Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 58
Integrationsstadträtin Frauenberger: "Was es seitens der Stadt Wien sicher nicht geben kann und wird, ist eine finanzielle Unterstützung für Bauvorhaben oder die Zurverfügungstellung von Grundstücken an islamische Organisationen." Ist das die offizielle Haltung der Stadt Wien?)
Ich bitte um Beantwortung, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Ich verstehe natürlich, dass Sie Zitate aus
Interviews nach der politischen Nützlichkeit verwenden; das verstehe ich
völlig. Ich bitte aber auch um Ihr Verständnis, wenn ich Ihnen sage, dass ich
verkürzte, aus dem Zusammenhang gerissene Zitate als wesentlich weniger
nützlich sehe.
Nachdem wir heute schon einmal sehr tief in die österreichische
Rechtsgeschichte zurückgegangen sind, darf ich Sie daran erinnern, dass das
Recht auf eine gemeinsame öffentliche Religionsausübung im Art 15 des
Staatsgrundgesetzes von 1867 steht, und daher gilt das natürlich für alle
gesetzlich anerkannten Religionen und Religionsgemeinschaften. Daher gilt das
natürlich auch für uns.
Die Stadt Wien baut keine Kirchen, die Stadt Wien
baut keine Tempel, die Stadt Wien baut keine Moscheen, aber selbstverständlich haben
wir im Rahmen der bestehenden Rechtsordnung die Einrichtung zur öffentlichen
Religionsausübung nicht nur zu unterstützen, gutzuheißen, zu dulden, sondern
wir tun dies auch. Denn die Frage der Religionsfreiheit und auch dieses Recht
auf eine gemeinsame öffentliche Religionsausübung ist als Bestandteil unserer
Verfassung auch entsprechend einzuhalten. Und das ist auch die offizielle
Haltung der Stadt.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister. – Eine Zusatzfrage: Kollege Lasar.
GR David Lasar (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
Es war vielleicht nicht so gemeint, wie Sie das jetzt
dargestellt haben, aber vielleicht wird sich das jetzt mit meiner Zusatzfrage
erörtern. Man bedenke, zwei Jahrzehnte dauerten dort alleine die Verhandlungen,
und nachdem man sich jetzt vor sechs Jahren auf dieses Grundstück geeinigt hat,
ist ja einiges dort vorgefallen. Zum Beispiel fehlte einmal das Geld, dann
gingen diverse Baufirmen in Konkurs, dann ist leider auch ein Brandanschlag
dazugekommen, und diesen Herbst hätte der erste islamische Friedhof in Wien
eröffnen sollen. Da wäre der OPEC Fund gewesen, der das gesponsert hätte. Aus
dem ist auch wieder nichts geworden.
Meine Frage dazu ist: Mit welchen Maßnahmen kann die
Stadt Wien dafür Sorge tragen, dass der islamische Friedhof alsbald eröffnet
wird?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Das ist einfach zu beantworten: Mit gar keinen. Ich
sage Ihnen noch einmal: Die Stadt baut weder Kirchen noch Tempel noch Moscheen.
Bei Friedhöfen ist das ein bisschen etwas anders, denn Sie wissen, hier wird es
bei den Religionsgemeinschaften unterschiedlich gehandhabt.
Jawohl, es hat eine möglicherweise zu lange Zeit in
Anspruch genommen, tatsächlich ein Grundstück, das allen Bedürfnissen gerecht
wird, zu finden und dies auch für diesen Friedhof zur Verfügung zu stellen. Die
Errichtung des Friedhofes selbst wird von der Stadt Wien grosso modo nicht
finanziert. Wir haben keine Bauaufträge verteilt, wir bauen dort nicht. Daher
begründe ich sozusagen damit auch meine erste, etwas flotte Antwort. Ich kann
gar nichts beschleunigen dort, denn ich bin nicht der Bauherr.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Bürgermeister. – Die 2. Zusatzfrage
wird von Frau GRin Mag Korun gestellt.
GRin Mag Alev Korun (Grüner Klub
im Rathaus): Guten Morgen! Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
In dem genannten „Presse"-Interview hat die
Integrationsstadträtin Frauenberger es offensichtlich für nötig erachtet, eine
Klarstellung zu machen. Das klingt nach einer Klarstellung, würde ich sagen.
Hat es abgesehen vom islamischen Friedhof eine
finanzielle Unterstützung für Bauvorhaben oder die Zurverfügungstellung von
Grundstücken von der Stadt Wien an islamische Organisationen überhaupt gegeben,
sodass die Stadträtin das als nötig erachtet hat, medial so eine Klarstellung
zu machen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Es freut mich
von einigen Gemeinderäten nicht besonders, es freut mich jetzt auch von Ihnen
nicht besonders, dass Sie auf verkürzte Wiedergaben dazu rekurrieren. Es geht
hier nicht um eine Klarstellung, denn selbstverständlich weiß jeder, dass wir
Religionsgemeinschaften auch entsprechend unterstützen. Das gilt für alle, denn
selbstverständlich unterstützen wir die katholische Kirche in Schulvorhaben im
besonderen Ausmaß über den Orts-Schulerhaltungsfonds und auch bei der
Renovierung von Kirchen. Wir unterstützen im Krankenhausbereich die
evangelische Kirche, ebenso auch im Schulbereich. Selbstverständlich ist es
fast ein Herzeigeprojekt geworden, was wir in Erfüllung des Eizenstat-Vertrages
gemacht haben, also des Washington-Vertrages, im Hinblick nicht nur auf die Rückgabe
des alten Hakoah-Platzes, sondern auch auf die Errichtung eines ganzen
jüdischen Zentrums in diesem Bereich.
So wird auch die gesetzlich anerkannte
Religionsgemeinschaft der Muslime entsprechend unterstützt; und daher bedarf es
keiner Klarstellung. Die Klarstellung ist sowohl durch die Österreichische
Verfassung, durch die Wiener Verfassung und auch durch die Praxis der Stadt
Wien gegeben.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Bürgermeister. – Nächste Zusatzfrage:
Herr GR Dr Ulm, bitte.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Selbstverständlich müssen die
Muslime in dieser
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