Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 112
tatsächlich widerlegen, mit offenen Augen durch die Stadt, man sieht es, meine Damen und Herren! (GR Mag Wolfgang Gerstl: Aber der Stadtrat hat beim letzten Gemeinderat noch keine Ergebnisse gesehen gehabt!)
Meine Damen und Herren, die market-Studie liegt
offen, sie ist auch nachzulesen. Ich kann Ihnen da nicht helfen! Manchmal kann
man doch die Realität nicht zu dem hinbiegen, was Sie sich gerne vorstellen!
Das muss man einfach sagen! Ich denke mir, das ist durchaus eine sinnvolle
Zugangsweise zu den Fragen dieser Stadt.
Ich bin sehr glücklich darüber, dass der Kollege
Chorherr, der viele Bereiche der Stadt, auch die Verkehrsproblematik,
angesprochen hat, sich vehement dem Radfahrverkehr gewidmet hat. Ich bin mit
ihm einer Meinung, dass das, was den Modal-Split betrifft, eines unserer großen
Hoffnungsgebiete ist. Ich finde im Gegensatz zu ihm die 6 Prozent, die wir
bis jetzt erreicht haben, schon ganz anständig. Wir werden die 8 Prozent,
die im Masterplan Verkehr prognostiziert sind und die auch ein Wert sind, den
wir im KliP festgeschrieben haben, erreichen. Ich hätte mich aber gefreut, sage
ich jetzt ganz offen, wenn Sie neben der Hurrastimmung, dass Amsterdam jene
Stadt ist, die den höchsten Radverkehr hat, mit der gleichen Heftigkeit gesagt
hätten, dass der beste Modal-Split in der Europäischen Union in Wien
stattfindet und das auch etwas ist, was durchaus genauso bemerkenswert ist! (GR
Mag Christoph Chorherr: Ich hatte das Gefühl, das machen eh Sie! Das wollte ich
Ihnen nicht wegnehmen!) - Okay, dann bleiben wir bei der Arbeitsteilung.
Tatsache ist, dass mindestens ebenso bemerkenswert
wie die Radfahrtätigkeit in Amsterdam die Tatsache ist, und darauf sind wir
stolz, dass wir den besten Modal-Split in der Europäischen Union haben. Es gibt
nirgendwo in der Europäischen Union eine Stadt, wo mehr Menschen mit dem
Umweltverbund unterwegs sind als in Wien. Dieser Anteil ist, was den
öffentlichen Verkehr betrifft, in Wien vom vorletzten Jahr auf letztes Jahr um
1 Prozent gestiegen. Das ist ein toller Erfolg, den andere Städte nicht
zusammenbringen!
Es hat auch seinen Grund. Es hat seinen Grund darin,
dass, im Gegensatz zur Wortmeldung der Kollegin Puller während der Generaldebatte,
das Fahren mit Öffis in Wien keine Horrorgeschichte ist, sondern in der Tat
eine Sache ist, die eine ernst zu nehmende Alternative zu anderen
Verkehrsträgern darstellt. Nicht umsonst sind wir stolz auf diesen Modal-Split
und nicht umsonst werden die Maßnahmen verstärkt, die, wie ich bereits gesagt
habe, der Kollege Deutsch gesagt hat und die ich dann noch konkret ausführen
werde.
Was ein Problem ist, sage ich auch dazu, und das muss
man sicher ernst verhandeln, ist der Pendlerverkehr. Da haben wir zwar
europaweit einen durchaus respektablen Wert, aber es ist für Wien zu wenig. Da
ist ein Potenzial von zusätzlich 10 Prozent noch drinnen, selbst mit jenen
Linienführungen, die wir haben. Wir haben Umfrageergebnisse im VOR, wo wir uns
angeschaut haben, wie Leute, die jetzt mit dem Auto fahren, zum öffentlichen
Verkehr stehen und haben festgestellt, dass sie auf die Frage, wie sie glauben,
dass es sich für sie verändern würde, wenn sie auf das Öffi umsteigen,
annehmen, dass sie doppelt bis dreifach so lange unterwegs wären, als sie
tatsächlich sind, wenn sie einmal im öffentlichen Verkehrsmittel säßen. Wir
haben da Unterlagen der Socialdata wo wir Niederösterreich immer heftig
einladen, mit uns gemeinsam zu zahlen. Allein die dafür Zuständigen in Niederösterreich
entwickeln wesentlich weniger Bereitschaft als wir Wiener, für die Pendler
etwas zu tun! Das ist schade!
Es ist auch schade im Zuge des jetzigen Wahlkampfs,
dass sich lediglich eine Fraktion für die Veränderung der Zone-100-Grenzen in
jenen Gemeinden einsetzt, die derzeit im Gemeindegebiet durchschnitten werden.
Das ist die Sozialdemokratische Fraktion. Andere Fraktionen im
Niederösterreichischen Landtag versuchen, diese Initiative eher zu verhindern
oder halten sich dezent zurück. Das muss man einfach feststellen. Es gibt einen
durchaus gut funktionierenden öffentlichen Verkehr im Umland, der besser sein
könnte, aber es ist sicherlich richtig, dass in Wirklichkeit dieser öffentliche
Verkehr dort ein Image-Problem hat, dass wir gern gemeinsam mit unseren
Partnern im VOR lösen würden.
Es ist ein breites Gebiet und eine lange Liste, die
ich Ihnen jetzt im Detail ersparen möchte, nur einige wenige Punkte
herausgehoben, wie es um die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in Wien
aussieht:
Wir haben beim Schnellbahnverkehr als weitere
Schritte die Intervallverdichtung der S50, Wien-West - Purkersdorf, die
Verlängerung der S45, Handelskai - Praterkai.
Wir haben die Kapazitätserweiterungen auf der
Südbahn.
Wir haben die Ausbauphase der U-Bahn, die der Kollege
Deutsch bereits angeschnitten hat.
Wir haben auch das von Ihnen eingeforderte Programm
des Straßenbahnausbaus. Die Straßenbahn beißt nicht, ganz im Gegenteil. Die
Straßenbahn ist ein äußert wichtiger Verkehrsträger. Wir können glücklich sein,
das wir im Gegensatz zu anderen europäischen Metropolen die Straßenbahn nicht
reduziert haben, während beispielsweise in anderen Städten Europas die
Straßenbahnen verschwunden sind.
Die Terminisierung für die Linien 25 und 26 ist
mit der Besiedlung dieser Gebiete 2013 angesetzt. Da haben der Bürgermeister
und auch der Herr Verkehrsstadtrat und Planungsstadtrat eindeutig und klar dazu
Stellung genommen, dass das unser Plan ist, von dem nicht abgewichen wird.
Die Straßenbahn ist ein wertvoller Bestandteil eines
gesamtheitlichen Konzepts, soll nicht vergessen werden und darf auch nicht
vergessen werden. Da sind wir mit Ihnen einer Meinung. Sie haben es
eingefordert, hier die Antwort. Wir stehen dazu.
Es sei aber doch gesagt, wenn dies die Maßnahmen, meine Damen und
Herren, des öffentlichen Verkehrs sind, wie sieht es denn außerhalb Wiens aus?
Wie sieht es denn beispielsweise bei unseren deutschen Nachbarn aus? Da stellen
wir fest, dass beispielsweise der
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