Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 120
Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Wir haben heute einen Budgetentwurf der neuen
Finanzstadträtin vorliegen und haben geglaubt, es wird daher neue Ideen, neue
Schwerpunkte, neue Facetten geben. Das ist nicht der Fall, sondern es ist im
Großen und Ganzen eine Fortschreibung der anderen Budgets.
Auch die Debatte, meine Damen und Herren, dürfte sich
im ähnlichen Fall so abspielen. Man sieht die Präsenz, die in diesem Hause
momentan vorhanden ist. (GR Friedrich Strobl: Dort hinüberschauen zu euch!
Schau hin!) - Das ist aber bei euch nicht anders, auch hier ist die Fraktion
sehr schwach besucht derzeit. (GR Friedrich Strobl: Aber das dort ist die
eigene Fraktion!)
Meine Damen und Herren, dieses Budget hat schon
etwas, was man eigentlich schon beachten müsste und das ist heute schon einige
Male erwähnt worden. Es hat immerhin 480 Millionen EUR Mehreinnahmen.
480 Millionen, das sind zirka über 4,8 Prozent dieses Budgets, wo man
einiges hätte machen können, einige wirkliche Schwerpunkte hätte machen können
oder setzen sollen. Ich komme zu einem Schwerpunkt, der bis jetzt in der
Debatte noch nicht angeschnitten ist. Ein ordentlicher Kaufmann, meine Damen
und Herren, hätte unter Umständen vielleicht einmal mehr Schulden
zurückbezahlt! (Beifall bei der ÖVP.)
Denken wir daran, dass es Bundesländer in Österreich
gibt, die keine Schulden haben. Wir haben Schulden von derzeit
1,4 Milliarden EUR und zahlen, die Frau Vizebürgermeisterin hat es
erwähnt, ganze 15 Millionen EUR zurück. Das ist 1 Prozent. Wenn
ein Unternehmen in der Geschwindigkeit seine Schulden zurückzahlt, darf ich
Ihnen nicht ausrechnen, wie lang das dauert. Nicht nur, dass wir die Schulden
zurückzahlen, es hätte auch eine nachhaltige Wirkung, meine Damen und Herren.
Wir könnten die Zinsenlast, die knapp unter 50 Millionen EUR ist,
erheblich und nachhaltig drücken. Also hier, meine Damen und Herren, wäre es
sicher an der Zeit gewesen, zum Beispiel einen Akzent zu setzen und einen Teil
dieser Mehreinnahmen dafür zu verwenden. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber ich darf darauf zurückkommen, das ist nämlich
auch schon einige Male erwähnt worden: Wie setzen sich die Mehreinnahmen
zusammen, meine Damen und Herren? 480 Millionen EUR, davon kommen
rund 350 Millionen EUR, und ich komme gleich darauf, wieso, vom Bund,
260 Millionen EUR alleine aus den Ertragsanteilen. Natürlich sind die
Beiträge der Länder erhöht worden, die Transferzahlungen öffentlicher Träger
sind erhöht worden, auch das vom Familienlastenausgleich, von der Krankenanstaltenfinanzierung,
vom Personennahverkehr gehören dazu. Das heißt, rund gerechnet
350 Millionen EUR erhält Wien mehr vom Bund.
Das sind Steuern. Ich weiß auch, Frau
Vizebürgermeisterin, dass das im Großen und Ganzen von allen Wienern ist und
dass es dem Bürger nicht unbedingt wichtig ist, ob er Wiener Steuern oder ob er
Bundessteuern zahlt. Im Gesamten soll die Steuerlast natürlich sinken. Aber
einige, und das ist erwähnt worden, dieser hohen Mehreinnahmen sind natürlich
auf Grund des sicher für Wien erfolgreichen Finanzausgleichs zu Stande
gekommen.
Aber es gibt einen Wermutstropfen, Kollege Strobl, in
der ganzen Geschichte, der Wien meiner Ansicht nach ganz besonders trifft und
der schon sehr oft in diesem Hause, vom Herrn Bürgermeister, auch noch vom
Herrn StR Rieder, aber auch vom Herrn Bundeskanzler Gusenbauer erwähnt worden
ist: Die Werbeabgabe wurde nicht abgeschafft. Gerade für einen Werbestandort
wie Wien, wo wir heute von Ihrer Fraktion gehört haben, dass zwei Drittel aller
Medienunternehmen in Wien sind und dass ein Großteil der Werbeabgabe in Wien
geleistet wird, wäre es von größter Bedeutung gewesen, diese Steuer im Rahmen
dieser Mehreinnahmen abzuschaffen beziehungsweise hier einen Impuls zu setzen.
Wir wissen alle, dass diese Steuer ein österreichisches Unikum ist und ganz
einfach eine Abschaffung, das hat das Institut für höhere Studien einmal
festgestellt, hier positive Effekte haben und unter Umständen bis zu 650 neue
Arbeitsplätze schaffen würde, was natürlich sozusagen wieder mehr Steuereinnahmen
bringen würde. (Beifall bei der ÖVP.)
Eine weitere Position, die noch stärker gestiegen ist
als das Gesamtbudget, sind die Einnahmen aus den eigenen Steuern. Es werden
93 Millionen EUR, meine Damen und Herren, nämlich 9,7 Prozent,
im Großen und Ganzen von eigenen Steuern mehr eingenommen. Die wichtigsten
Positionen: Allein 50 Millionen EUR von der Kommunalsteuer - auch das
ist heute schon erwähnt worden -, ein Riesenposten, den die Wirtschaft hier
beiträgt. Es sind um 2 Millionen EUR mehr bei der Gebrauchsabgabe,
bei der Grundsteuer mehr und der ganz große Betrag natürlich bei der
Parkometerabgabe, meine Damen und Herren, 24 Millionen EUR mehr, das
sind 57 Prozent. Hier schnellen die Einnahmen in die Höhe und das macht
ganz einfach eine Erhöhung aus, wo man nachdenken sollte, ob es in diese
Richtung weitergehen sollte.
Fünf Steuern, meine Damen und Herren, machen
90 Prozent aus, obwohl es wesentlich mehr Steuerarten in Wien gibt. Es ist
daher angesagt, bei dieser Einnahmenstruktur nachzudenken, ob man nicht auch
wie der Bund eine Landessteuerreform durchführen sollte, ob man nicht die
Steuern evaluieren sollte, überlegen sollte, ob alle Steuertatbestände noch der
heutigen Zeit entsprechen, ob der Aufwand, diese Steuern einzuheben, wirklich
dem Ertrag gegenübersteht, wenn wir derzeit bei den großen Steuern solche
Einnahmen auf Grund einer natürlich sehr guten Wirtschaftslage haben, die schon
durch eine Steuerreform des Bundes, Regierung Schüssel, zu Stande gekommen ist,
was Sie, die Sozialdemokraten, sehr lange abgelehnt haben, was aber jetzt auch
der Bundeskanzler, wenn er ins Ausland fährt, immer noch lobt, dass diese
Steuerreform für den Wirtschaftsstandort Wien ganz einfach sehr günstig ist.
(Beifall bei der ÖVP.)
Es ist daher nachzudenken, meine
Damen und Herren, ob wir im Hinblick auf die Steuern in Wien, vielleicht mit
einer Steuerreform, die es 2010 im Bund gibt, eine
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