Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 120
niedergelassenen Ärzten, um Synergien zu schaffen und nutzen zu können", Übereinkommen der Gesundheitslandesräte im September 2007 - keine entsprechenden Synergien von Spitälern und niedergelassenen Ärzten.
„Planung und Umsetzung bundesweit einheitlicher
Impfprogramme", Übereinkommen der Gesundheitslandesräte - nicht
abgesichert, die bundeseinheitlichen Impfprogramme, geschweige denn
Ausweitungen für die HPV-Impfung gratis oder Pneumokokkenimpfung.
„Laufende Valorisierung des Pflegegelds",
Forderung der SPÖ bei der Klubklausur im Februar 2007. - Keine
entsprechende Valorisierung des Pflegegelds.
Meine Damen und Herren, die Pflege ist überhaupt ein
zentraler Bereich im Gesundheitsbereich. Das ist ein Bereich in Österreich, der
leider eine Baustelle ist, wobei man das gar nicht Baustelle nennen kann,
sondern das ist ein offenes Desaster, wenn wir uns hernehmen, dass wir
50 000 Pflegebedürftige haben, die sozusagen von illegalen Pflegern
gepflegt werden, aber keine 50 000 legalen auf der anderen Seite. Das
heißt, wir haben offensichtlich über Jahre und Jahrzehnte verabsäumt, den
Pflegeberuf so attraktiv zu machen und so zu gestalten, dass ihn Menschen in
Österreich legal ergreifen. Wir können momentan gar nicht hergehen und sagen, das
Illegale muss sofort gestoppt werden. Wir müssen Auswege suchen und da hapert
es vorne und hinten im Bund und auch in Wien.
Wir Freiheitlichen haben schon konkrete Vorstellungen
zu diesem Thema: Wir haben in unserer Präsentation unseres Pflegekonzepts
beispielsweise die Zweckbindung von gewissen Mehrwertsteuerbeträgen von
Arzneimitteln, Behelfsmitteln, Zweckbindung der Tabaksteuer gefordert oder in
den Raum gestellt, dass man das verwenden könnte, weil allein durch die
Zweckbindung der Mehrwertsteuer für Arznei- und Behelfsmittel wären
700 Millionen EUR bundesweit zur Verfügung, die man für die Pflege
verwenden könnte.
Wir wollen, dass der Pflegeanspruch
verfassungsrechtlich abgesichert wird.
Wir wollen eine Ausbildungsinitiative für
diplomiertes Pflegepersonal. Das ist schon jahrzehntelang versäumt worden.
Wir wollen die Berufsmatura. Wir wollen einen
Pflegefachbetreuer.
Wir wollen die Anerkennung von Pflegezeiten für
Verwandte und Bezugspersonen als Pensionszeiten.
Wir wollen die Versicherungsleistung für pflegende
Angehörige.
Wir wollen die Erhöhung des Pflegegelds, was auch die
SPÖ vollmundig bei ihrer Klausur gefordert hat, was aber leider nicht in dieser
Form passiert, obwohl Sie alle Macht haben, Sozialminister, Bundeskanzler.
Wir forcieren die Tagesbetreuung, die Erhöhung des
Angebots von Kurzzeitpflegeplätzen und natürlich auch die Pflegeplätzeschaffung
nach demographischer Entwicklung, nicht bloß die Geriatriezentren, sondern in
jedem Bezirk und je nach Größe vielleicht sogar mehr.
Wir wollen, und das bezieht sich jetzt zum Beispiel,
glaube ich, auf einen Antrag der Frau Kollegin Pilz, die Überwachung und
Kontrolle der Pflegeeinrichtungen im Sinne des Wohls der Pflegebedürftigen. Das
sollte eine Selbstverständlichkeit sein und muss natürlich regelmäßig durch die
öffentliche Hand erfolgen.
Und wir wollen organisatorische Maßnahmen im Rahmen
einer Reform des Gesundheitssystems, die auch eine Neuorganisation des
Pflegebereichs beinhaltet. Weil für uns, meine Damen und Herren, endet das
Gesundheitssystem nicht mit dem so genannten Patienten, sondern beinhaltet auch
den Pflegling. Also Pflege darf nicht vom Patienten getrennt werden.
Nächstes Versprechen: „Entlastung der Länder bei der
Pflegefinanzierung durch den Bund" - Bei der 24-Stunden-Pflege tragen die
Länder die finanzielle Hauptlast. Das Defizit des Fonds Soziales Wiens ist 2008
um 36 Millionen EUR auf insgesamt 557 Millionen EUR
gestiegen. Nichtsdestoweniger hat der Fonds Soziales Wien noch immer genug Geld,
um irgendwelche Randalierhäuser wie das Ernst Kirchweger-Haus oder die
„Pankahyttn“ mit Millionenbeträgen zu finanzieren, statt dass wir uns auf das
wirklich Wesentliche in einer solidarischen Gesellschaft konzentrieren, dass
wir für unseren letzten Lebensabschnitt alles tun, dass die Leute dann nicht
alles verlieren, was sie angespart haben und sozusagen die Erben gar nichts
mehr von ihren Eltern haben oder sie sich das nicht leisten können, weil sie
1 000 EUR Pension kriegen und selbst der illegale Pfleger schon
2 000 EUR kostet, geschweige denn von den Modellen, die vorgestellt
werden. Wir wollen die Solidarität der Gesellschaft auch für diesen oftmals
letzten Lebensabschnitt.
Aber, meine Damen und Herren, wenn wir schon vom
Fonds Soziales Wien reden, so ist es wie jedes Jahr irgendwie eine totale
Frechheit, dass wir das Budget im letzten Moment bekommen. Man könnte sich
jetzt ausreden, es ist eine Husch-Pfusch-Aktion, wenn man am Freitag Nachmittag
ein Schreiben kriegt: „Im Auftrag der Frau Stadträtin übermittle ich Ihnen wie
versprochen das Budget." - Freitag, 16. November 2007,
16.40 Uhr. Die von uns, die das alles noch am Freitag bekommen haben,
konnten es sich vielleicht noch am Wochenende anschauen. Es könnte aber auch
sein, dass jemand am Freitag um 16.40 Uhr nicht mehr am Computer sitzt.
Wie dem auch sei, auch das Wochenende ist zu kurz, um sich seriös mit diesen
Dingen zu beschäftigen. Es stellt sich halt die Frage, warum das in diesem Fall
so passiert. Vielleicht mit Absicht! Ich gehe einmal davon aus, dass es mit Absicht
passiert, um quasi der Opposition möglichst jede Möglichkeit zu nehmen, hier zu
recherchieren und Einfluss zu nehmen!
Wo passiert das denn noch alles in
der Stadt Wien? Abgesehen von dem von uns immer angekreideten Phänomen, dass
durch die Ausgliederung des FSW und auch des KAV eine Flucht aus dem Budget
besteht, denn das Budget ist mehr oder weniger ein Skelett ohne Fleisch mit
keiner tatsächlichen Aussage, ist doch für mich bemerkenswert, dass eine Partei
wie die Sozialdemokratische Partei Wiens, die sozusagen „sozial" schon in
ihrem Namen hat und wo das Soziale eigentlich
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