Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 120
FPÖ.)
Weil das hausgemacht ist, meine Damen und Herren,
wird es von Ihnen auch immer in schöne Zahlen gegossen. Das ist Ihre in Zahlen
gegossene Politik des Versagens, Ihre Politik der Mehrbelastung und der
Perspektivenlosigkeit, der wir natürlich nicht zustimmen können! (GR Kurt
Wagner: Das sehen aber die Wähler anders!)
Nachdem ich noch zehn Minuten Zeit habe, bist du
bereit? (GR Kurt Wagner: Ich höre sehr interessiert zu!) Nachdem ich noch Zeit
habe, ein paar Worte zu ein paar Anträgen, die ich nicht unkommentiert positiv
oder negativ abstimmen kann.
Betreffend Korosec, Praniess-Kastner, Implementierung
eines zentralen Wartelistenmanagements, wo es um die Operationszeiten geht,
werden wir nicht zustimmen, weil wir der Meinung sind, dass die
Bürokratisierung, sozusagen die bürokratische Planung, die Realität nicht
ausschalten kann, das Problem nicht lösen wird. Dass es Problemfälle gibt, ist
bekannt. Dass man die bekämpfen muss, ist auch bekannt. Aber akute Operationen
werden immer akut behandelt und in der Regel geht es ordnungsgemäß zu. Wenn ich
das jetzt nach diesen Vorschlägen bürokratisiere, mit zentraler
Operationsvergabe und so, kann ich mir nicht vorstellen, dass das etwas bringt,
weil hier oftmals auch subjektive Sichtweisen in den Vordergrund treten.
Schwer habe ich mir getan, also schwer habe ich mir
nicht getan, aber unsicher war ich mir bei dem Antrag der Kolleginnen Antonov
und Pilz betreffend Dokumentation und Untersuchung verschiedener Formen von
Gewalt gegen BewohnerInnen. Klar, ich habe das zuerst gesagt, auch unser
Konzept, das gehört öffentlich sanktioniert und verfolgt. Ich stimme dem auch
zu, dass das im Patientenanwaltschaftsbericht erwähnt wird. Man muss natürlich
ehrlicherweise sagen, es steht auch in der Begründung, dass die bekannt gewordenen
Fälle zur fristlosen Entlassung geführt haben. Das heißt, eine Sanktion ist an
sich da. Dass wir das aber einmal im Jahr dokumentiert kriegen, in Form des
Tätigkeitsberichts des Pflege- und Patientenanwalts, finde ich nicht schlecht.
Betreffend Gehaltsanpassung für Hebammen im Wiener
Krankenanstaltenverbund: eine alte freiheitliche Forderung, der wir zustimmen
werden.
Betreffend Umsetzung der notwendigen Reformmaßnahmen
im Wiener Gesundheitswesen sind mir zwei Dinge aufgefallen. Es steht die Anpassung
des Niveaus hoher Bezüge an den österreichischen Durchschnitt drinnen. Diese
Formulierung klingt ein bisschen stark nach Kommunismus. Ich bin ein Vertreter
des Leistungsprinzips, wobei die Leistung natürlich mit vergleichbaren
Leistungen verglichen werden sollte. Was uns auch fehlt, ist die
Neuorganisation des Pflegebereichs, der unserer Meinung nach zum
Gesundheitswesen dazugehört. Hier wird aber meines Erachtens nur die Zuweisung
verlangt, wo wir das in aller Breite im Gesundheitsausschuss diskutieren
können. Deswegen stimmen wir dem zu.
Der letzte Punkt, den ich erwähnen will, ist die
Überführung des Hanusch-Krankenhauses in den Wiener KAV. Wenn man sich die
Begründung anschaut, hat es einen guten Ruf, ist aber leider sehr
kostenintensiv. Die Stadt Wien zahlt jährlich 25 Millionen EUR zu.
Okay, das zahlt sie eh schon. Die Stadt Wien hat derzeit ein Defizit mit
116 Millionen EUR. Offensichtlich kommt das dann auch noch dazu, weil
das ist ja jetzt kein Stadt-Wien-Defizit. Dann steigt das Stadt-Wien-Defizit.
Ich kann mir also aussuchen, ob die ein Defizit haben oder die Stadt Wien ein
Defizit hat. Wir sind dafür, dass entsprechende Gespräche aufgenommen werden.
Abschließend, wie schon vorher gesagt, der in Zahlen
gegossenen Politik, nämlich dem Budget, können wir natürlich nicht zustimmen!
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste am Wort ist Frau GRin Dr Pilz.
GRin Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen!
Ich hab heute Morgen sehr aufmerksam der Frau
Vizebürgermeisterin zugehört. Sie hat zugegeben, das Gesundheitsbudget wächst,
und sie hat gemeint, das ist innovativ, weil es würde ein Mehrbedarf an
Spitzenmedizin damit bezahlt, außerdem der von der Opposition und der
Bevölkerung sehr geforderte Ausbau der Dialyse und der Geriatrieeinrichtungen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Vizebürgermeisterin ihr eigenes Budget
so schlecht gelesen hat, denn dann würde sie nämlich feststellen und hätte hier
auch eingestehen müssen, dass es bei dem exorbitanten Zuwachs an Kosten nicht
etwa um die Investitionen geht, die wir für richtig halten und auch
unterstützen, sondern dass schlicht und einfach der Betriebskostenzuschuss im
Krankenanstaltenverbund um eklatante 20 Prozent gestiegen ist. Es ist
expressis verbis im Voranschlag ausgewiesen, dass hier die Investitionen nicht
gemeint sind. Also das Argument sticht nicht. Der Betriebskostenzuschuss dient
der Abdeckung des immer gleichen, eines eben nicht innovativen Ansatzes, also
jener Ausgaben, von denen man in vielen Bereichen, auch wenn der Herr
Generaldirektor jetzt den Kopf schüttelt, weiß, dass man falsche Strukturen
eigentlich reformieren müsste beziehungsweise Fehler der Vergangenheit für die
Zukunft nicht weiter fortschreiben sollte.
Nichtsdestoweniger hat man am 6. November in der
Gesundheitsplattform wieder Projekte beschlossen, von denen man weiß, dass man
hier eine Fehlentwicklung fortschreibt, statt Innovation zu begründen.
Beispiel: die Genehmigung von
zusätzlichen Magnetresonanztomographen für die Spitäler des
Krankenanstaltenverbunds. Wer sich mit der Materie beschäftigt, kann
feststellen, dass Österreich mit 8,4 MRT-Geräten weit über dem
EU-Durchschnitt liegt. Der liegt nämlich bei 3,8 Geräten pro einer Million
Einwohner. Die Schweden, nicht gerade ein schlecht versorgtes Land, haben 6,8,
Deutschland hat 6,9. Nur wir haben unglaubliche Zahlen, 8,4 Geräte. Und
Wien liegt da weit drüber, mit 30,3 MR-Untersuchungen pro tausend Einwohnern.
Wir haben also allen Anlass, hier die Überversorgung herunterzuschrauben. Was
tun wir stattdessen? Wir bauen
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