Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 120
weiter aus, statt dass wir, und das wäre ein Reform-Pool-Projekt, das sich tatsächlich gelohnt hätte, die Kooperation mit den niedergelassenen Radiologen seitens des Krankenanstaltenverbunds suchen würden. Denn auch dort sind wir im Vergleich zu anderen Staaten und im Vergleich zum Rest von Österreich absolut überversorgt.
Zweites Beispiel: Das Kontrollamt hat festgestellt,
dass Wochenkliniken den erhofften Einsparungseffekt bei Weitem nicht erzielen.
Sie haben fürs Erste eine Scham, man schickt Leute übers Wochenende nach Hause,
man spart Personal. Das Kontrollamt hat an zwei Beispielen, Rudolfstiftung und
Krankenhaus Lainz, festgestellt, dass die Vorhaltekosten bei Wochenkliniken
nahezu doppelt so hoch sind wie bei Stationen, wo es keine wochenklinische
Struktur gibt. Die Lösung, nur die ist evident, sinnvoll, kostengünstiger und
für die Menschen auch bevorzugt, wären tagesklinische Strukturen. Man könnte
Stationen schließen und die tagesklinische Versorgung ausbauen. Man entscheidet
sich weiterhin, auch dazu gab es eine Entscheidung in der Gesundheitsplattform,
für den Ausbau von wochenklinischen Strukturen.
Man geht falsche Wege. Man arbeitet nicht am
notwendigen Abbau von Akutbetten. Und man leistet sich gleichzeitig eine
Unterversorgung in der Überversorgung. Das besonders Unerträgliche an diesen
Jubelberichten ist, dass man auf Patienten- und Patientinnengruppen vergisst,
die dringend einer verstärkten Initiative einer besseren Versorgung bedürfen.
Stichwort Psychiatrie: Weil Herr Mag Brinskele auch
dort hinten steht, der PSD ist mir ein großes Anliegen. Es geht darum, dass wir
im ambulanten Bereich die Strukturen haben, die wir brauchen. Ich habe vor
Kurzem mit einem Leiter eines Ambulatoriums gesprochen und der hat gesagt,
seine Einrichtung geht über, die Patientenzahlen nehmen zu, die Personalzahlen
sind prekär, man sucht händeringend Psychiater und Psychiaterinnen, der ganze
Bereich leidet an Auszehrung.
Nicht besser ist es im stationären Bereich. In der
Überversorgung fehlen Betten und sie fehlen in der Psychiatrie. Herr Direktor
Krepler ist hier anwesend und kennt sicher die Studie, was das AKH betrifft. Es
gibt Dienste, die Sinn machen, weil nämlich Psychiatrie nicht nur dort zum
Einsatz kommt, wo man sozusagen manifest durch eine psychiatrische Erkrankung
in einer entsprechenden Abteilung untergebracht ist, sondern auch auf
somatischen Stationen gibt es Menschen, die an psychiatrischen Krankheiten
leiden, wo das Pflegepersonal damit konfrontiert ist. In manchen Häusern des
Krankenanstaltenverbunds gibt es daher einen psychiatrischen
Pflegekonsildienst. Nicht so im AKH. Obwohl es dort, und das war die Umfrage
unter Pflegepersonen 2006, hohen Bedarf gibt. Wer je in einer Akutkrankensituation
im Spital war, weiß, dass man in jedem Fall psychisch beeinträchtigt ist, wenn
man schwer krank ist.
Aber das, was hier die Pflegepersonen mitgeteilt
haben, gibt nun doch zu denken. 87 Prozent der Pflegepersonen sagen, dass
sie bei ihren Patienten und Patientinnen frühe Anzeichen einer psychischen
Erkrankung erkennen. 50 Prozent der Pflegepersonen müssen aber aus
Zeitmangel auf ein Gespräch darüber verzichten. 40 Prozent geben an, dass
trotz Wunsch der Pflege und eindringlicher Anforderung kein psychiatrischer
Konsiliardienst gerufen wird. 50 Prozent der Pflegepersonen meinen auch,
dass psychische Probleme nicht rechtzeitig behandelt werden. 80 Prozent
sagen, dass die psychischen Probleme der Patienten und Patientinnen auch auf
ihr eigenes Handeln Einfluss haben. Es ist natürlich klar, jemand, der
psychisch belastet ist, ist auch ein so genannter schwierigerer Patient.
Ich stelle daher den Antrag, dass man sich auch im
AKH um diese Patienten- und Patientinnengruppe annimmt, dass man im gesamten
Krankenanstaltenverbund eine flächendeckende Konsiliarstruktur in der
psychiatrischen Pflege erarbeitet, die entsprechenden Personalplanungen
durchführt und die Stellen dazu im kommenden Jahr schafft. Ich ersuche um
Zuweisung an den zuständigen Ausschuss.
Zweites Thema: Die Frau Vizebürgermeisterin hat heute
Morgen schon von der Dialyse gesprochen. Ich stehe nicht an, mich darüber zu
freuen und wiederholt festzustellen, wir sind froh, dass man hier endlich für
ausreichende Versorgungsstrukturen sorgen wird, insbesondere durch die Plätze,
die bei den Barmherzigen Brüdern in Kooperation mit dem Krankenanstaltenverbund
und der Gebietskrankenkasse ausgebaut wurden.
Aber man glaubt es nicht, selbst in der guten Absicht
sind im Detail Schwächen im System. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen,
dass es im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder im Ambulanzbereich keinen
Vertrag mit der gesetzlichen Krankenversicherung gibt, der bestimmte Leistungen
beinhaltet, die beispielsweise für nierentransplantierte Patienten und
Patientinnen absolut notwendig sind. Laborbefunde, die einzuholen sind, müssen
dort selbst bezahlt werden. Wer schon nierentransplantiert ist, hat
wahrscheinlich ohnehin schon genug Lasten zu tragen. Es ist nicht einzusehen,
dass es in einem Gesundheitssystem, das gleichen Zugang für alle bieten soll,
möglich ist, dass man in einem Fonds mit Ambulanzstruktur diese Leistung
bezahlt bekommt, aber nicht bei den Barmherzigen Brüdern.
Ich ersuche die Frau Stadträtin, mit dem Hauptverband
der Sozialversicherungsträger und mit den Barmherzigen Brüdern in Verhandlungen
einzutreten, um hier einen entsprechenden Ambulanzvertrag abzuschließen.
Der dritte Punkt der
Unterversorgung ist eigentlich schon wie, Sie kennen den Film sicher: „Und
täglich grüßt das Murmeltier". Seit ich in diesem Hause tätig bin, ist das
Thema Linearbeschleuniger im Donauspital ein ungelöstes. Es gibt einen
Linearbeschleuniger, den es seit den 90er Jahren gibt. Aber es wurde damals
schon festgehalten, entsprechend den international vorgegebenen Standards
müsste ein zweites Gerät da sein, einerseits weil so viele Patienten und
Patientinnen zu versorgen sind, andererseits um allfällige Ausfälle zu
kompensieren. Sie wissen, ein Linearbeschleuniger ist ein Gerät, das in der
Behandlung von onkologischen Patienten für viele dieser Patienten unverzichtbar
ist. Sie müssen sich
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