellen, wie weit können
Sie können gehen, den öffentlichen Raum zu verkaufen!
In diesem Fall, zu den Würfeluhren, gibt es heute
einen Artikel in der „Presse" dazu. Da wird ein Werbeexperte aus
Deutschland zitiert, der selbst 4 000 Uhren im öffentlichen Raum als
Werbeflächen in Deutschland nützt. Er sagt aber, das Ziffernblatt wird nicht angetastet,
es geht da eher darum, die Säulen oder das, wo diese Uhren befestigt sind, als
Werbeflächen zu nutzen. Er meint, er will das nicht wirklich kommentieren, aber
er sagt wortwörtlich dazu, ob jetzt eben der veranschlagte Preis angemessen
sei: „Das hängt ja ganz vom konkreten Standplatz und den Ortsverhältnissen ab.
Aber es kommt mir wie ein sehr günstiges Schnäppchen vor."
Ich möchte Ihnen jetzt nur zu den Standplätzen ganz
kurz die Liste, die wir im Akt dabei haben, in Erinnerung rufen: Es sind
75 Uhren in ganz Wien. Da gibt es wirklich äußerst attraktive Lagen: Am
Hof, Neuer Markt, Schottentor, Schwarzenbergplatz, Schwedenplatz, also wirklich
Orte, wo sich viele Leute bewegen und auf die Uhr schauen, Matzleinsdorfer
Platz, Alser Straße, Hütteldorfer Straße, Gersthofer Straße. In eigentlich
allen wichtigen Plätzen unserer Stadt gibt es so eine Würfeluhr, die noch dazu
durch ihr charakteristisches Aussehen auch schon zum Stadtbild gehört und doch
auch zur Identität der Wiener Stadtlandschaft beitragt.
Die Angemessenheit ist jetzt der zweite Punkt. Die
Zweckmäßigkeit habe ich schon sehr in Frage gestellt. Ich glaube eigentlich,
dass eine Uhr dazu da ist, um die Zeit abzulesen und nicht um zu sehen, wer das
Uhrwerk gestiftet hat. Die Zweckmäßigkeit stelle ich sehr in Frage, weil ich
glaube, dass es durchaus noch Orte geben soll im öffentlichen Raum, wo man
hinschauen kann und keine Werbefläche vor Augen hat.
Und jetzt zur Wirtschaftlichkeit: Wie schon
angesprochen, wird bezweifelt, dass der Preis, diese 550 000 EUR, die
die Wiener Städtische einmalig für zehn Jahre gespendet hat, angemessen ist.
Wenn man das auf die 75 Uhren und die zehn Jahre berechnet, bedeutet das
pro Ziffernblatt nur 183 EUR. Wie auch ein Professor am Institut für
Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Uni Wien – in diesem
„Presse"-Artikel zitiert – sagt: Es gibt eben mit solchen Flächen, wo eine
Uhr, Information daran gebunden ist, „sehr viele Kontakte". Daher ist die
Wirtschaftlichkeit auch dieses Unterfangens sehr in Frage zu stellen. Für
ähnliche Flächen in den Wiener Linien beispielweise werden rund
5 000 EUR verlangt.
Ich bringe deshalb einen Beschluss- und
Resolutionsantrag betreffend die Überprüfung der Wirtschaftlichkeit des
Vertrags zur Sanierung von 75 Wiener Würfeluhren ein. Er richtet sich eben
darauf, ob der Vertrag zwischen der Stadt Wien, vertreten durch die MA 33,
und der Wiener Städtischen Wechselseitigen
Versicherungsanstalt-Vermögensverwaltung den Grundsätzen der Ordnungsmäßigkeit,
Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit entspricht. Ich stelle den
Antrag gemeinsam mit meinen Kollegen im Kontrollausschuss, Waltraut Antonov und
Martin Margulies.
Wir haben bei den Recherchen zu dem ganzen Fall
festgestellt: Ja, es stimmt, das Vergabegesetz ist nicht betroffen, da war nur
die Ausschreibung dieser neuen Uhrwerke betroffen, und das wird dem
Vergabegesetz entsprechen, wie uns beantwortet wurde. Aber wie verhält es sich
mit solchen Spenden? Es ist ja normalerweise so: Das Vergabegesetz gilt dann,
wenn die Stadt einem Unternehmen einen Betrag gibt, weil der eben eine gewisse
Leistung erbringt. In diesem Fall ist es umgekehrt: Es gibt jemand der Stadt
Geld für eine Leistung, für einen Gegenwert, in dem Fall die Werbefläche.
Ich denke aber auch, dass bei solchen Modellen
natürlich die Wirtschaftlichkeit gelten muss. Wir können ja, wie gesagt, diese
öffentlichen Wertformflächen nicht immer uns zugetanen Unternehmen zukommen
lassen, weil sie sich dafür interessieren, sondern wir sollten immer im Auge
haben, dass eben auch das Budget in dieser Stadt stimmt.
Sie werden sich nicht wundern, dass wir diesem Antrag
nicht zustimmen werden, und ich hoffe doch sehr, dass sie das Kontrollamt
beweisen lassen, dass alles seine Richtigkeit hat und es auch andere
Interessenten gegeben hätte und sie da ausführlich gesucht haben und das
wirklich das wirtschaftlichste Angebot war. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN. –
GR Kurt Wagner: Sie glauben, da stehen die Firmen aus der
Privatwirtschaft ...!)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Dr Harald Troch: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
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