Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 58
Stadt die Möglichkeit haben, Gebethäuser und Moscheen zu errichten. Das ist überhaupt keine Frage. Die Frage ist nur, wie, in welcher Art und Weise und in welchem Verfahren das passiert. So, wie es im 20. Bezirk abgelaufen ist, war es sicherlich nicht ideal.
Daher stelle ich an Sie die Frage, welche
Überlegungen Sie haben, dass dieses Verfahren verbessert werden kann, damit
diese Projekte besser durchgezogen werden können und ob allenfalls auch eine
Änderung der Bauordnung dafür aus Ihrer Sicht erforderlich ist.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Ich verstehe schon, dass man, gerade was die so
genannte Moscheefrage im 20. Bezirk betrifft, von Ihrer Seite her
versucht, Klarstellungen zu treffen, und so, wie Sie es hier getan haben, freut
mich das auch. Da stimmen wir dann überein, dass selbstverständlich eine
gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft, wie die Verfassung es vorsieht,
auch die Möglichkeit erhalten muss zur öffentlichen Religionsausübung. Das ist
gut, wenn wir hier übereinstimmen.
Nur, es sei hier insbesondere auf Seiten des
Bezirksvorstehers zu wenig kommuniziert worden, ist eine aus der Not geborene
Unterstellung. Die Gespräche, die gerade mit den Anrainern seitens des
Bezirksvorstehers persönlich geführt wurden, waren wesentlich größer als in
vielen anderen Fällen. Ich denke, das ist eine Frage der Kommunikation. Gerade
in dem gegenständlichen Fall ist es auch im besonderen Ausmaß eine Frage des
Gespräches und der Kommunikation.
Das heißt aber nicht, dass man in jedem dieser Fälle
auch Übereinstimmung zu 100 Prozent erzielen kann. Gerade diese Diskussion
hat uns ja auch vor Augen geführt, dass eigentlich Maßnahmen, die zur
Eindämmung eines Problems, das die Anrainer als solches empfinden, nämlich der
Lärmentwicklung, führen, dann in einem besonders vehementen Ausmaß auch noch
bekämpft werden – und trotz vieler Gespräche.
Daher sage ich hier in tiefer Überzeugung: Das ist
nicht eine Frage der Änderung der Bauordnung, sondern das ist auch eine Frage
der Kommunikation, wo ich im gegenständlichen Fall keinerlei Vorwürfe
ausspreche, es ist aber auch eine Frage dessen, wie wir generell in der
Gesellschaft die Diskussion darüber führen. In Wirklichkeit führen wir sie
genau um diese Verfassungsfrage der Möglichkeiten der öffentlichen Ausübung von
gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften. Diese Diskussion führen wir
hier in der Tat, und um die sollten wir uns auch bemühen. Sie wird sich
wahrscheinlich um die Frage der Bauordnung nicht erschöpfen können.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Bürgermeister. – Die letzte Zusatzfrage:
Herr GR Lasar, bitte.
GR David Lasar (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Eine Frage: Am Zentralfriedhof gibt es meines Wissens
einen Teil für muslimische Begräbnisstätten. Was passiert mit diesem Teil? Ist
das nur für gewisse Glaubensgemeinschaften, also für die islamische
Glaubensgemeinschaft gewidmet, oder können dort auch alle begraben werden?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Kurz ist in mir die Hoffnung aufgeflammt, dass Sie
sich in der Tat am Zentralfriedhof auskennen. Es ist ein so wichtiges und
wertvolles Areal in unserer Stadt, mit so einer großen Vielfältigkeit. Wenn man
sich gerade jetzt im Herbst die Zeit nimmt, durch diesen Zentralfriedhof zu
gehen, kann man die Geschichte dieser Stadt, auch die lange zurückliegende,
eruieren. So ein Spaziergang ist auch ganz gut, denn da kann man erkennen, dass
es unterschiedliche Teile des Zentralfriedhofes gibt.
Ich nehme an, die Gräber der Opfer der beiden
Weltkriege, vor allem des Zweiten Weltkrieges, werden Sie kennen. So gibt es
aber auch einen jüdischen Teil in dem Friedhof, trotz anderer jüdischer
Friedhöfe – ein Thema das uns in der Republik zu meinem tiefen Bedauern wegen
Nichterfüllungen des Vertrages seitens des Bundes ja sehr beschäftigt. Und es
gibt auch einen muslimischen Teil. Es hat bisher außer diesem muslimischen Teil
keinen anderen Friedhof in der Stadt gegeben, und daher wird selbstverständlich
dieser Teil des Zentralfriedhofes als ein muslimischer Friedhof weiter bleiben,
auch wenn es den Friedhof dann im Süden der Stadt gibt.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke sehr, Herr Bürgermeister!
Damit ist die Fragestunde für heute beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle
Stunde mit dem Thema „Multiethnische Konflikte gefährden Wiens Sicherheit"
verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der
Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Mag Stefan, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn
Minuten begrenzt ist.
GR Mag Harald Stefan (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Bei der Themenwahl für die heutige Aktuelle Stunde
war uns noch nicht bewusst, wie schnell die Realität uns wieder einholen wird.
Wir haben ja gestern erfahren und heute auch in den Medien wieder lesen können,
dass es ein neues Drohvideo gegen Österreich gibt. Islamisten sind wieder auf den
Plan getreten, offenbar ernst zu nehmen, und bedrohen Österreich, fordern uns
auf, die Truppen abzuziehen und auch Gefangene freizulassen. Britische Militär-
und Terrorexperten sprechen davon, dass Österreich offenbar zu tolerant
gegenüber Extremisten ist.
Das ist also die neueste Entwicklung. Dabei wäre das gar nicht notwendig
gewesen für unsere Aktuelle Stunde, denn die Entwicklungen der letzten Wochen
hätten durchaus gereicht, um dieses Thema hier vorzubringen,
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