Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 120
der Mister Finanzausgleich und nicht alle möglichen Institutionen zusammen. Das heißt, bitte putzen Sie sich in Hinkunft auch nicht mehr ab, wenn auf Grund des Finanzausgleichs irgendwelche negativen Sachen sind!
Aber im Budget stehen, wenn ich es richtig im Kopf
habe, 3,565 Milliarden EUR. Wenn man die Steuerschätzung des Bundes,
auf Basis dessen der Finanzausgleich eigentlich berechnet worden ist, hernimmt,
dann kommt man darauf, dass bei den Ertragsanteilen an den gemeinschaftlichen
Bundesabgaben eigentlich grob 3,7 Milliarden EUR stehen müssten. Dass
heißt, es fehlen, das weiß man jetzt schon, rund 140 Millionen EUR,
mit denen die Stadt Wien im Laufe der Periode jonglieren kann. Das ist auch
nicht neu. Auch heuer werden wir voraussichtlich - Sie können mich gern
korrigieren - größenordnungsmäßig 100 bis 120 Millionen EUR Mehreinnahmen
haben. 2005 hatten wir Mehreinnahmen, 2004 hatten wir Mehreinnahmen. Einzig,
wenn ich mich richtig entsinne, 2003 oder 2002, ist es fast richtig budgetiert
gewesen, was seine Ursache darin gehabt hat, dass die Stadt Wien tatsächlich
schon zur Zeit des Budgetvoranschlags die Maastricht-Kriterien erfüllen wollte
und damals, das einzige Mal in der Geschichte des Budgetvoranschlags, die
Einnahmen tatsächlich so hoch budgetiert hat, wie die Einnahmen aussehen und
die Ausgaben im Großen und Ganzen den realen Ausgaben angepasst waren.
Normalerweise ist es so, die Ausgaben ein bisschen höher, die Einnahmen ein
bisschen niedriger und man hat für die laufende Periode schon sein Spielkapital
für all jene Sachen, die insbesondere der Wiener Sozialdemokratie sehr viel
Freude machen.
Aber kommen wir zurück zu diesen Erhöhungen. Jetzt
sehen wir bei den Ertragsanteilen, dass die Erhöhung tatsächlich relativ stark
ausfällt. Bei den Steuern sind es ungefähr 9 Prozent, wenn ich es richtig
im Kopf habe. Wenn man sich dann die einzelnen Ansätze ansieht, sieht man
tatsächlich, fast jeder Ansatz hat zumindest eine Inflationsabgeltung bei den
Ausgaben drinnen. Manche haben eine exorbitante Inflationsabgeltung, wie zum
Beispiel der Krankenanstaltenverbund. Dort ist die vierfache Inflation drinnen.
Aber die meisten haben zumindest eine normale Inflationsabgeltung. Wer hat
nicht einmal die Inflationsabgeltung? Das ist leider bei allem Gender
Mainstreaming und bei allen Lippenbekenntnissen typisch, die Frauenförderung.
Die Ausgaben der Frauenförderung steigen nicht einmal so stark wie die
Inflationsrate, annähernd nicht wie Ertragsanteile oder eigene Steuern.
Ich erlaube mir da jetzt einen kurzen Schwenk zum
Gender Budgeting. Nach wie vor, sage ich, auch für meine Fraktion, begrüßen wir
prinzipiell diese Initiative, dass das als Anhang im Budget ausgewiesen wird,
wenngleich sich aus unseren Gesichtspunkten bislang noch keine Konsequenzen in
der Budgetierung ergeben haben. Was wir aber sehr wohl vermissen, sind
Bezugsgrößen. Es nützt oft nichts, einen einzelnen Teil eines Anlasses zu sehen
und aus diesem Teil wird ausgewiesen, was im Bereich einer
Gender-Mainstreaming-Perspektive frauenspezifisch ist oder ausgewogen
dargestellt werden kann, ohne die notwendigen Bezugsgrößen zum gesamten Ansatz
zu haben. Weil wenn man nur ein Zehntel des Ansatzes darstellt und sagt, da ist
es 50 zu 50, was ist dann mit den restlichen 90 Prozent? Jetzt kann es
sein, dass die gesetzlichen 90 Prozent überhaupt nicht im Sinne einer
Gender-Budgeting-Perspektive zuzuordnen wären, aber man sollte einmal zumindest
dazuschreiben, was eigentlich die Größen sind, um die es tatsächlich geht. Das
wäre, glaube ich, der wesentlichste Ansatz, um für die Folgejahre daraus
Schlüsse im Bereich des Gender Budgetings ziehen zu können.
Ein Bereich, den ich mir gerne herausgreifen möchte,
ist bei den Wiener Stadtwerken. Das betrifft nicht nur die Wiener Stadtwerke -
Wiener Linien, sondern betrifft selbstverständlich auch die Schneeräumung der
Gemeinde Wien. Da stellt sich die Wiener Stadtregierung tatsächlich immer
wieder gerne als das soziale Gewissen, insbesondere von armutsgefährdeten
Menschen dar und dann ist es immer noch an der Tagesordnung, dass für die
wirklich körperlich schwere Tätigkeit des Schneeschaufelns in der Nacht nicht
mehr als 6 EUR brutto bezahlt werden. Meine sehr geehrten Damen und
Herren, wer von Ihnen würde bei minus zehn Grad und starkem Schneefall mitten
in der Nacht für 6 EUR hinausgehen, ohne Schnee zu schaufeln, geschweige
denn, dass man eine Schaufel in die Hand nehmen und vier Stunden durchgehend
arbeiten muss, bevor man dann eine unbezahlte Pause um 4 Uhr in der Früh
macht, wo man möglicherweise zum einzigen Branntweiner gehen kann, der noch
offen hat, und zwei Stundenlöhne gleich wieder weg sind?
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Schneeräumen in
Wien, in der Stadt, in der Nacht, bei Kälte, das ist eine wirklich schwere
Arbeit! Ich würde Sie ersuchen, dass Sie den Lohn zumindest auf eine Höhe
anheben, der Ihren eigenen bundespolitischen Vorstellungen eines Mindestlohns
entspricht, mit einem zusätzlichen Nachtzuschlag. Es kann doch nicht sein, dass
man um 5 EUR untertags eine Stunde Schnee schaufeln gehen muss! Welche
Menschen sind denn das, die es betrifft? Die, die es sich nicht wirklich aussuchen
können, die darauf angewiesen sind, dass sie im Zweifelsfall die Stunde
5 EUR mehr haben!
Wir werden spätestens zur nächsten Sitzung, sofern
sich nichts ändert, einen diesbezüglichen Antrag einbringen. Ich würde Sie
allerdings ersuchen, nicht darauf zu warten, dass dieser Antrag von uns kommt,
sondern ich würde Sie tatsächlich ersuchen, umgehend im eigenen Bereich mit den
Wiener Linien Kontakt aufzunehmen, dass es nicht mehr möglich ist, zu diesen
beschämenden Arbeitsbedingungen arbeiten zu müssen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich habe versprochen, ich mache es kurz. - Ich danke
sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr Dkfm Dr Aichinger. Ich
erteile es ihm.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular