Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 82
Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Ich darf vielleicht nur ganz kurz einige Worte zu
Frau Kollegin Korun verlieren, die vorher gemeint hat, unsere Anfrage sei
rechtswidrig: Ich weiß zwar nicht, wie es funktionieren soll, dass eine Anfrage
an und für sich rechtswidrig ist, noch dazu, wo wir hineinschreiben, dass wir
fragen, ob der Herr Stadtrat mit der Bundesregierung in Verhandlung tritt, um
eben den Rechtsbestand, der teilweise – da haben Sie schon recht – nicht
zufriedenstellend ist, zu ändern. Ich empfehle Ihnen auch, dass Sie sich noch
einmal die Richtlinie, um die es geht, durchlesen und vor allem bei Art 5
Abs 2 nachlesen. Da steht wörtlich:
„Die Mitgliedsstaaten können von Drittstaatsangehörigen
verlangen, dass sie die Integrationsanforderungen gemäß nationalem Recht
erfüllen."
Also ganz so an den Haaren herbeigezogen ist das, was
wir wollen, nicht. Außerdem: Eine Anfrage kann schwer rechtswidrig sein - das
nur nebenbei.
Meine Damen und Herren! Bei einer Diskussion über die
aktuelle Situation des sozialen Wohnbaus in Wien muss man natürlich die
Probleme im Zusammenleben zwischen den Österreichern und den Neo-Österreichern
beziehungsweise den Ausländern im Gemeindebau besonders hervorheben. (GRin
Mag Alev Korun: Zwischen Österreichern und Österreichern!) Das ist ja in
der Diskussion auch schon geschehen, es sind schon mehrere Leute darauf
eingegangen. Wir Freiheitlichen haben immer und immer wieder auf diverse
gefährliche und nicht zufriedenstellende Entwicklungen hingewiesen, und leider
waren die Reaktionen der anderen Parteien beziehungsweise der Verantwortlichen
der Stadtverwaltung auch immer und immer wieder die gleichen: Die Probleme
wurden meistens verharmlost oder überhaupt geleugnet.
Das geht inzwischen nicht mehr. Inzwischen kann das
Problem nicht mehr weggeredet werden, und dem einen oder der anderen von den
Multikulti-Agitatoren geht inzwischen auch schon ein Licht auf. Ich werde
später noch darauf zurückkommen. (GRin Mag Alev Korun: Au weh!) Ja, da
werden Sie überrascht sein, oder vielleicht auch nicht. (GRin Mag Alev
Korun: Wir freuen uns schon!) Das glaube ich Ihnen.
Wir stehen jetzt vor einer Situation, wo sich in
vielen Gemeindebauten und teilweise schon in ganzen Bezirksgrätzeln die
einheimische Bevölkerung wie Fremde im eigenen Land fühlt. Wir haben das auch
schon gehört. Der Anteil der Gemeindebaubewohner mit Migrationshintergrund wird
unterschiedlich mit bis zu 33 Prozent angenommen; Tendenz steigend.
Ich empfehle Ihnen, meine Damen und Herren, einmal
ganz einfach einen Fahrschein zu lösen und zum Beispiel zu uns in den
15. Bezirk zu fahren und dort mit den Betroffenen und mit den Bewohnern
der Gemeindebauten zu reden. Das kostet nicht viel Geld, daher sparen wir uns
auch diverse Studien. Dort können Sie aus erster Hand erfahren, wie verzweifelt
die Menschen teilweise jetzt schon sind. Die Probleme - wir kennen sie ja -
reichen von unzumutbaren Lärmbelästigungen bis spät in die Nachtstunden über
Geruchsbelästigungen, Verschmutzungen, vor allem auch Konflikte um gemeinsam
benützte Bereiche wie permanent besetzte Waschküchen, das Negieren von
Hausordnungen bis hin vor allem auch zum Problem der unüberbrückbaren
Sprachbarrieren auf Grund mangelnder oder nicht vorhandener Deutschkenntnisse.
Das sind Probleme, die nicht mehr wegzuleugnen sind.
Als Reaktion darauf - die Stadtverwaltung hat ja ein
bisschen etwas gemacht - wurden von der Stadtverwaltung nunmehr so genannte Konfliktpräventionsmaßnahmen
im Gemeindebau ins Leben gerufen. Im März wurde das präsentiert. Festzustellen
ist leider, dass diese Maßnahmen bis jetzt kaum eine positive oder überhaupt
eine Wirkung zeigen, sondern in Wirklichkeit offenbaren diese nur die gescheiterte
Wiener Integrationspolitik.
Da gibt es, neben den Stellen von Wiener Wohnen,
Gebietsbetreuungen, da gibt es die Wohnservice Wien GmbH, die
Bezirksvorstehungen, Sozialarbeiter und Mediatoren und so weiter und so fort.
Trotzdem kommen die Leute zu uns und klagen uns ihr Leid, dass nämlich fast
alle Stellen oftmals nicht weiterhelfen können und nur an das Verständnis für
fremde Kulturen appelliert würden.
Meine Damen und Herren! Irgendwann erwarten sich auch
die Leidtragenden Verständnis für ihre Probleme. Die bisherige und die weitere
Entwicklung im Gemeindebau, nämlich die sukzessive Öffnung für Ausländer, ist
also keineswegs im Interesse der alteingesessenen Gemeindebaubewohner.
In diesem Zusammenhang, meine Damen und Herren, darf
ich auch zum wiederholten Mal auf die ursprüngliche Meinung des Herrn
Bürgermeisters zu diesem Thema hinweisen, der noch kurz nach seinem Amtsantritt
festgestellt hat: Es bleibt dabei: keine Ausländer im Gemeindebau! - Als
Begründung für seine damalige Meinung hat der Herr Bürgermeister das
Volksempfinden angeführt. Leider kann er sich inzwischen an seine damalige
Meinung nicht mehr erinnern. Jetzt spricht er von der Notwendigkeit einer
Durchmischung im Gemeindebau.
Allerdings - und jetzt kommen wir darauf zurück -
gibt es in letzter Zeit auch schon die eine oder andere überraschende
Wortmeldung zum Thema Integration von Seiten der Sozialdemokratie. Inzwischen
hat es sich sogar schon bis zum Herrn Bundeskanzler herumgesprochen, dass es
mit der Integrationspolitik in Österreich offensichtlich nicht zum Besten
bestellt ist, daher hat der Herr Bundeskanzler die Einrichtung einer
Integrationsplattform vorangekündigt. Leider 30 Jahre zu spät, aber
immerhin. Wir werden aufmerksam verfolgen, was dabei herauskommt.
Auch die Frau
Integrationsstadträtin hat spät, aber doch, erkannt, worauf es ankommt. In der
U-Bahn-Zeitschrift „Heute" vom 23. Oktober hat sie festgestellt - ich
darf sie zitieren: „Klare Vorgaben für Zuwanderer: Ihnen soll klarer als bisher
gesagt werden, was wir unter Integration verstehen." - Das kann man nur
unterstreichen. Und sie fordert von Neo-Wienern, Kinder nicht
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