Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 120
Kernthema der Sozialdemokratischen Partei sein sollte, quasi den sozialen Bereich ihrer eigenen unmittelbaren Einflusssphäre entzieht und in eine marktwirtschaftlich organisierte Einheit auslagert, also praktisch die Verabschiedung vom Kernsatz sozialistischen Denkens.
Aber kommen wir zurück zu dem 116 Millionen
EUR-Defizit bei den Wiener Spitälern. Bisher hat der Krankenanstaltenverbund
auf Kosten seiner Reserven gelebt. Der Wirtschaftsplan 2008 offenbart aber
das tatsächliche Finanzdebakel. Im letzten Jahr sind die Rücklagen endgültig
aufgebraucht worden. (GR Kurt Wagner: Das sagen Sie bei jeder Budgetdebatte!)
Auch diese Art Verschleierungsstrategie, dass man das im Investitionskostenzuschuss
verstecken kann, greift nicht mehr. Wir haben bei den Pflegeheimen ein Defizit
um 20 Millionen EUR, bei den Spitälern um 23 Millionen EUR,
im AKH extra um 32 Millionen EUR. 116 Millionen EUR, also
um 20 Prozent mehr Betriebskostenzuschuss des Magistrats im Vergleich zum
letzten Jahr.
Die Finanzierungsübereinkommen für die Wiener
Spitäler für die Jahre 2006 bis 2009 wurden uns nicht zur Verfügung
gestellt. Das ist etwas, was von der Frau Stadträtin strikt geheim gehalten
wird.
Meine Damen und Herren, gebrochene Wahlversprechen
oder versprochen, gebrochen kommt natürlich auch im sozialen Bereich. Der
Kollege Wagner schaut schon. Ich muss sagen, dass ich das schon einmal gesagt
habe, aber weißt du, man kann das nicht oft genug sagen, auch wenn es offensichtlich
in einem absolut regierten Wien keinerlei Wirkung zeigt! (Beifall bei der FPÖ.
- GR Kurt Wagner: Sie erzählen das bei jeder Budgetdebatte! Das vom KAV
erzählen Sie uns auch jedes Mal!)
Es erzeugt höchstens Langeweile. Das ist die
Überheblichkeit der Macht! So würde ich das auslegen. (GR Kurt Wagner: Sie
sollten vielleicht etwas anderes bringen! Das wäre ein Vorschlag!)
Nichtsdestoweniger werdet ihr euch jetzt anhören müssen, dass die
Durchschnittshaushalte belastet werden. Ich werde es ein bisschen kürzer
machen. (GR Kurt Wagner: Sollen wir das jetzt das vierte Mal hören?) Seit 2006,
wir nennen das das 30-Punkte-Belastungsprogramm von Herrn Bgm Häupl, wurden
Kostenbeiträge für Patienten, Pflegegebühren, Ambulatoriumsbeiträge, Strompreis
mehrfach, Gaspreis, Müllgebühren erhöht. (GR Kurt Wagner: Sie sollten einmal
eine neue Rede schreiben!) - Warte, ich bin ja schon kürzer. Es kommt ja etwas
anderes dazu. Du musst nur ein bisschen warten. (GR Kurt Wagner: All das haben
wir das letzte Mal auch schon gehört! - GR Mag Wolfgang Jung: Manche müssen das
öfter hören!) Manche Dinge sind von derartig zentraler Bedeutung, dass man es
euch nicht oft genug sagen kann, nicht? (GR Kurt Wagner: Nur weil es oft gesagt
wird, muss es nicht gut sein!) Weil es sind schließlich und endlich Abgaben,
Steuern, Gebühren, die die Stadt Wien auf Kosten der Bürger erhöht hat, auch
auf Kosten der ärmsten Bürger, die sich hier nicht wehren können, wenn Sie Gas-
und Strompreis, Müllgebühr, Kanalgebühr erhöhen. Da kommt man als Bürger, der
hier legal wohnt und diese Dinge auch legal zahlen muss, schwer aus. Da tut man
sich halt leicht als Stadt Wien, wenn man jedes Jahr Gas- und Strompreis um
20 Prozent oder in dieser Preisklasse erhöht. (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Na geh!) - Hat sie jetzt „Na geh!" gesagt? - Also 2006 Strompreis
um 5 Prozent, Gaspreis um 17 Prozent, Frau Stadträtin! (Amtsf StRin
Mag Sonja Wehsely: Aber nicht jedes Jahr um 20 Prozent! - StR Johann
Herzog zu Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Aber die letzten zwei Jahre schon!) In
den letzten zwei Jahren waren es praktisch beide. Der Gaspreis war über
20 Prozent, der Strompreis war um 11 Prozent erhöht. Bitte schön,
auch nicht schlecht!
Gleichzeitig ist der Heizkostenzuschuss vom letzten
Jahr nicht erhöht worden, wenn wir schon so reden. Der ist trotz der
gleichzeitig eingeführten Erhöhungen exakt gleich wie letztes Jahr. Also wenn
wir schon so sozial sind, Frau Stadträtin, dann müssten wir ja auf der anderen
Seite auch den Armen helfen und ihren Heizkostenzuschuss erhöhen. Nein, der ist
gleichgeblieben.
Die Valorisierung bei den Wiener Linien, die wir
neulich gehabt haben, der Kanal-, Müll- und Wassergebühren, und wenn wir schon
davon reden, die Gebührenbelastung ist überhaupt auf ein Maximum gestiegen. Die
Einnahmen durch die Wassersteuer stiegen auf 161 Millionen EUR. Davon
fließen 51 Millionen EUR ins allgemeine Budget. Jetzt denke ich mir,
Wasser-, Müll-, Kanalsteuer, das gehört irgendwie zur Daseinsvorsorge, zu
kommunalen Leistungen, die zwar laut EU alle privatisiert gehören, die aber
auch die Kommune zum Wohle ihrer Bürger ordentlich machen kann. Wir waren da
auch nie dagegen. Aber irgendwie wäre es dann auch anständig, wenn man sagen
würde, diese Gebühr brauchen wir, um das zu tun, sprich, kostendeckend. Wenn
ich aber hergehe und ein Drittel dieser Gebühr ins allgemeine Budget geht, also
ich ein Geschäft daraus mache und die Leute das zahlen dürfen, dann darf ich
mich nicht wundern, dass die Leute aufgebracht sind. 51 Millionen EUR
der Wassersteuer ins allgemeine Budget, Kanalsteuer 26 Millionen EUR,
Müllsteuer 29 Millionen EUR.
Wir nennen es auch deswegen Steuern, weil es in
Wirklichkeit eine Steuer ist und nicht gerade eine Gebühr, weil ich zahle nicht
nur für das, was getan wird, sondern noch für irgendetwas anderes auch, was
keiner mitbestimmen kann.
Was natürlich auch seit der
Bürgermeister Bürgermeister ist, glorios im Vordergrund steht, wenn man sich
Österreich anschaut, haben wir in der Periode, sagen wir so, 1994 bis 2007 in
ganz Österreich an die 289 000 Arbeitsplätze geschaffen, in Wien sind
11 700 verloren gegangen. Im Gegensatz hat sich zwischen 1994 und 2007 in
ganz Österreich die Arbeitslosigkeit um 769 Personen verändert, von
119 000 auf 120 000, also in allen anderen Bundesländern, ohne Wien wohlgemerkt,
damit ich mich klar ausdrücke. In Wien hingegen ist in dieser Periode Häupl die
Arbeitslosigkeit um 9 608 Personen gestiegen. Da kann er sich auf
keinen Bund ausreden! Da kann er sich auf keine andere Regierung ausreden! Das
ist hausgemacht! (Beifall bei der
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